2. Bundesliga - Saison 2004/2005 - 19. Spieltag - Sonntag 30.01.2005  - 15:00 Uhr
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Respekt vor dem Unparteiischen

Es war eine schicksalsträchtige Woche für den Deutschen Fußball: Robert Hoyzer gestand, nach ersten Dementis, dass die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen im Kern zutreffend sind. Mit diesem Bekenntnis des 25-jährigen hat der Deutsche Fußball seinen Wettskandal, dessen Dimensionen bis dato noch nicht absehbar sind. Denn Hoyzer sagt auch, dass weitere Personen darin verwickelt seien und die Sache ein immenses Ausmaß haben wird.

Und Deutschlands derzeit wohl weltweit anerkanntester Schiedsrichter Markus Merk erklärte nach dem Bekanntwerden des Skandals: "Ich bin seit 30 Jahren Schiedsrichter, aber solche schweren Tage habe ich noch nicht erlebt. Es ist nichts mehr, wie es war." Schiedsrichter-Chef Volker Roth wirkte wie gelähmt: "Dieser ganze Vorgang geht mir unglaublich nahe. Das ist unverzeihlich." Damit lehnte er gleichzeitig
Hoyzers Entschuldigung gegenüber dem DFB, seinen Schiedsrichterkollegen und allen Fußballfans ab.

Trotz alledem sollte in den kommenden Spielen keine Generalverurteilung der Schiedsrichter stattfinden. Jörg Schmadtke: "Das Ganze ist natürlich eine sehr ernste Angelegenheit und dementsprechend müssen wir auch mit der nötigen Ernsthaftigkeit die Sache beurteilen und angehen." Damit meint der Sportdirektor der Schwarz-Gelben insbesondere die Tatsache, dass am vergangenen Mittwoch Dominik Marks, der die Partie der Alemannia gegen LR Ahlen eigentlich leiten sollte, abgesetzt wurde. Das aber nicht, weil er unter dringendem Tatverdacht stehe, sondern aus einem Schutz heraus, erklärte der DFB am Donnerstagabend. Schmadtke: "Wir glauben nicht, dass wir in früheren Spielen betrogen wurden, warten nun erstmal wertneutral ab, was sich weiterhin tut."

Dass den Schiedsrichtern schwere Wochen und Aufgaben bevorstehen, dürfte allseits bekannt sein und deshalb appelliert Jörg Schmadtke im Namen des Vereins an alle Zuschauer: "So etwas wie Montag möchte ich am Sonntag nicht hören. "Schiri hol den Wettschein raus", das ist einfach unangebracht. Mit Schiedsrichter Weiner kommt am Sonntag ein sehr erfahrener und guter Schiedsrichter zum Tivoli und der sollte eine faire Chance erhalten." Dass Weiner im Spiel gegen die Geißböcke aus Köln bereits am Tivoli zu Gast war und nicht nur Lob zu hören kam, ist für alle Beteiligten abgehakt: "Das war ein sehr schwieriges Spiel und es waren nicht alle mit seinen Entscheidungen zufrieden, aber das ist Schnee von gestern. Und dies sollten alle so sehen, es muss ein vernünftiger Umgang herrschen", so Schmadtke.

Das der ernstgemeinte Appell an die Fans auf dem Tivoli, denn die Aufgabe und Umstände sind für die Schiedsrichter derzeit sicherlich sehr schwer, das Scheinwerferlicht wird sich auf sie fokussieren. Deshalb sollten die Fans ihnen diesen Gang nicht noch schwerer machen, als er eh schon ist.

Auch wenn die Partie medial in den letzten Tagen in den Hintergrund gerückt war, für Alemannia Aachen ist das Duell mit LR Ahlen von größter Bedeutung, denn: "Wir wollen am Sonntag den negativen Eindruck aus der Partie gegen Eintracht Frankfurt verwischen", so Dirk Bremser. Der Co-Trainer vertritt seit nunmehr zwei Tagen den an einem grippalen Infekt erkrankten Chef-Coach Dieter Hecking. Bremser: "Dieter geht es nicht sehr gut. Er hat mit einem grippalen Infekt und allen seinen Begleiterscheinungen zu kämpfen. Er wird antibiotisch behandelt, steht unter ärztlicher Beobachtung und wir hoffen, dass er Sonntag dabei sein kann, wenn wir gegen Ahlen auf dem Tivoli antreten werden. Ist er nicht dabei, haben wir aber auch alles im Griff, da muss sich niemand sorgen machen." Und Schmadtke untermauert dies mit der Aussage, dass man ja ständig in engem telefonischem Kontakt mit dem Übungsleiter stehe. Hecking wird allerdings nur dann am kommenden Sonntag auf der Trainerbank sitzen, wenn keine Ansteckungsgefahr besteht.

Die Partie in Frankfurt, die wenig erfreuliche Erkenntnisse gebracht hatte, wurde eingehend analysiert, Schlussfolgerungen gezogen. Bremser: "Wir haben das Spiel schonungslos analysiert und die Mannschaft ist selbstkritisch genug zu wissen, dass sie mehr kann und auch mehr bringen muss. Was die sportliche Meinung diesbezüglich angeht, da waren wir uns alle sehr schnell einig und alle haben auch Einsicht gezeigt." Dabei war die Vorbereitung nach den Siegen gegen Gent und Kerkrade als durchweg gelungen bezeichnet worden. "Es war für uns nach den Ergebnissen in der Vorbereitung und auch den Trainingseinheiten nicht absehbar, dass das Spiel so ablaufen könnte oder gar würde. In den Einheiten vor der Partie war Temperament vorhanden, das nötige Feuer und die positive Aggressivität waren ebenfalls da. Und vor allem, im Spiel nach vorne hat alles sehr gut gepasst - im Gegensatz dann zum Spiel in Frankfurt. Da wurde ja speziell das Spiel nach vorne kritisiert. Aber in den Trainingseinheiten waren wir auch nach vorne hin sehr sicher."

So gilt es nun, nach dem holprigen Start in die Rückrunde mit einem guten Heimspiel die Siegesserie auf dem Tivoli weiter auszubauen. Nicht dabei sein werden Florian Bruns, Reiner Plaßhenrich und Thomas Hengen. Der Einsatz von Thomas Stehle ist ebenfalls fraglich, er konnte heute erstmals wieder leicht ins Training einsteigen. Bremser: "Es ist sicher kein Geheimnis, dass Moses Sichone nach seiner abgesessenen Gelbsperre wieder in die Anfangsformation zurückkehren wird. Ansonsten warten wir die letzten Trainingseindrücke ab und überlegen dann."

Die Überlegungen bezüglich einer Neuverpflichtung neigen sich dagegen dem Ende entgegen. Schmadtke: "Montag schließt sich das Transferfenster, es ist durchaus möglich, dass sich nichts mehr tut. Und das aus den verschiedensten Gründen. Wir haben uns gewisse Grenzen gesetzt und die werden wir einhalten. Wenn das Gesamtpaket dann einfach nicht passt, dann handeln wir auch nicht. Das wäre gegen unsere Prinzipien. Wir haben zudem das Vertrauen in den Kader und was die betreffende Position betrifft in Emil Noll und denken, dass wir ihn auch absichern können, wenn er sich mal verletzen würde. Einen haben wir noch im Köcher, aber wie gesagt, es muss alles passen, andernfalls gehen wir die Rückrunde mit unserem jetzigen Kader an."

Und dass der Kader stark genug ist - nicht nur, um am Sonntag den LR Ahlen in seine Schranken zu weisen - das steht außer Frage. Ungeachtet dessen hat sich aber der kommende Gegner der Schwarz-Gelben dieser Tage noch verstärkt. In den letzten Wochen hatte sich der Wechsel von Damir Pekic an die Werse bereits angedeutet, aber erst diese Woche konnten die Verträge unterzeichnet werden. Pekic laboriert noch an den Folgen eines Achillessehnenriss und wird dem LR erst ab März voll zur Verfügung stehen. Bis dahin soll er langsam wieder herangeführt werden. Ingo Peter, Trainer des LR: "Wir denken, dass er uns, sobald er wieder vollkommen belastbar ist, im Sturm wird weiterhelfen können. Solange helfen wir ihm auf dem Weg dahin." Ahlen hatte Pekic bereits im Sommer in Augenschein genommen und für "tauglich" befunden, dann aber zog er sich die schwerwiegende Verletzung zu, die ihn bis heute außer Gefecht setzt. Ablösefrei soll er eine weitere Alternative im Sturm darstellen.

Die Partien gegen LR Ahlen liefen zuletzt wenig erfolgreich, 1:1 hieß es zu Beginn dieser Saison im Wersestadion und auch Ende der letzten Spielzeit auf dem Tivoli. Dass es letzte Saison auf dem Tivoli nur ein Remis gab, sorgte mit dafür, dass die Schwarz-Gelben nicht ins Oberhaus des Deutschen Fußballs durchstarten konnten. Ein Tor fehlte bekanntlich und brachte letzten Endes die Tivoli-Kicker um den Erfolg aller Mühen. Denn in Karlsruhe reichte es am Ende ebenfalls nicht mehr zu einem Sieg.

In der Partie am kommenden Sonntag möchte die Alemannia aber an die letzten Heimspiele anknüpfen. "Wir werden wieder offensiven Fußball zeigen und ein attraktives Spiel abliefern. Frankfurt war letzten Montag, wir richten unseren Blick nun nach vorne." Und allerorts ist man nun auch froh, dass der Fußball wieder ins Rampenlicht rückt. Markus Merk: "Ich spreche im Namen aller meiner Kollegen: Wir sind froh, wenn endlich wieder angepfiffen wird." Und dem schließen sicherlich auch alle Alemannen an, denn nun startet auch auf dem Tivoli die Rückrunde.

Der Unparteiische

Schiedsrichter der Partie am kommenden Sonntag ist Michael Weiner aus Giesen. Der verheiratete Polizeibeamte pfeift seit 1995 Spiele der 2. Bundesliga (83) und seit 2000 auch Spiele der 1.Bundesliga (67). Auch für die FIFA ist der 35-jährige seit 2002 aktiv, leitete bislang fünf Partien im Europapokal. Weiner wird an der Linie begleitet von seinen Assistenten Bernd Hauer aus Hambühren und Patrick Ittrich aus Hamburg.

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