„Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass ich hier sitze und in der ganzen Stadt eine riesige Spannung herrscht, dass jeder dem Spiel entgegen fiebert, weil es um den Aufstieg geht. Leider hat das nicht geklappt“, sagt Dieter Hecking. Ein bisschen von der Stimmung, wie sie wohl auch am Sonntag im Stadion herrschen wird, war am Freitag bei der allwöchentlichen Pressekonferenz schon zu spüren.
Auch für die Journalisten, die über die Alemannia berichten, geht schließlich ein Jahr zu Ende, das aufregender kaum hätte sein können. Und weil fast alle Saisonbilanzen schon geschrieben sind, fasste sich auch Dieter Hecking sehr kurz am Freitag. Neben den Gelb-gesperrten Thomas Stehle und Emil Noll sowie den Verletzten Thomas Hengen, Stephan Straub, Willi Landgraf und Sergio Pinto stehen Hecking alle Spieler für das letzte Saisonspiel gegen Fürth zur Verfügung.
Erik Meijer hat seinen Oberschenkel in dieser Woche im Training getestet und wird wohl auflaufen können. Auf der linken Seite könnte Florian Bruns von Beginn an die Vertretung von Emil Noll in der Viererkette übernehmen, rechts darf mit Frank Paulus gerechnet werden. „Paule“ wird gemeinsam mit sechs anderen Spielern vor der Partie verabschiedet. Simon Rolfes, Kai Michalke, Ivan Petrovic, Chris Iwelumo, Edwin Bediako und auch der in der Winterpause nach Kaiserslautern gewechselte Stefan Blank erhalten Präsente der Alemannia.
Auch sonst wird rund um die Begegnung so manches anders sein. Besonders nach den 90 Minuten dürfen sich die Fans darauf freuen, was Verein und Mannschaft sich als Dankeschön für die tolle Unterstützung haben einfallen lassen.
Natürlich soll vorher noch die SpVgg Greuther Fürth besiegt werden, um auch in die richtige Stimmung zu kommen. „Ich glaube, die Spieler wollen sich mit einer guten Leistung verabschieden und werden noch einmal volle Pulle gehen, auf Sieg spielen“, kündigte Hecking schon einmal an. Beistand von oben sollte es dafür geben, denn der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff wird im Stadion sein. Die Alemannia unterstützt den Weltjugendtag im August in Aachen. Moses Sichone wird ein Trikot mit den Unterschriften der Spieler überreichen, das in den Tagen nach dem Spiel auf der Homepage des Bistums zu Gunsten des Weltjugendtages versteigert wird. Zurück zum Spiel. Glaubt man Dieter Hecking, ist ein gähnend langweiliges 0:0 eher unwahrscheinlich. „Ich erwarte einen offenen Schlagabtausch, wie das häufig der Fall ist bei Mannschaften, für die es aus taktischer Sicht keine Zwänge mehr gibt. Wir wollen einfach nur Lust am Fußballspielen versprühen“, sagt der Coach.
Ein unterhaltsamer Nachmittag könnte das werden auf dem Tivoli. Dazu passt, dass noch Tickets zu haben sind: Genau 200 Schlachtenbummler aus Fürth - bei so wenig Interesse der Gäste lohnt es sich, für das letzte Saisonspiel den Aachener Wall ein wenig umzukrempeln. Ein mobiler Zaun wird eingesetzt. So konnte Alemannia-Geschäftsführer Bernd Maas am Freitag verkünden: „Es gibt doch noch Stehplatzkarten.“ Rund 500 zusätzliche Tickets für den Block X sind ab sofort erhältlich. Auch auf der Sitzplatztribüne ist durch das mangelnde Interesse der Franken noch Platz für kurz entschlossene Stadiongänger. 140 Plätze sind hier noch zu belegen. Natürlich sind die Tickets im Alemannia-Shop an der Krefelder Straße zu haben. Wer also bei gutem Wetter die Saison auf dem Tivoli verabschieden will, hat jetzt doch noch eine Chance.
Alemannia Aachen: Bruns, Fiel, Klitzpera, Meijer, Nicht, Paulus, Plaßhenrich, Rolfes, Scharping, Schlaudraff, Sichone / Trainer: Dieter Hecking
SpVgg Greuther Fürth: Dabac, Fuchs, Kleine, Krämer, Neuhaus, Page, Rösler, Ruman, Timm, Weber, Westermann
0:1 Jörg Albertz (82.)
4 / 8
2 / 7
Wagner Lutz, Iaccarino, Stieler
20.330 (davon ca. 200 aus Fürth)
heiter bis wolkig, 18°
Vor dem Spiel begannen die Feierlichkeiten damit, dass sieben Spieler der Alemannia verabschiedet wurden. Stefan Blank war extra aus der Pfalz nach Aachen gereist, um zusammen mit seiner alten Mannschaft den Saisonabschluss zu erleben. Der Abwehrmann ging zur Winterpause nach Kaiserslautern. Mit ihm wurden Simon Rolfes, der bald in Leverkusen kickt, und Kai Michalke, der bei den Zebras seine Brötchen verdienen wird, mit frenetischem Applaus verabschiedet. Die Traube am Mittelkreis machten Frank Paulus, Ivan Petrovic und Chris Iwelumo komplett. Edwin Bediako fehlte, weil er bei den Amateuren spielte. Zum Abschied gab es nicht nur Blumen und Alemannia-Uhren: Sprechchöre der Fans machten das letzte Auflaufen der Profis zu einem würdigen Abschied.
Das Spiel begann flott, denn beide Mannschaften wollten noch einmal guten Fußball zeigen. Personell hatte Dieter Hecking im Vergleich zum Spiel in Burghausen drei Veränderungen vorgenommen. Die Gelb-gesperrten Noll und Stehle wurden durch Bruns und Paulus ersetzt, und der genesene Meijer durfte für Gomez stürmen. Trotz der offensiven Ausrichtung beider Mannschaften kam es in den ersten Minuten kaum zu Torraumszenen. Viele Missverständnisse und Fehlpässe ließen kaum Spielfluss zu. In der 15. Minute der erste Warnschuss der Alemannia: Scharping zimmerte den Ball nach einem Pass von Fiel an die Latte. Auch im weiteren Spielverlauf hatte die Alemannia die besseren Chancen. Einen schön vorgetragenen Angriff konnte Erik Meijer jedoch nicht erfolgreich abschließen. Eine Hereingabe von Scharping erwischte der Kapitän nicht richtig. Der Fürther Schlussmann Neuhaus hatte keine Probleme den Ball zu sichern.
Die einzige nennenswerte Aktion der Fürther Offensive führte fast zum Rückstand für die Alemannia. In der 38. ließ Keeper Nicht einen Kopfball von Ruman nur abprallen, macht aber eine Sekunde später seinen Fehler aber gut. Der einschussbereite Kleine scheiterte an dem glänzend reagierenden Nicht. Die erste Halbzeit ging ohne viele sportliche Höhepunkte zu Ende. Man merkte, dass es für beide Mannschaften nicht mehr um viel ging.
Nach der Pause änderte sich auf dem Platz zunächst nichts. Beide Trainer schickten die gleiche Elf auf den Rasen. Es passierte wenig spektakuläres, deshalb kam es ganz recht, dass die Ergebnisse aus den anderen Stadien für Unterhaltung sorgten. Meijer war es dann, der mit einer Sitz-Fußball-Einlage nicht nur das Publikum erheiterte, sondern auch den Ball eroberte und Plaßhenrich eine gute Schussmöglichkeit bescherte. Dieser konnte in der 55. Spielminute aber nichts Zählbares aus der Chance machen. Drei Minuten später waren es die Fürther, die ihrerseits in Führung hätten gehen können. Nach einem Solo von Krämer konnte dieser zwar drei Alemannia-Spieler stehen lassen, scheiterte aber am Aachener Schlussmann. In der 69. Minute dann Pech für die Alemannia. Der eingewechselte Gomez traf nach einem schönen Doppelpass mit Fiel nur den Außenpfosten. Einen Fan hielt es anscheinend, begeistert von der Schusskraft des kleinen Franzosen, nicht mehr auf dem Sitz. Quer über den Platz rennend, tat er seiner Begeisterung Ausdruck und wurde mit Beifall gefeiert.
Kurz vor Schluss entschied Jörg Albertz mit einem Hammer die Partie. Von der Strafraumkante hämmerte er den Ball in den Winkel. Torwart Nicht hatte keine Chance an die Kugel zu gelangen. In den Schlussminuten gab die Alemannia noch einmal Gas, doch fand kein Rezept, die Fürther zu überlisten.
Trotz der Niederlage war beste Stimmung am Tivoli. Mit einem Transparent „HALLO FANS - IHR WART GEIL. DANKE, DANKE“ bedankte sich die Mannschaft bei ihrem 12. Mann. Mit einer Tanz- Einlage und „HUMBA“ feierte die Mannschaft noch lange nach dem Spiel mit ihren Fans. Trainer Hecking zog deshalb auch durchweg positives Fazit, was die Unterstützung der Fans anging. „Man hat heute schon wieder gesehen, wie schön es ist vor diesen Fans zu spielen.“ Im Vorblick auf die nächste Saison hofft der Coach auf ähnlich schöne Momente wie in diesem Jahr. „Nächstes Jahr haben wir leider kein Highlight wie den UEFA-Cup, deshalb wollen wir die Highlights in der Meisterschaft setzen.“ Auch Gäste-Coach Benno Möhlmann war sichtlich angetan von der Reise zum Tivoli. „Wir freuen uns schon auf die nächste Saison. Dann können wir hier wieder spielen.“ Nach dem Spiel feierten Mannschaft und Fans weiter - die Zelte rund um den Tivoli wurden zur Party-Zone.