Es darf gerätselt werden. Da Willi Landgraf (Muskelfaserriss) und Sascha Rösler (5. Gelbe Karte) am Montagabend gegen Eintracht Braunschweig fehlen, muss Dieter Hecking das Team umbauen. Allerdings hat der Trainer am Freitag verständlicherweise noch keine verbindliche Antwort auf die Aufstellungsfragen gegeben.
Da ein Einsatz von Thomas Stehle wegen seiner Wadenprobleme ebenfalls unwahrscheinlich ist, stellt sich die Innenverteidigung von alleine auf. Dazu kommt der in München überzeugende Mirko Casper. Nur: Auf welcher Seite lässt Hecking den Vertragsamateur spielen? Eine Antwort darauf gab es am Freitag wie gesagt noch nicht, die Trainingseinheiten am Samstag und Sonntag sollen Aufschluss bringen. Festgelegt hat sich der Coach schon auf einen Stürmer: „Marius Ebbers wird wieder beginnen.“ Ob mit Erik Meijer, Jan Schlaudraff oder einem ganz anderen Partner, darüber hüllte Hecking ebenfalls den Mantel des Schweigens.
Eine Personalie ist dagegen klar. Dennis Brinkmann kehrt mit der Eintracht an den Tivoli zurück. Der ehemalige Alemanne, vor der Saison zum Aufsteiger gewechselt, freut sich auf die Partie. „Ich freue mich riesig, bin gespannt, wie es ist, in die Gästekabine zu gehen und auf die Reaktion der Fans“, sagt der 26-Jährige. Die ehemaligen Mannschaftskameraden werden den Mittelfeldspieler jedenfalls freundlich empfangen, schließlich haben die Brinkmanns noch Kontakt zu den meisten Spielern im Aachener Kader.
Bei den Braunschweigern ist Dennis Brinkmann neben Oldie Jürgen Rische und Daniel Graf der Chef auf dem Platz, spielt unter Trainer Michael Krüger auf seiner absoluten Lieblingsposition vor der Abwehr. „Viel laufen, Löcher stopfen, viel reden - das ist mein Spiel“, erzählt Dennis, dem es mit seiner Frau auch privat immer besser in Braunschweig gefällt. Als ehemaliger Aachener kann er sich vorstellen, dass es nach zwei Heimniederlagen in der Liga am Montag für die Alemannia um Wiedergutmachung geht.
Die soll mit ähnlichen Tugenden wie in der Allianz Arena gelingen. „Ich hoffe, dass wir in spielerischer Hinsicht noch Potenzial haben. Einstellung, Engagement und Zweikampfstärke haben gegen 1860 schon gestimmt“, blickte Hecking auf den Auftritt in München zurück. Dass die Hausherren dennoch nach der Pause zu einigen Halbchancen kamen, analysierte das Trainerteam am Freitag vor dem Nachmittagstraining noch einmal per Videostudium mit der Mannschaft. Keine Frage, auf der Defensive liegt derzeit ein großes Augenmerk. „Wir wollen auch gegen Braunschweig wieder zu Null spielen“, sagt Hecking.
Dass es vorne nach zwei Heimspielen ohne Torerfolg wieder klappt, dafür soll unter anderem Jan Schlaudraff sorgen. Der Offensivmann hat bekanntlich am Donnerstag seinen Kontrakt am Tivoli verlängert. „Der Jan fühlt sich einfach rundum wohl hier. Für den Verein war es gut, dass er unterschrieben hat. Wenn man sieht, wer uns in den letzten Spielen alles beobachtet hat - die waren sicher nicht wegen Willi Landgraf da“, so der Trainer.
Stimmen vor dem Spiel
Dieter Hecking zum Spiel
Dieter Hecking zum spielerischen Element
Dieter Hecking zu der Erwartungshaltung der Fans
Dieter Hecking zu Dennis Brinkmann
Jan Schlaudraff zum Spiel
Ticket-Info:
Bis Freitagnachmittag sind für Partie über 14.000 Tickets verkauft worden. Die überdachte Stehplatztribüne ist bis auf den Juniorblock ausverkauft. Neben einigen Sitzplatzkarten sind auch noch Tickets für beide Wälle erhältlich.
Alemannia Aachen: Bruns, Casper, Ebbers, Klitzpera, Nicht, Noll, Plaßhenrich, Reghecampf, Schlaudraff, Sichone, Sukalo / Trainer: Dieter Hecking
Eintracht Braunschweig: Amedick, Bick, Brinkmann, Graf, Grimm, Holsing, Kuru, Rische, Rodrigues, Stuckmann, Tauer / Trainer: Michael Krüger
1:0 Marius Ebbers (46.), 1:1 Martin Amedick (72.), 2:1 Martin Amedick (86.Eigentor)
Patrick Bick (29.), Erwin Koen (56.), Cristian Fiel (85.), Sergio Pinto (89.)
0 / 1
Dr. Helmuth Fleischer, Josef Maier, Emmer
17.011 (davon ca. 500 aus Braunschweig)
klar, 10 Grad
Nach zwei Heimniederlagen in Folge hat die Alemannia gegen Eintracht Braunschweig wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Mit dem 2:1-Erfolg stellte das Team von Dieter Hecking den Kontakt zur Spitzengruppe her und hat nun 19 Punkte auf dem Konto.
Ein wenig glücklich, aber doch verdient - so lautete nach der Partie vor 17.011 Zuschauern auf dem Tivoli das meist ausgesprochene Fazit. Selbst Gäste-Coach Michael Krüger sah es so. „Auch wenn es für uns bitter war, hier zu verlieren, kann man doch von einem letztlich verdienten Erfolg der Aachener sprechen“, so der sympathische Trainer.
Die Alemannia hatte die Partie begonnen wie die Feuerwehr. Emil Noll bediente Jan Schlaudraff, dessen Linksschuss parierte Stuckmann zur Ecke (2.). Diese trat Laurentiu Reghecampf nach innen und fand am langen Pfosten den Kopf von Noll, von wo aus der Ball an den Pfosten tropfte. Die Nachschüsse von Marius Ebbers und Reghecampf brachten nichts mehr ein. Aber nach dem starken Auftakt konnten die Gastgeber den Druck nicht aufrechterhalten.
Rund um die 20. Minute bewahrte Keeper Kristian Nicht die Alemannia dann mit reihenweise glänzenden Reflexen vor dem Rückstand. Zunächst lenkte Nicht einen Schuss von Graf zur Ecke. Diese wurde von Holsing auf den kurzen Pfosten getreten und verlängert. Kuru stand plötzlich einen Meter vor dem Kasten frei, kam aber auch nicht am „Langen“ vorbei. Wiederum nur Sekunden später lenkte Nicht einen Freistoß von Holsing über die Latte. Kurz darauf scheiterte wiederum Graf. Nicht brachte eine Hand reaktionsschnell an dessen Linksschuss.
Erst nach einer halben Stunde wieder Aachen. Nach einem schönen Lauf von Mirko Casper kam der Ball zu Florian Bruns, der in Stuckmann seinen Meister fand. Kurz darauf setzte Goran Sukalo einen Fallrückzieher aufs Tornetz.
Zur Halbzeit reagierte Hecking: Für Bruns rückte Erwin Koen auf die linke Seite, Cristian Fiel ersetzte den angeschlagenen Sukalo. Kaum waren die Teams auf dem Platz, da erklang auch schon die Tormusik. Fiel hatte aus 22 Metern abgezogen, Stuckmann klatschte den Ball an den falschesten aller möglichen Punkte im Stadion ab: direkt auf den Fuß von Ebbers. Der lange Mittelstürmer stand da, wo er eben stehen soll und staubte zur Führung ab (46.). Beinahe hätte Ebbers mit einem Assist seine Scorerwertung erweitert. Traumpass auf Schlaudraff, der seine Schnelligkeit ausspielte und an Stuckmann vorbei zog. Der beste Aachener Schütze zog nach innen, ließ sich aber beim Schuss abblocken. Ein Querpass auf Reghecampf wäre angesagter gewesen (63.).
Der Pfosten stand in der 67. Minute dem ersten Saisontor von Erwin Koen im Weg. Es war die letzte Aktion des Linksfußes, Hecking nahm ihn nach nur 25 Minuten für Sergio Pinto wieder vom Feld. Es herrschte akute Gelb-Rot-Gefahr. Die Fans bewiesen ein feines Näschen für die Situation und feierten Koen bei seinem Abgang. „Im ersten Moment war ich schon enttäuscht. Aber es ist in Ordnung, das war die richtige Entscheidung“, kommentierte der Holländer hinterher.
Die falsche Entscheidung traf wenig später Alemannias Abwehr. Ausgerechnet der kopfballstärkste Brauschweiger durfte nach einer Ecke frei zu seiner Spezialübung ansetzen. Amedick wuchtete den Ball aus fünf Metern ins Netz (73.). Zwei Chancen - ein Kopfball von Pinto und ein Schuss von Reghecampf - vergab Aachen noch, ehe der Siegtreffer fiel. Pinto gab das Leder ins Zentrum, wo Amedick mit seiner Fußspitze dafür sorgte, dass sich die komplette Aachener Bank zum Feiern in Richtung Eckfahne in Bewegung setzte (87.). „Dafür muss ich meiner Mannschaft ein riesiges Kompliment machen, dass sie nach dem Ausgleich weiter für den Sieg gearbeitet hat“, sagte Hecking im Anschluss an die Partie.