Die Spannung steigt, langsam beginnt das Kribbeln. Am Samstag betritt die Alemannia nach 36 Jahren wieder die große Fußball-Bühne. 48 Stunden vor dem ersten Saisonspiel gegen Bayer Leverkusen sprach Trainer Dieter Hecking in der Pressekonferenz über die derzeitigen Personalsorgen, die Euphorie vor dem ersten Spiel und den Gegner.
„Ich brauche nicht betonen, dass sich ganz Aachen auf den kommenden Samstag freut. Und wir sind uns der großen Unterstützung von mehreren tausend Fans in der BayArena bewusst. Doch neben aller Euphorie in der Mannschaft machen die Jungs einen souveränen Eindruck. Das stimmt mich positiv. Sie freuen sich auf das erste Spiel, ohne Hektik zu verbreiten oder nervös zu wirken“, so der Coach.
Dabei hat Hecking neben aller Euphorie auch leichte Personalsorgen: Thomas Stehle hat sich eine Fraktur eines Querfortsatzes an der Lendenwirbelsäule zugezogen. Die Verletzung entstand durch einen Zusammenprall im Training. Der Defensivspieler fällt damit bis auf weiteres aus. Auch Keeper Marcus Hesse fällt noch einige Wochen wegen einer Bauchmuskelverletzung aus. Zudem muss der Fußballlehrer auf den gesperrten Jan Schlaudraff verzichten. Moses Sichone, der nach einem Muskelfaserriss pausieren musste, könne Anfang nächster Woche wieder ins Training einsteigen und stehe dann voraussichtlich zum Heimspiel gegen Schalke 04 wieder zur Verfügung. „Moses hätte im Notfall auch gegen Leverkusen auflaufen können, aber wir wollten kein unnötiges Risiko eingehen“, so Hecking. „Was die Fragezeichen hinter den Einsätzen von Reiner Plaßhenrich und Alexander Klitzpera betrifft, so bin ich optimistisch, dass uns beide zur Verfügung stehen werden.“
Leverkusen hat von den Ergebnissen her eine durchwachsene Vorbereitung hinter sich. Im letzten Testspiel gegen den Landesligisten Wermelskirchen siegte die Werkself allerdings klar mit 14:0. Trainer Michael Skibbe zieht insgesamt ein positives Fazit: „Wir haben sehr gut gearbeitet, ich bin mit der Vorbereitung sehr zufrieden. Wir gehen körperlich optimal vorbereitet in die Saison", so der Leverkusen-Trainer. Dennoch fehlt dem Team nicht der nötige Respekt vor den Aachenern: „Aachen ist sehr gefährlich, wir haben großen Respekt. Als Aufsteiger werden sie mit viel Euphorie in die ersten Spiele gehen und werden von einem großen Draufgängertum geleitet."
Das Derby am Samstag wird das erste Aufeinandertreffen beider Mannschaften in der Bundesliga sein. Die Bilanz gegen Bayer 04 Leverkusen liest sich dennoch positiv: In insgesamt 13 Partien konnte Aachen neun Siege und nur vier Niederlagen verbuchen. Das letzte Spiel beider Teams im DFB-Pokal 2000 gewann allerdings die Werkself mit 2:1.
Jetzt gilt es für Dieter Hecking und sein Team, einen guten Saisonstart zu liefern und die Euphorie des Aufstiegs mit in die nächsten Spiele zu tragen: „Ich weiß, dass wir unter besonderer Beobachtung stehen. Aber Leverkusen weiß genauso wenig wie wir, wo sie zurzeit stehen, das können wir ausnutzen. Warum sollten wir den Gegner am Samstag also nicht ein wenig ärgern? Ich sage ganz klar: Wir fahren dorthin, um etwas mitzunehmen.“
Schiedsrichter der Begegnung ist der Diplombetriebswirt Peter Sippel (37) aus München, ihm assistieren Tobias Welz und Walter Hofmann.
Bilanz gegen Leverkusen
Infos zu Leverkusen
Faninfos zu diesem Spiel
Bayer Leverkusen: Barbarez, Barnetta (66. Freier), Butt, Castro, Haggui, Juan, Kießling (78. Voronin), Ramelow, Rolfes, Schneider (73. Babic), Stenman / Trainer: Michael Skibbe
Alemannia Aachen: Ebbers, Herzig (44. Casper), Klitzpera, Lehmann (65. Fiel), Leiwakabessy, Nicht, Noll, Pinto, Plaßhenrich, Reghecampf, Rösler (24. Straub) / Trainer: Dieter Hecking
1:0 Ramelow (32.), 2:0 Castro (45.), 3:0 Rolfes (60.)
Nicht (22.), Rolfes (38.), Kießling (41.), Barbarez (54.), Babic (80.)
5 / 1
Peter Sippel, Tobias Welz, Walter Hofmann
22.500 (davon ca. 4000 aus Aachen)
bewölkt, 19 Grad
Alemannia Aachen hat das erste Spiel der Saison gegen Bayer Leverkusen mit 0:3 verloren. Vor 22.500 Zuschauern - davon ca. 4000 mitgereiste Alemannen-Fans - in der ausverkauften BayArena markierten Carsten Ramelow, Gonzalo Castro und Simon Rolfes die Treffer. Die Alemannia spielte jedoch über 65 Minuten mit nur zehn Mann: Keeper Kristian Nicht sah nach Handspiel außerhalb des Sechzehners die Rote Karte.
Trainer Dieter Hecking musste wie erwartet auf Moses Sichone verzichten, der nach seinem Muskelfaserriss im Oberschenkel nicht rechtzeitig fit wurde. Das Duo Nico Herzig und Alexander Klitzpera bildete somit die Innenverteidigung. Auch Jan Schlaudraff konnte nicht mitwirken - er musste seine Sperre aus der letzten Saison absitzen. Dagegen konnte Reiner Plaßhenrich von Beginn an auflaufen. Er bildete zusammen mit Matthias Lehmann das Duo vor der Abwehr. Marius Ebbers als einzige nominelle Spitze wurde von den Mittelfeldakteuren Laurentiu Reghecampf , Sascha Rösler und Emil Noll unterstützt.
Die Leverkusener begannen im Sturm mit den beiden Neuzugängen Stefan Kießling und Sergej Barbarez. Gonzalo Castro durfte für den verletzten Roque Junior in der Abwehr ran. Nationalspieler Bernd Schneider war wie in der letzten Saison im rechten Mittelfeld gesetzt. Ex-Alemanne Simon Rolfes spielte mit Carsten Ramelow vor der Abwehr.
Beide Mannschaften begannen offensiv und versteckten sich nicht. Unser Team versuchte schon im Mittelfeld den Leverkusenern den Ball abzujagen. Die erste Chance nach vier Minuten hatte allerdings der Ex-Alemanne Simon Rolfes. Nach schöner Vorarbeit von Bernd Schneider verzog der Blondschopf aus 16 Metern nur knapp. Die Anfangsphase gehörte der Elf von Michael Skibbe. In der zehnten Minute kam nach Doppelpass mit Stefan Kießling Stürmer Sergej Barabarez frei vor Kristian Nicht zum Schuss. Nur in höchster Not konnte Alexander Klitzpera den Ball weg schlagen. Nach 22 Minuten war die Alemannia das erste Mal gefährlich vor dem Kasten von Hans-Jörg Butt. Sergio Pinto zog aus 20 Metern ab. Schock für die Schwarz-Gelben nur eine Minute später: Kristian Nicht sah nach einem Handspiel außerhalb des Strafraums die Rote Karte. Stephan Straub kam in die Partie und Sascha Rösler verließ das Feld. Matze Lehmann ging auf den rechten Flügel und Laurentiu Reghecampf rückte in die Mitte. Nach 32 Minuten die Führung für die Gastgeber. Gonzalo Castro setzte sich auf rechts Außen gegen Noll durch, der Carsten Ramelow bediente. Aus 15 Metern scheiterte dieser zunächst an Straub. Im Nachschuss aus kurzer Distanz konnte er den Treffer jedoch markieren. Der nächste Rückschlag in der 39. Minute: Rüdes Foul von Kießling an Nico Herzig, der raus musste. Für ihn kam Mirko Casper in die Partie. Kurz vor der Pause dann das zweite Gegentor. Nach Fehlpass von Reiner Plaßhenrich erhöhte Gonzalo Castro aus elf Metern die Führung für die Gastgeber.
Nach der Pause kamen beide Mannschaften unverändert aus der Kabine. Die Kicker vom Tivoli mit der ersten Chance: Sergio Pinto mit einem weiten Pass auf Ebbers. Sein Schuss aus 16 Metern war jedoch sichere Beute für Bayer-Keeper Butt. Auf der Gegenseite scheiterte Barbarez nur eine Minute später an seinen Nerven. Nach Flanke von Schneider vergab der Bosnier völlig freistehend. Wenig später zeichnete sich Straub mit einer tollen Reaktion aus: Einen Schuss von Karim Haggui lenkte der Schlussmann zur Ecke. In der 56. Minute war es wieder Barbarez, der eine gute Chance nach Vorarbeit Schneider nicht verwerten konnte. Der ehemalige Aachener Simon Rolfes sorgte dann nur vier Minuten später für den endgültigen Knock-out. Nach Ballverlust Mirko Casper am eigenen Strafraum bedient Kießling den Mittelfeldmann, der per Volley-Schuss auf 3:0 erhöhen kann. In 64.Minute wechselte Coach Hecking Cristian Fiel für Matze Lehmann ein, der sich sofort an die Seite von Plaßhenrich orientierte. Leverkusen blieb auch über die zweiten 45 Minuten das dominierende Team. Die Schwarz-Gelben konnten ihre Abwehr aber stabilisieren und ließen die Elf von Michael Skibbe nur noch selten gefährlich bis zum Sechzehner vordringen. In der 77. Minute noch einmal Glück für Aachen: Der eingewechselte Andrej Voronin scheiterte am starken Straub. Wenige Minuten später stand auch Leverkusen nur mit zehn Mann auf dem Platz. Nach Tätlichkeit von Marko Babic an Pinto sah der Leverkusener den roten Karton (80.). In der Schlussphase kamen die Schwarz-Gelben mit gefälligen Kombinationen noch des Öfteren in die Hälfte der Gastgeber konnten aber keine echte Torgefahr entwickeln. Das änderte sich mit der letzten Aktion des Spiels: Drei Minuten vor Schluss rauschte Pintos Eckball nur knapp am Kasten vorbei.
In der Phase, wo die Alemannia besser ins Spiel fand, wurde die Hecking-Elf durch die Rote Karte für Nicht erheblich geschwächt. Gegen eine schnell kombinierende und zweikampfstarke Werkself aus Leverkusen war danach die Niederlage nur eine Frage der Zeit.