Der neue Tivoli hat seine erste Pokalsensation. In einer intensiven und spannenden Partie schlug die Hyballa-Elf den Bundesliga-Spitzenreiter aus Mainz im DFB-Pokal mit 2:1 und zieht damit in die dritte Runde ein. Kapitän Benny Auer brachte die Schwarz-Gelben vor 25.657 Zuschauern in der 26. Minute in Führung, ehe Sami Allagui nur wenig später der Ausgleich gelang. Schiedsrichter Gagelmann entschied zu Unrecht auf Abseits, so dass die Alemannia mit etwas Glück die Führung in die Pause mitnahm. Nach dem Wechsel baute Marco Höger die Führung per Traumtor aus und brachte die Tivoli-Kicker weiter auf die Siegerstraße. Adam Szalai verkürzte in der 68. Minute, doch die Alemannia rettete das Ergebnis über die Zeit und machte die Sensation perfekt.
Mehr als zweieinhalb Jahre ist es her, als die Alemannia zuletzt ein DFB-Pokal-Spiel am heimischen Tivoli austragen konnte. Für die neue Spielstätte war die Partie gegen den FSV Mainz 05 gar die Pokal-Premiere. Für diese musste Alemannia-Trainer Peter Hyballa erstmals nach drei Spielen notgedrungen eine Änderung vornehmen: Für den verletzten Florian Müller rückte Mirko Casper auf die rechte Seite in der Viererkette mit Tobias Feisthammel, Thomas Stehle und Timo Achenbach. Kevin Kratz konnte trotz verletzungsbedingter Auswechslung in Bochum von Beginn an auf der „Sechs“ ran. Über die Außen kamen wie gewohnt Marco Höger und Alper Uludag. Tolgay Arslan startete hinter dem Sturm-Duo Benny Auer und Zoltán Stieber. Nicht zur Verfügung stand dem Team Markus Daun, Thorsten Burkhardt, Seyi Olajengbesi, Thorsten Stuckmann sowie Florian Müller.
Straßenköter gegen Boygroup, Zweitligist gegen Erstliga-Tabellenführer oder Hyballa gegen Tuchel: Im Vorfeld der Partie gab es nicht wenige Überschriften, unter der das erste Pokalspiel der Alemannia knapp ein Jahr nach der Eröffnung des neuen Tivoli stattfand. Die Rahmenbedingungen hätten dabei kaum besser sein können: Flutlichtspiel, über 25.000 Zuschauer zu Besuch und eine Atmosphäre, wie sie seit längerem nicht mehr vorzufinden war. Dabei entwickelte sich zunächst ein recht schleppendes Spiel. Der Gast aus Mainz trat selbstbewusst auf und hatte deutlich mehr Ballkontakte, doch die Alemannia nahm alles andere als nur die Rolle des beeindruckten Zuschauers ein. Mit schnellem Kombinationsspiel versuchten die in Neon-Gelb auflaufenden Hausherren, den Tabellenführer der Ersten Liga zu ärgern. Torchancen sprangen dabei jedoch zunächst auf keiner Seite heraus.
Es dauerte bis zur 22. Minute, als die Mainzer erstmals für Gefahr sorgten: Ex-Alemanne Lewis Holtby bediente Ivanschitz mit einem Direktpass, doch der Österreicher verzog knapp mit dem Außenriss. Lange Zeit passierte in der Anfangsphase nahezu nichts vor beiden Toren, doch plötzlich ging es Schlag auf Schlag. Hohs machte das Spiel mit einem weiten Abschlag schnell, Karhan unterlief die Kugel und Stieber versuchte Wetklo mit einem Heber zu überwinden – allerdings ohne Erfolg (25.). Nur eine Minute später brachte die Alemannia den Tivoli zum Beben: Arslan reagierte nach einem Ballverlust des FSV blitzschnell, spielte Stieber das Leder in den Lauf und Aachens kleiner Wirbelwind legte die Kugel quer in den Strafraum, wo Auer aus kurzer Distanz das viel umjubelte Führungstor erzielte – 1:0 (26.).
Spätestens jetzt war richtig Stimmung in der Hütte. Die Schwarz-Gelben nutzten den euphorischen Moment und drängten weiter nach vorne. Uludag setzte die Kugel aus gut 25 Metern nur knapp am rechten Pfosten vorbei (27.). Der Erstligist schüttelte sich kurz und schien die perfekte Antwort auf den Rückstand parat zu haben, doch Allaguis Treffer wurde zu Unrecht wegen angeblicher Abseitsstellung nicht gegeben – Glück für die Alemannia, die in den Schlusssekunden der ersten Halbzeit nochmals mächtig aufdrehte. Zunächst erwischte Kratz Wetklo mit einer Mischung aus Freistoßflanke und direktausgeführten Standard auf dem falschen Fuß, doch die Kugel ging knapp über die Querlatte (43.). Die letzte Chance gehörte Benny Auer, der den Ball aus rechter Position nicht richtig traf und somit leicht verzog. Kurze Zeit später pfiff Schiedsrichter Gagelmann zur Pause, in die sich die Jungs von Peter Hyballa unter tosendem Applaus verabschiedeten.
Lewis Holtbys Rückkehr an den Tivoli war nach 45 Minuten beendet, Thomas Tuchel nahm den Ex-Alemanne für Marcel Risse aus der Partie. Die Gäste vom Bruchweg kamen druckvoll in Hälfte Zwei und setzten gleich ein Ausrufezeichen. Allagui legte den Ball auf Ivanschitz ab, dessen Schuss Hohs gut parierte (48.). Auf der Gegenseite hatten die schwarz-gelben Anhänger den Torschrei schon auf den Lippen, doch Stiebers Volleyschuss nach Flanke von Casper konnte Torhüter Christian Wetklo gerade noch auf der Linie abwehren (50.). Erneut Andreas Ivanschitz versuchte sich bei einem Freistoß aus 20 Metern im direkten Duell mit David Hohs, doch Aachens Schlussmann blieb einmal mehr Sieger (55.).
Nun war richtig Feuer in der Partie. Während Mainz mehr Spielanteile für sich verbuchen konnte, tauchte die Alemannia immer wieder blitzgefährlich im Mainzer Strafraum auf. In der 58. Minute hätte es dann 2:0 stehen müssen, doch Stieber wählte alleine vor Wetklo den komplizierteren Weg und setzte zum Heber an – die Kugel landete statt im Netz auf der Latte. Als Marco Höger nur zwei Minuten später aus dem Rücken der Mainzer Abwehr zu einem satten Linksschuss ansetzte, schrien mehr als 25.000 Alemannia-Anhänger den Ball ins Netz – und das mit Erfolg. Aachens Youngster hämmerte den Ball erfolgreich aus der Distanz zum 2:0 ins obere Eck und ließ den Tivoli kochen (60.).
Die Pokalsensation lag nun wahrlich in der Luft, der Sieg über den Tabellenführer der Ersten Bundesliga war zum Greifen nahe. Die Gäste wirkten sichtlich geschockt, während die Alemannia den Einzug in die nächste Runde vor Augen hatte. In der 68. Spielminute zeigten die Mainzer dann, warum sie derzeit ganz oben stehen: Andre Schürrle brachte eine Flanke von rechts punktgenau in den Aachener Strafraum, wo der eingewechselte Adam Szalai als erster schaltete und Hohs per Kopf keine Chance ließ – nur noch 2:1.
Jetzt war es ein echter Krimi – besonders aus Sicht der Tivoli-Kicker, die nun in der Schlussviertelstunde nochmals richtig unter Druck gerieten. Tief reinstellen wollte man sich aber nicht und suchte stets den Weg nach vorne, um für etwas Entlastung zu sorgen. Aus der Entlastung wäre neun Minuten vor Schluss beinahe die Entscheidung gefallen: Ein langer Ball rollte Richtung Eckfahne der Mainzer, wo sich der herausgelaufene Wetko mit dem eingewechselten Gueye trafen. Alemannias Senegalese umspielte den Mainzer Keeper, verfehlte das leere Tor jedoch nur knapp.
In der Schlussphase stand niemand mehr von den 25.657 Zuschauern, am wenigsten Peter Hyballa und Thomas Tuchel, der die letzten Sekunden wegen Meckerns von der Tribüne aus verfolgen musste. Der Erstligist schmiss alles nach vorne, drängte auf den Ausgleich. Für die Alemannia ergaben sich dadurch sehenswerte Konterchancen, um für den entscheidenden Punch zu sorgen. Höger verpasste das dritte Tor alleinstehend vor Wetklo (89.), während alle auf die Uhr blickten und dem Schlusspfiff entgegensehnten. Die Bälle wurden nur noch herausgeschlagen, bis Gagelmann nach zwei Minuten Nachspielzeit endlich abpfiff. Die Sensation war perfekt, die Alemannnia schlug den Tabellenführer der Ersten Liga mit großer Leidenschaft und zieht verdient in die nächste Runde des DFB-Pokals ein.