2. Bundesliga - Saison 2005/2006 - 33. Spieltag - Sonntag 07.05.2006  - 15:00 Uhr
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Kein Abschied unter Tränen

Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel informiert der Trainer üblicherweise über die letzten Neuigkeiten aus dem Kader und Einschätzung des Gegners. Am Freitag war alles anders, denn neben Dieter Hecking hatten Willi Landgraf und Erik Meijer Platz genommen.

Nach der Information über den Wechsel Landgrafs zum FC Schalke ließ auch Erik Meijer die Bombe platzen: „Ich wechsle für die Ablösesumme von 60 Litern Bier in die dritte Mannschaft des SV Meerssen. Ich muss allerdings noch einiges aufholen, meine zukünftigen Teamkollegen haben alle schon die 100 Kilo erreicht, aber ich arbeite dran.“ Zwar hatte Landgraf versucht, seinen Kollegen dazu zu bewegen, mit ihm nach Schalke zu gehen, doch auch Meijer hat mit der Rückkehr in seinen Heimatort ganz eigene Pläne.

Am Sonntag verabschieden sich die beiden Tivoli-Helden von „ihrem“ Publikum - mit dem Aufstieg in der Tasche. „Natürlich ist es so viel schöner - man soll gehen, wenn man ganz oben steht und mit dem Aufstieg habe ich meine Zeit in Aachen perfekt gemacht“, so Meijer. „Es gibt keinen besseren Zeitpunkt!“ Der Holländer wird der Alemannia zumindest erhalten bleiben und in der neuen Saison mal im Marketing, mal im sportlichen Management reinschauen. Auch Landgraf freut sich auf die neuen Herausforderungen bei Schalke 04.

Dennoch gehen beide Spieler mit mindestens einem weinenden Auge. „Der Sonntag wird auf jeden Fall emotional - dagegen können wir uns gar nicht wehren“, so Landgraf. „Auf dem Feld sind wir zwar eiskalt, aber am Ende sind auch wir nur Menschen“, erklärt Meijer. „Die Taschentücher wollen wir aber trotzdem Zuhause lassen“, haben beide einstimmig beschlossen. Die Zimmerkameraden sind auch über das sportliche Miteinander hinaus gute Freunde geworden. „Schließlich sind wir mehr als nur Fußballer - Willi und ich können sich über viele Dinge unterhalten. Natürlich wird er mir fehlen. Wir sind wie ein altes Ehepaar.“

Neben der Freundschaft und den gemeinsamen Jahren am Tivoli teilen beide Routiniers den Wunsch, in ihrem letzten Heimspiel noch ein Tor für die Schwarz-Gelben zu schießen. Zur besonderen Freude des Trainers: „Ich erinnere mich da an eine Szene mit Willi aus dem Siegenspiel…“, scherzte Hecking nach dem Bekenntnis seines Rechtsverteidigers, gegen Freiburg als Torschütze in Erscheinung treten zu wollen. „Der Ball ist sicher immer noch unterwegs“, lacht Meijer. Beide haben Familie und Freunde zur Partie eingeladen, Willis Gäste werden sogar mit dem Mannschaftsbus in Bottrop abgeholt. Nach dem Spiel gibt es neben der offiziellen Ehrung durch den Verein mit Sicherheit einige bewegende Worte. Erik Meijer hat sich etwas für die Fans ausgedacht, das noch nicht verraten wird. Und beide vermuten eine Aktion ihrer Ehefrauen. „Die telefonieren verdächtig oft miteinander“, so Landgraf.

„Am schönsten wäre es natürlich, wenn wir uns mit einen Sieg verabschieden könnten“, sagt der Neu-Schalker Landgraf. „Mal sehen ob die Freiburger da mitspielen.“ Womit wir bei der sportlichen Seite des 33. Spieltags wären. „Es wird personelle Veränderungen geben“, kündigt Hecking an. Reghecampf und Heidrich sind nach ihren Sperren wieder da, Schlaudraff und Noll fehlen weiterhin. Bei Moses Sichone (Sprunggelenk) sind die alten Probleme wieder aufgetreten, möglicherweise beendet der Sambier die Saison zur Sicherheit vorzeitig. „Ich freue mich auf das Spiel“, sagt Hecking, der den Spagat zwischen würdevollem Abschied für seine Routiniers und sportlich ernsthafter Veranstaltung schaffen will. Für die Freiburger ist der Aufstieg theoretisch noch möglich, die Gäste werden also nichts zu verschenken haben. Bei 5 Punkten Rückstand müsste allerdings schon ein mittelgroßes Fußballwunder geschehen, um den SCF noch in die Erste Liga zu spülen. Den ersten Auswärtssieg 2006 haben die Breisgauer in der vergangenen Woche in Rostock zumindest schon geschafft. Alemannia wird das Team von Volker Finke also mit Sicherheit nicht unterschätzen.

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