2. Bundesliga - Saison 2004/2005 - 15. Spieltag - Sonntag 28.11.2004  - 15:00 Uhr
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"Löwen" auf Distanz halten

Eine spannende Alemannia Heimspielwoche mit zwei Zweitligapielen gegen München und Burghausen und einem UEFA-Cup-Duell gegen St. Petersburg steht vor der Tür. Start dieser Woche ist am Sonntag mit dem Duell gegen Bundesliga-Absteiger TSV 1860 München. Fünf Punkte beträgt zurzeit der Vorsprung auf die Löwen und den wollen die Schwarz-Gelben möglichst ausbauen.

Eine Premiere gab es heute am Tivoli für Co-Trainer Dirk Bremser. Zwar hatte er in Lübeck schon eine Zeit lang allein verant-wortlich mit einer Mannschaft gearbeitet, doch in Aachen war es in dieser Woche das erste Mal. Chef-Trainer Dieter Hecking war mit Sportdirektor Jörg Schmadtke nach Russland gereist, um sich St. Petersburg im UEFA-Cup gegen Sevilla anzusehen und so leitete Dirk Bremser zwei Tage das Training und gab auch heute die letzten Infos vor dem Spiel gegen die "Blauen".

"Wir wollen das Spiel in Cottbus nicht überbewerten", blickte Dirk Bremser noch
einmal auf den letzten Montag zurück, "aber dort werden sich nicht viele Mannschaften gewinnen. Für uns war der Sieg ein wichtiger Meilenstein, der darüber hinaus sehr gut war für unser Selbstvertrauen." Von einer guten Stimmung im Training konnte unser Co-Trainer berichten und eine gewisse neue Lockerheit sei ebenfalls auszumachen. "Wir haben diese Woche sehr konzentriert gearbeitet und Fehler hat die Mannschaft unter anderem auch schnell selbst erkannt und versucht direkt untereinander abzustellen."

Mit den Münchener Löwen kommt jetzt am Sonntag eine Mannschaft zum Tivoli, die vor der Saison den direkten Wiederaufstieg als selbstverständliches Ziel ausgerufen hat. Dies wird unsere Mannschaft aber weder schrecken, noch wegen des nicht ganz so geglückten Saisonstarts unterschätzen. "Wir nehmen alle Gegner auf Augenhöhe war", sagt Dirk Bremser dazu, "das Spiel ist ein sehr attraktives Spiel, aber nichts Besonderes." Gemeint sind die drei Ex-Alemannen, für die es am Sonntag eine Rückkehr zum Tivoli ist. "Das sind normale Vorgänge im deutschen Profifußball und vielleicht ist es für den einen oder anderen Spieler ein besonderes Spiel, aber nicht für uns als Mannschaft." Ein Blick auf die Tabelle sagt alles über die Motivation zum Spiel. Fünf Punkte beträgt der Vorsprung auf die 60-ziger und bei einem Sieg wäre der Konkurrent wohl auf Wochen hinaus abgeschüttelt. Dirk Bremser: "Aus München haben wir gehört, dass 1860 zwei Endspiele ausgerufen hat, jetzt gegen uns und kommende Woche gegen Greuther Fürth. Wir wissen also, was auf uns zukommt."

Zwei Ausfälle haben die Schwarz-Gelben zu beklagen. Frank Paulus muss wegen Muskelproblemen im Rückenbereich passen, wird aber bereits am Montag wieder ins Training einsteigen und Florian Bruns fällt weiter wegen seines Innenbandanrisses am Knie aus. "Florian ist aber auf dem Weg der Besserung und kann vielleicht auch schon wieder nächste Woche trainieren." Genau wie Chef Hecking hält sich auch Co Bremser bedeckt, was die Aufstellung betrifft. "Wir haben noch Training und zwei Tage, da muss man erst einmal abwarten." Auf der anderen Seite dürfte jedem klar sein, dass es nach dem schönen Auswärtssieg in der Lausitz kaum einen Grund geben wird, die erfolgreiche Mannschaft zu ändern.

Nach dem enttäuschenden 0:0 bei Rot-Weiss Essen am Mittwoch sehen sich Löwen schon etwas in Zugzwang. Mittelfeldspieler Matthias Lehmann, einer der beständigsten Löwen in der Vorrunde, brachte die Ausganglage auf den Punkt: "Aachen ist unser erstes Endspiel. Gewinnen wir, sind wir oben wieder dran. Wenn nicht, sind wir für die Hinrunde weg vom Fenster." Trainer Rudi Bommer sieht Chancen auf den zweiten Auswärtssieg der Saison.

"Wir werden mehr Räume in unserem Spiel nach vorne bekommen und somit auch mehr Torgelegenheiten." Ob die drei Ex-Alemannen am Sonntag dabei sind, steht noch nicht fest. Emmanuel Krontiris fiel einen Monat wegen einer Augenverletzung aus, wurde aber in Essen zumindest wieder einmal eingewechselt. In Essen war Quido Lanzaat verletzt, am Sonntag könnte er aber für den gelbgesperrten Rodrigo Costa auflaufen. Wenig Chancen auf einen Einsatz hat im Moment Kalla Pflipsen, da Rudi Bommer im zentralen Mittelfeld eher auf das inzwischen eingespielte Duo Matze Lehmann und Roman Tyce setzt.

Als Unparteiischen begrüßen wir am Sonntag Nachmittag Knut Kircher aus Rottenburg in Württemberg. Knut Kircher ist 35 Jahre alt und steht seit 1997 auf der DFB-Liste. Seit 1998 leitet der verheiratete Maschinenbauingenieur, dessen Heimatverein der TSV Hirschau ist, Spiele der 2. Bundesliga (bisher 45), seit dem Jahr 2002 Spiele in der Ersten Liga (bisher 38). In diesem Jahr stieg Knut Kircher in die FIFA-Rangliste auf. In der Bundesliga zeigte der Unparteiische in der Spielzeit 2003/2004 nicht eine rote oder gelb-rote Karten und insgesamt 66 Verwarnungen in 18 Spielen stehen in seiner Statistik. Die letzte Partie auf dem Tivoli unter seiner Leitung war das 1:2 gegen den SV Waldhof Mannheim im November 2002.

An der Linie werden Knut Kircher die Herren Michael Karle (29, Waiblingen/ Württemberg) und Markus Sinn (25, Filderstadt/ Württemberg) als Schiedsrichter-Assistenten begleiten.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Blank, Brinkmann, Fiel, Klitzpera, Meijer, Michalke, Pinto, Plaßhenrich, Rolfes, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking

TSV 1860 München: Baier, Bulut, Cerny, Frühbeis, Hofmann, Kolomaznik, Komljenovic, Krontiris, Lehmann, Lepoint, Tyce / Trainer: Rudi Bommer

Tore

0:1 Jiayi Shao (11.), 1:1 Simon Rolfes (23.), 2:1 Alexander Klitzpera (28.), 3:1 Erik Meijer (38.), 4:1 Kai Michalke (61.), 5:1 Thomas Stehle (75.)

Verwarnungen

  Jiayi Shao (16.),   Sergio Pinto (17.)

Ecken

10 / 3

Abseits

1 / 3

Schiedsrichter:

Kircher Knut, Karle, Sinn

Zuschauer:

19.338 (davon ca. 800 aus München)

Wetter:

Nieselregen, 9°

Alemannia überrennt harmlose Löwen

Eine prächtige und fußball-natürliche Stimmung herrschte schon weit über eine Stunde vor Spielbeginn auf dem Tivoli und irgendwie wurde heute unsere Mannschaft davon angesteckt. Fast zwanzigtausend Zuschauer hatte das Spitzenspiel des 15. Spieltags angelockt und keiner sollte enttäuscht die Heimfahrt antreten. Wie erwartet gab es im Team von Dieter Hecking keine Änderung und so spielte wieder die gleiche Mannschaft, die vor ein paar Tagen in Cottbus gewonnen hatte.

Oft wird in Spielberichten und -analysen von wichtigen Standard-situationen gesprochen. Warum, wurde heute noch einmal ganz besonders deutlich. Los ging es bereits in der 4. Spielminute nach einem Freistoß von Kai Michalke. Moses Sichone kam im Strafraum frei zum Kopfball und Gästekeeper Michael Hofmann musste sich schon ganz lang machen, um das erste Tor des Sambiers im deutschen Profifußball zu verhindern. Der Gast aus München hatte vor der Partie von einem ersten von zwei Endspielen in einer Woche gesprochen und spielte zunächst mit nach vorne. Dann gab es in der 11. Spielminute Freistoß für die Löwen. Der schon früh für den verletzten Spielführer Roman Tyce eingewechselte Jiayi Shao trat den Freistoß mit viel Effet in den Strafraum, wo sich Freund und Feind um den Ball bemühten. Vergebens, denn der Freistoß des chinesischen Auswahlspielers schlug ohne dass noch jemand das Leder berührte im Aachener Tor ein.

Für eine kurze Zeit verlor unsere Mannschaft ihre Linie und hatte Probleme, sich gegen die jetzt ganz tief gestaffelte Abwehr der Blauen durchzusetzen. Doch wofür gibt es schon besagte Standardsituationen. 23. Minute: Einwurf Stefan Blank, Erik Meijer verlängert mit dem Kopf und Simon Rolfes hebt den Ball zum Ausgleich ins Tor. 28. Minute: Sergio Pinto bringt einen Eckball herein, Alexander Klitzpera erzielt per Kopf das 2:1. 38. Minute: Wieder Ecke von Sergio Pinto, wieder ein Kopfballtor, diesmal war Erik Meijer der Schütze.

Mit viel Applaus wurden die Mannschaften in die Kabinen begleitet, aus der Reiner Plaßhenrich zur 2. Hälfte nicht mehr wiederkam. Bereits vor dem Spiel leicht angeschlagen wurde unser Mittelfeld-Dauerläufer geschont und von Willi Landgraf ersetzt. Wer jetzt einen Sturmlauf der Löwen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Alemannia blieb auch in der 2. Halbzeit spielbestimmend und drückte weiter aufs Tempo. Dann trat wieder der "Kunstschütze" von Cottbus, Erik Meijer, in Aktion. In der 55. Minute schoss der Kapitän der Schwarz-Gelben aus ziemlich spitzem Winkel Richtung Tor und traf … die Querlatte.

Nach einer guten Stunde fiel mit dem schönsten Tor des Tages die endgültige Entscheidung. Sergio Pinto flankte von rechts in den Strafraum, Erik Meijer legte den Ball halbhoch auf Cristian Fiel und der sah in der Mitte Kai Michalke und bediente den mit einem spektakulären und artistischen Seitfalldrehstoß. Unter Keeper Hofmann hindurch hatte Kai Michalke dann keine Mühe den Ball zu seinem 10. Saisontor einzunetzen. Damit ist Kai nun alleiniger Führer der Liga-Torschützenliste.

Im Stadion ging nun die Laola-Welle rund und selbst die Löwen-Fans machten mit und verdienten sich dafür ehrlichen Applaus. Ihre Mannschaft allerdings war inzwischen völlig von der Rolle und wusste teilweise gar nicht mehr, wo sie noch überall hinrennen sollte. So verlor auch Verteidiger Schäfer nach einer Flanke etwas die Orientierung und rettete ohne Not zu einem der zahlreichen Eckbälle, mit Folgen. Kai Michalke trat den Ball nach innen und der gerade erst eingewechselte Thomas Stehle flog zwei Zentimeter über der Grasnarbe in diesem Ball und köpfte ihn zum 5:1 über die Linie.

Taktisch, spielerisch, kämpferisch, die Schwarz-Gelben waren den Blauen in jeder Beziehung überlegen und längst konnte sich Trainer Hecking den Luxus erlauben, den einen oder anderen für das UEFA Cup "Endspiel" gegen St. Petersburg zu schonen. Neben einem aus nicht wirklich erkennbaren Grund versagtem Treffer von Sergio Pinto gab es noch einmal Riesenjubel im Stadion. An der Videowand wurde der Ausgleich von RWE in Essen bekannt gegeben. Alemannia war auf einen Aufstiegsplatz geklettert, allerdings nur für drei Minuten. Doch das störte jetzt am 15. Spieltag beim Feiern eigentlich keinen so richtig.

Mit einer beeindruckenden Leistung hatte unsere Mannschaft ihren ernsthaften Anspruch auf einen Aufstiegsplatz untermauert und sich viel Selbstvertrauen für Donnerstag geholt. Sollten die Schwarz-Gelben an das Spiel von heute anknüpfen können, könnte am Donnerstag eventuell eine Sensation perfekt gemacht werden. Der Spielbeobachter aus St. Petersburg verließ auf jeden Fall schon einmal sehr nachdenklich den Tivoli.

Zum Spiel

Was soll ich großartig sagen nach solch einem Spiel? Ich glaube, ich fahre öfter mal zwei Tagen nach St. Petersburg. Dann läuft doch alles sehr, sehr rund. Ich muss dem Rudi Recht geben, dass wir sicher auch gut gespielt haben, aber in der Anfangsphase hatten wir durch das Gegentor doch ein paar Unpässlichkeiten, die fast bestraft worden wären. Einmal, als der Alex Klitzpera wegrutscht und dann als der Moses und der Stephan Straub sich nicht ganz einig sind, wer den Ball da weghaut. Das haben wir überstanden. Dann hat man aber gesehen, dass die Mannschaft absolut den Willen hat, da oben für Furore zu sorgen. Sie hat auf jeden ballführenden Spieler von 60 München Druck aufgebaut. Wenn man über die Standardsituationen die Tore macht, ist mir das auch recht. Aber die Grundlage dafür haben wir damit gelegt, dass wir den Gegner gejagt haben und ihn nie zur Ruhe haben kommen lassen. Da war der Druck dann halt so groß, dass die Standards kamen und über die Standards sind wir dann erfolgreich geworden. Wir haben heute Morgen auf unserem kleinen Trainingsfeld noch ein paar gespielt. Da habe ich gesehen, dass die Bälle plötzlich gut kommen, und da hofft man als Trainer natürlich drauf, dass es im Spiel dann so umgesetzt wird. Wenn es dann so hervorragend klappt wie heute Nachmittag, dann ist das natürlich um so besser. Das sollte der Mannschaft auch das Vertrauen geben, diese Standards immer wieder zu trainieren und auch zum Erfolg führen zu lassen. Herausheben möchte ich heute einen Spieler, der vor 14 Tagen sehr unglücklich gespielt hat, der damals - so wurde es ja tituliert - die "Höchststrafe" von mir bekommen hat. Aber wenn man heute gesehen hat, was Sergio Pinto heute für die Mannschaft geleistet hat, nicht nur, dass er die Tore vorbereitet, sondern wie er läuferisch unwahrscheinlich engagiert gegen den Ball gearbeitet hat, sehr gute Pässe gespielt hat und immer wieder beweglich war, dann hat man heute gesehen, dass der Sergio diese "Höchststrafe" hervorragend verpackt hat. Es zeigt mir, dass der Junge auch vom Kopf her langsam dahin kommt, was es heißt, professionell Woche für Woche seine Leistung abzurufen. Wenn das die Reaktion ist auf so eine Maßnahme, dann muss ich sagen, hat der Spieler alles richtig gemacht. Von daher blicken wir jetzt natürlich mit dem gewissen Optimismus auf den Donnerstag. Ich kann allen versprechen, dass wir alles reinwerfen werden, die Gruppenphase erfolgreich zu überstehen. Ich muss allerdings, das ist leider meine Arbeit, davor warnen, zu erwarten, dass Zenit St. Petersburg so im Vorbeigehen geschlagen wird. Das wird ein richtig hartes Stück Arbeit. Wenn wir das schaffen wollen, brauchen wir eine Menge Unterstützung von außen. Wir werden alles rein werfen, was die Mannschaft liefern kann. Ob es reicht, weiß ich noch nicht. Wir müssen uns auf viele Sachen einstellen. Deshalb, bei aller Euphorie und allem Optimismus: Wir schaffen das, aber nur gemeinsam.

Rudi Bommer

Ich denke, wir sind heute zu Anfang sehr gut rausgekommen, haben direkt das 1:0 gemacht und hatten noch zwei sehr gute Möglichkeiten, um eins nachzulegen. Aber dann ist etwas passiert, was ich eigentlich gar nicht nachvollziehen kann. Durch die Auswechslung von Roman Tyce ging das Spiel in eine Richtung, wie mir das als Trainer noch nie passiert ist, ein Ergebnis von 5:1 zu erspielen. Vor allen Dingen haben wir heute die Zweikämpfe nicht aufgenommen. Wir haben vier Tore aus Standardsituationen bekommen, vor denen wir vor dem Spiel noch gewarnt hatten. Das darf einfach nicht passieren. Als eine Mannschaft, die oben dabei sein möchte, muss man die Zweikämpfe aufnehmen und darf sich einfach nicht so mädchenhaft verhalten, wie wir das heute gemacht haben. Mir tut es einfach leid um die Fans, die hier heute angereist sind und dann so ein Spiel gesehen haben. Zu Aachen muss ich sagen, Kompliment, sie haben sehr stark gespielt und auch in der Höhe zurecht gewonnen. Es hätte auch das eine oder andere Tor höher ausfallen können.

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