2. Bundesliga - Saison 2003/2004 - 31. Spieltag - Freitag 30.04.2004  - 19:00 Uhr
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Es wird keine Unentschieden mehr geben

Selten haben die Journalisten den Trainer der Alemannia, Jörg Berger, kämpferischer gesehen als heute, zwei Tage vor dem Heimspiel gegen den VfL Osnabrück. "Niemals aufgeben ist das größte Erfolgsgeheimnis", diktierte er den Zuhörern in die Notizbücher.

"Versuche das Unmögliche, um das Mögliche zu erreichen", heißt die neue Maxime der Schwarz-Gelben für das Saisonfinale in der 2. Bundesliga und Jörg Berger verweis auf zahl-reiche Beispiele der letzten Jahre, als Mannschaften noch Chancen bekamen und sie auch nutz-ten, an die keiner mehr gedacht hatte. "Resignation ist etwas für Schwa-che", hatte er in dieser Woche seinen Spielern vermittelt und "wer jetzt aufgibt, hat seinen Beruf verfehlt."
Ohne Zweifel haben die letzten beiden Niederlagen in Bielefeld und Nürnberg für einen Rückschlag gesorgt, aber mit vier Punkten Rückstand vier Spiele vor Schluss ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Trainer und Mannschaft sind sich bewusst, dass sie - aus welchen Gründen auch immer - nicht an die guten Leistungen der Hinrunde haben anknüpfen können. "Doch darüber", so unser Trainer, "werden wir uns nach der Saison unterhalten."

Am Freitag steht gegen den Auf- und wahrscheinlich wieder Absteiger VfL Osnabrück endlich noch einmal ein Heimspiel auf dem Programm und sollte dieses Spiel gewonnen werden, kann es wieder spannend werden. Jörg Berger: "Wir haben die Möglichkeit mit einem Sieg, Cottbus unter Druck zu setzen, die erst Sonntag in Duisburg spielen." So sieht das auch unsere Mannschaft, für die Frank Paulus, der am Freitag für den gesperrten Willi Landgraf rechts in der Abwehrkette spielen wird, stellvertretend sagt: "Wir wollen jetzt unbedingt gewinnen und dann schauen wir mal, ob Cottbus die Nerven behält."

Keiner am Tivoli will sich später einmal vorwerfen lassen, nicht alles getan zu haben und die Saison zu früh abgehakt zu haben. "Wir werden jetzt das Risiko erhöhen, es kann jetzt keine Unentschieden mehr geben," so Jörg Berger. Es ist eine deutliche Kampfansage mit dem Ziel in den verbleibenden vier Partien alle zwölf möglichen Zähler zu holen. "Jetzt geht natürlich die Rechnerei los, aber das ist Fußball und wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Mainz in den letzten beiden Jahren noch abgefangen wird, einmal von Bochum, einmal von Frankfurt." Es ist aber auch eine klare Ansage an diejenigen, die unserer Mannschaft und dem Verein das "Aufsteigen wollen" absprechen. "Wenn ich so etwas höre, kann ich mich nur an den Kopf fassen", wird Jörg Berger deutlich. "Ich spüre im Umfeld ein paar Tendenzen, die nicht auf die Mannschaft und mich zutreffen." So hofft Berger weiter auf die großartige Unterstützung der Fans auch in den beiden letzten Heimspielen der Saison. "Heimspiele vor diesen Fans fallen uns einfach leichter", sieht Frank Paulus sich und die Mannschaft nicht weiter unter Druck.

Außer dem gesperrten Willi Landgraf stehen eigentlich alle Spieler zur Verfügung, wer aber letzten Endes auflaufen wird, entscheidet sich erst kurzfristig. "Die Aufstellung wird nicht ganz einfach, da eine Reihe Spieler in den letzten Wochen nicht ihre stärksten Leistungen gezeigt haben", erklärt der Coach der Schwarz-Gelben. Darunter zählt auch Quido Lanzaat, bei dem sich Jörg Berger selbst hinterfragt: "Hat es etwas gebracht, dass er schon wieder gespielt hat?" Im Moment geht die Tendenz eher dahin, unseren Abwehrspieler pausieren zu lassen, um ihn nicht für die letzten vier Spiele (incl. Endspiel) zu verheizen.

Die Fans können sich also auf Freitag freuen. Trainer und Mannschaft haben die Saison noch nicht abgeschlossen und noch ist ja auch rechnerisch alles möglich.

Das ist bei unserem Gegner Osnabrück zwar auch noch der Fall, aber bei 10 Punkten Rückstand ist der Klassenerhalt doch eher weniger realistisch. So bereiten sich die Lila-Weissen eigentlich schon auf die Regionalliga vor und haben mit Pele Wollitz vom KFC Uerdingen bereits einen Trainer verpflichtet, der die neue Liga gut kennt. Trotzdem darf die Mannschaft von der traditionsreichen Bremer Brücke nicht unterschätzt werden. Doch in die Versuchung wird am Tivoli allein schon angesichts der bitteren Hinspielniederlage auch keiner geraten.

Als Unparteiischen begrüßen wir heute Abend Peter Sippel aus München. Peter Sippel ist 34 Jahre alt und steht seit 1996 auf der DFB-Liste. Seit 1997 leitet der ledige Diplombetriebswirt, dessen Heimatverein die Würzburger Kickers sind, Spiele der 2. Bundesliga, seit dem Jahr 2000 Spiele in der Ersten Liga (bisher 45). In dieser Saison rückte Peter Sippel als 10. deutscher Referee auf die FIFA-Liste. In der Bundesliga kam der Unparteiische in dieser Spielzeit bisher ohne rote oder rot-gelbe Karten aus und lediglich 47 Verwarnungen stehen in seiner Statistik. Die letzte Partie auf dem Tivoli unter seiner Leitung ist noch gar nicht solange her. Anfang November 2003 gewannen die Schwarz-Gelben mit 2:0 gegen Arminia Bielefeld.

An der Linie werden heute die Herren Martin Vogler (27, Wald/Bayern) und Michael Emmer (33, Passau/ Bayern), als SR-Assistenten helfen.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Blank, Brinkmann, Grlic, Klitzpera, Krontiris, Mbwando, Meijer, Michalke, Paulus, Pflipsen, Straub / Trainer: Jörg Berger

VfL Osnabrück: Ochs - Tammen, Diouf, Langeneke - Tredup, Enochs, Schütte (71. Pereira), Dzaka - Schüßler, Lenze, Schied (69. Menga) / Trainer: Thorsten Haas

Tore

1:0 Ivica Grlic (67.), 1:1 Dame Diouf (75.), 2:1 Alexander Klitzpera (79.)

Verwarnungen

  Dame Diouf (48.),   Erik Meijer (57.),   Ivica Grlic (59.),   Jens Langeneke (92.)

Ecken

6 / 7

Abseits

3 / 5

Schiedsrichter:

Peter Sippel

Zuschauer:

15.505 (davon ca. 150 aus Osnabrück)

Wetter:

Regen, 15°

Alemannia quält sich mit einem 2:1 in den Mai

Wie angekündigt war Quido Lanzaat nicht im Kader und musste ebenso wie der gesperrte Willi Landgraf zuschauen. Dafür rückte George Mbwando ins Zentrum der Vierrerabwehrkette und Kai Michalke spielte auf der rechten Außenbahn im Mittelfeld.

Das Spiel begann etwas zähflüssig, der erwartete Blitzstart der Schwarz-Gelben blieb aus, dafür stand der Gegner zu tief und geschickt gestaffelt in der eigenen Spielhälfte. Lediglich eine Flanke von Stefan Blank auf Emmanuel Krontiris und ein schöner Pass in die Tiefe von Karlheinz Pflipsen ebenfalls auf Emu Krontiris brachten in der Anfangsviertelstunde Gefahr für das Gästetor.

Allen war klar, dass das Spiel gegen den Tabellenletzten ein Geduldsspiel werden würde und so bemühte sich unsere Mannschaft zunächst vorwiegend um Ballbesitz. Doch schon früh wurde deutlich, dass nicht alle Spieler ihren besten Tag erwischt hatten. Die Pässe in die Spitze kamen zu ungenau und so scheiterten eine Reihe Doppelpässe, eigentlich nämlich das richtige Konzept, um die dicht gestaffelte Deckung der Gäste zu gefährden. Ivica Grlic hatten dann die Führung auf dem Fuß nach einer Flanke von Dennis Brinkmann, doch unser Mittelfeldspieler kam nicht richtig an das nasse Leder und so flog die Kugel über das Tor (24.).

Dann brachte eine Eckballserie von Christian Lenze erstmals Gefahr für das eigene Tor. Seine Eckstöße wurden sehr viel Effet zum Tor hin gezogen und ein-, zweimal hatte Stephan Straub Mühe, den Ball aus der Gefahrenzone zu bekommen. Weitgehend bestimmten aber die Schwarz-Gelben das Geschehen und jetzt wurden sie auch torgefärlicher. Erst köpfte Kai Michalke einen Eckstoß von Ivo Grlic nur ans Außennetz (34.), dann scheiterte Emu Krontiris mit einem schönen Kopfball am glänzend reagierenden Gästekeeper Timo Ochs (37.). Kurz vor der Pause waren sich Dennis Brinkmann und Ivo Grlic nicht einig, wer den nun nach einem intelligenten Pass in die Tiefe von Kalla Pflipsen den Führungstreffer erzielen sollte. Mit dem Pausenpfiff hatte dann auch noch Erik Meijer die Führung auf dem Kopf. Sein Kopfstoß nach Flanke von Ivo Grlic landete aber genau in den Armen von Timo Ochs.

So wurden die Seiten torlos gewechselt und vereinzelnd hörten die Spieler Pfiffe von einigen ungeduldigen Zuschauern der wieder über fünfzehntausend, die neuerdings regelmäßig im Stadion sind. Frank Paulus, der sich schon beim Aufwärmen leicht verletzt hatte, blieb in der Kabine und Cristian Fiel, der sich fast von der ersten Minute an bereitgehalten hatte, kam in die Partie.

Das Spiel war jetzt weniger schön anzusehen. Das ohnehin nicht hohe Niveau fiel weiter ab und unsere Mannschaft verkrampfte mehr und mehr. Sollte denn tatsächlich gegen den Tabellenletzten kein Tor gelingen? Doch, in der 67. Minute war es endlich soweit. Kai Michalke hatte sich auf dem rechten Flügel durchgesetzt, passte zurück auf Dennis Brinkmann - inzwischen rechts in der Abwehrkette gelandet - und der flankte direkt in die Mitte, wo Ivo Grlic am höchsten stieg und einen tollen Kopfball unter die Latte ins Gästetor befördern konnte.

Doch wer dachte, dass sich das Ligaschlusslicht jetzt aufgeben würde, sah sich getäuscht. Nur wenige Minuten nach der Aachener Führung köpfte Abwehr-spieler Dame Diouf nach einem Eckball ziemlich unbedrängt den Ausgleich (75.). Jetzt endlich wurde das Spiel lebendiger und der inzwischen eingewech-selte Daniel Gomez hatte die erneute Führung auf dem Fuß, doch er zielte genau auf den Torwart, sodass Gästekeeper Timo Ochs den Ball aus der Gefahrenzone boxen konnte.

Weitere zwei Minuten später fiel die Entscheidung. Einen weiten Einwurf von Stefan Blank verlängerte Erik Meijer mit dem Kopf nach hinten, dort hechtete Kai Michalke in den Ball, doch sein Kopfball klatschte an den Innenpfosten und flog dann quer zum Tor genau vor die Füße des aufgerückten Alexander Klitzpera, der zum 2:1 einschieben konnte. Riesengroße Erleichterung bei den Schwarz-Gelben, die Führung war wieder hergestellt. Ivo Grlic und Cristian Fiel hatten dann zwar noch weitere gute Torchancen, doch am Resultat änderte sich nichts mehr. Alemannia gewann in einem mäßigen Spiel dann doch verdient mit 2:1 und bleibt damit den Mannschaften von Bielefeld und Cottbus auf den Fersen. Nach dem Wie sollte jetzt aber besser keiner fragen, was in der Phase der Saison aber auch eigentlich unerheblich ist.

Zum Spiel

Ich kann das nur bestätigen, was der Thorsten gesagt hat. Ich hoffe, die Einstellung und die Art und Weise wie sie heute gegen uns gespielt haben, bleibt in den nächsten Spielen erhalten. Kompliment an eine Mannschaft, die so gut wie abgestiegen war. Erst mal ein Dankeschön an unsere Zuschauer, über 15.000, die uns nach zwei Niederlagen wirklich auch in Phasen unterstützt haben, in denen es nicht gut aussah, in denen wir nicht gut Fußball gespielt haben und verkrampft waren. Vielleicht hätte ich es so machen müssen, wie der Kollege in Mainz. Der hat gesagt "Gut, das war's!" und auf einmal spielen die locker auf und gewinnen. Als sie das letzte Mal unter Zugzwang waren, haben sie verloren. Man hat gesehen, dass unsere Mannschaft nicht den Fußball spielt, der sie schon ausgezeichnet hat. Es zeigen sich Schwächen und Fehler auch und vor allen Dingen im Spiel ohne Ball. Das Spiel war zu statisch. Insgesamt war die Moral okay. Wir wollten, nur haben wir nicht immer gekonnt. Natürlich war heute auch im gegnerischen Tor ein Torhüter, der zwei, drei ganz hervorragende Bälle gehalten hat, der uns damit natürlich zusätzlich unter Druck gesetzt hat. Ich muss mich mit meiner Mannschaft darüber unterhalten, dass wir zum zweiten Mal aus einem Eckball ein Tor kassieren. Ich denke, die Mannschaft hat gezeigt, dass wir unsere Chance wahrnehmen wollen. Auch wenn das nicht immer gut aussah. Aber wir haben gewonnen. Wir waren vielleicht in vielen Phasen etwas verkrampft. Man muss im Fußball auch ein bisschen locker sein. Das ging heute schwer. Den Sieg haben wir uns letztlich nicht nur erspielt, sondern mit unserem Willen auch erarbeitet. Und alle haben gesehen, dass wir die Saison noch nutzen wollen.

Thorsten Haas

Ich möchte zunächst die Aachener zum Sieg beglückwünschen. Wir haben es geschafft, dass Spiel relativ lange offen zu halten. Die Mannschaft hat von Anfang an sicherlich nicht den Fußball angeboten, den man erwarten kann. Sie hat aber darüber hinaus Leidenschaft, Kampf und Härte entwickelt. Das macht mich als Trainer sehr stolz. Ich denke mal, dass wir uns in der zweiten Halbzeit sogar noch befreien konnten und die eine oder andere Torchance herausspielen konnten. Auf der Anzeigentafel las ich das Eckenverhältnis von 7:6 für uns. Das soll kein Strohhalm sein, sondern ein kleiner Beleg, dass wir nicht nur ganz hinten drinstanden. Die Tatsache, dass die Mannschaft sich auch nach dem 2:1 für Aachen nicht aufgegeben und nach vorne gespielt hat und letztendlich durch Flavio auch noch eine gute Torchance hatte, ist ein aus meiner Sicht ein Beleg dafür, dass der Charakter und die Einstellung am heutigen Tag sicher gestimmt haben. Nur mit dem Spiel kann ich wie gesagt nicht ganz zufrieden sein.

Ivica Grlic

Ein Kopfballtor habe ich wohl zuletzt für Fortuna Köln gegen Uerdingen gemacht. Das war vorbildlich, glaube ich. Es war das erwartet schwere Spiel, ein Kampfspiel, sicherlich nicht so schön für die Zuschauer. Aber entscheidend war heute nur, die drei Punkte zu holen, sonst nichts. Das war ein reiner Arbeitssieg, da ging es nicht ums Schönspielen.

Alexander Klitzpera

Nasser Rasen kommt unserem Spiel eigentlich entgegen, weil er das Spiel noch schneller macht. Es lag also nicht am Wetter, dass das Spiel nicht so gut war. Man hat gesehen, dass die Osnabrücker hinten sehr stark gestanden haben. Da sieht man, wie schwer es ist, wenn man nicht so ins Spiel gelassen wird. Wenn das Tor einfach nicht fällt, dann wird es um so schwieriger je länger das Spiel dauert. Mein Tor war natürlich sehr wichtig für uns. Die ganze Mannschaft wollte heute unbedingt gewinnen. Nach dem 1:1 zählte nur noch eins: das zweite Tor nachzulegen, damit wir die drei Punkte einfahren. Zum Glück ist es mir gelungen. Es ist natürlich sehr schön, wenn man auch als Abwehrspieler mal das eine oder andere entscheidende Tor macht. Dass es in dieser Saison schon das vierte ist, ist natürlich um so erfreulicher. Wichtiger wäre es gewesen, hinten keins rein zu bekommen. Das ist uns nicht gelungen. Deswegen mussten wir noch eins nachlegen. Jetzt gilt es natürlich, in Oberhausen auch einen Dreier einzufahren. Ich hoffe mal auf unsere Fans, dass die aus unserem Auswärtsspiel ein Heimspiel machen, dann schaut es ja ganz gut aus.

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