Es war kein durchschnittlicher Freitag bei Alemannia Aachen. Nachdem Dieter Hecking sich am Morgen von der Mannschaft verabschiedet hatte, übernahm Co-Trainer Dirk Bremser die Leitung der Trainingseinheit um 10 Uhr.
„Dieter hat sich bei den Jungs bedankt und sich von einer tollen Mannschaft verabschiedet. Sicher waren die vergangenen 60 Stunden für uns alle sehr hart, doch wir haben die Eindrücke verarbeitet und bereiten uns nun konzentriert auf das Spiel gegen Chemnitz vor.“ Bremser übernimmt bis auf weiteres die Betreuung der Mannschaft und wird am Sonntag neben Jörg Schmadtke und Jörg Jakobs auf der Bank sitzen.
Nach dem Training am Morgen standen Bremser und U23-Coach Stefan Emmerling dann den Medien bei Pressekonferenz zu den bevorstehenden Pokalspielen zur Verfügung. „Die Mannschaft und ich sind professionell genug, mit der gebotenen Konzentration an das Spiel am Sonntag heranzugehen“, so der bisherige Co-Trainer. „Ein Weiterkommen ist für uns Pflicht.“ Bremser bezog auch Stellung zur aktuellen Kadersituation. Thomas Stehle und Reiner Plaßhenrich sind ins Training zurückgekehrt. Der Kapitän wird nach seinen Innenbandbeschwerden aber aller Voraussicht nach geschont, Matze Lehmann spielt im zentralen Mittelfeld.
Verzichten muss das Team auf Emmanuel Krontiris (Entzündung im Bereich des Mittelfußes) und Cristian Fiel sowie Alexander Klitzpera (beide Muskelfaseriss im Oberschenkel). Auch Neuzugang Szilárd Nemeth steht noch nicht zur Verfügung. Der Slowake ist mit einer Lungenentzündung vom Länderspiel gegen Tschechien zurückgekehrt. „Sicher hätten wir uns günstigere Voraussetzungen für einen Neuzugang gewünscht, aber Szilárd wird frühestens in einer Woche wieder voll mittrainieren können“, so Bremser.
Die letzte Begegnung mit dem Chemnitzer FC fand am 11. März 2001 in der zweiten Bundesliga statt. Damals gingen die Alemannen nach 2:3 Toren in Chemnitz als Sieger vom Platz. Nach dieser Saison stiegen die Himmelblauen in die Regionalliga ab. In der Saison 2005/06 stieg der FC dann in die Oberliga ab, die das Team von Joachim Müller nach den ersten Spieltagen anführt.
Schiedsrichter der Begenung ist Wolfgang Stark mit seinen Assistenten Harry Ehing und Markus Wingenbach.
Chemnitzer FC: Adamu, Baumann, Becker (56. Schlosser), Kellig, Klömich, Kunert, Sambou, Schumann, Sieber (81. Sinaba), Thönelt, Wölfel (65. Bachmann) / Trainer: Joachim Müller
Alemannia Aachen: Dum (69. Casper), Ebbers, Herzig, Lehmann, Leiwakabessy (61. Noll), Nicht, Pinto, Reghecampf, Rösler, Schlaudraff (83. Ibišević), Sichone / Trainer: Dirk Bremser
0:1 Reghecampf (7.), 0:2 Rösler (21.)
Sichone (62.), Noll (72.), Pinto (83.)
6 / 5
Wolfgang Stark, Harry Ehing, Markus Wingenbach
6.098 (davon ca. 150 aus Aachen)
wolkenlos, 20 Grad
Mit einem 2:0-Erfolg ist die Alemannia beim Chemnitzer FC in die zweite Pokalrunde eingezogen. Vor 6098 Zuschauern reichten die Treffer von Laurentiu Reghecampf (7., Foulelfmeter) und Sascha Rösler (22.) zum Sieg gegen den Oberligisten.
Bei der Aufstellung verzichtete Dirk Bremser auf Experimente. Nico Herzig ersetzte den verletzten Alex Klitzpera, Matze Lehmann begann für Reiner Plaßhenrich, Laurentiu Reghecampf für Cristian Fiel. Ansonsten begann die erfolgreiche Elf aus dem fulminanten Erfolg bei einem niedersächsischen Bundesligisten.
Es begann mit einem Start nach Maß. Nach Ecke von Reghecampf stieg Marius Ebbers am höchsten, Klömich konnte mit beiden Fäusten parieren, klärte den Ball aber nach vorne. Adamu brachte das Leder nicht unter Kontrolle, Rösler ging dazwischen und wurde gefoult. Schiedsrichter Wolfgang Stark zeigte sofort auf den Punkt. Reghecampf verwandelte in die Mitte. Auf der anderen Seite setzte Wölfel einen Kopfball knapp neben das Tor (9.). Einen Konter über Sascha Dum und Jan Schlaudraff spielten die beiden Youngster nicht optimal aus, es reichte nur zu einem Eckstoß.
In der 13. Minute war Nicht bei einem Kopfball von Adamu auf dem Posten. Nach einer Viertelstunde störte Nico Herzig seinen Gegenspieler Kellig in letzter Sekunde. In dieser Phase war die Abwehr nicht immer sattelfest. Dafür passte es in der Offensive. Reghecampf fand vom rechten Flügel genau den Kopf des völlig freistehenden Rösler, der aus sechs Metern einnickte (22.). Kurz darauf musste Nicht nach einem Getümmel retten, ansonsten war es das mit den Chancen der Gastgeber. Allerdings brachte auch Alemannia bis zum Pausenpfiff nicht Zwingendes mehr zustande.
Unverändert ging es in die zweiten 45 Minuten. Nach Foul an Schlaudraff durfte Reghecampf in seiner Lieblingsdisziplin ran, Freistoß aus 18 Metern. Sein Schuss zischte knapp am Winkel vorbei. Nach einer guten Stunde war Schluss für Jeffrey Leiwakabessy, der nach einem Zweikampf in der ersten Hälfte vom Feld humpelte. Es kam Emil Noll. Glück hatte Moses Sichone, der nach einem Zweikampf als letzter Mann von Stark nur die Gelbe Karte sah. Der fällige Freistoß von Adamu landete in der Mauer.
Sascha Dum demonstrierte in der 65. Minute, wie es gehen muss. Schneller Konter, lediglich der herausstürzende Klömich verhinderte die endgültige Entscheidung. Der eingewechselte Bachmann verfehlte in der 68. Minute das Aachener Tor mit einem Fernschuss nur knapp. Die Alemannia wechselte erneut. Für den ebenfalls angeschlagenen Sascha Dum kam Mirko Casper. Er übernahm die linke Abwehrseite, Noll rückte ins Mittelfeld.
Rund um die 75. Minute vergab Chemnitz weitere Großchancen. Schlosser köpfte freistehend ins Niemandsland, Adamu setzte einen Schuss über das Tor. Der Anschlusstreffer lag in der Luft, Alemannia ließ in der Abwehr die Ordnung vermissen. Bei einem der weingen Konter verzog Schlaudraff einen Schlenzer und wich kurz danach für Vedad Ibisevic (79.).
Der Tabellenführer der Oberliga Nordost-Süd lieferte bis zur letzten Sekunde einen aufopferungsvollen Pokalfight ab, scheiterte im Vergleich zum Bundesligaaufsteiger aber an der Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor sowie an der nötigen Routine.
Jörg Schmadtke: Die erste Halbzeit war völlig in Ordnung, die zweite dann nicht mehr. Wenn man über die volle Distanz so spielt, dann weiß man, wie Pokalsensationen entstehen.
Dirk Bremser: Wenn man die übrigen Ergebnisse sieht, weiß man, wie wichtig unser heutiger Sieg war. Wir haben die Pflichtaufgabe erfüllt. Der CFC war der erwartet lauf- und kampfstarke Gegner.
Joachim Müller: Neben der höheren Spielsicherheit der Alemannen konnte ich heute keinen Unterschied feststellen. Die Alemannen haben letztlich ihre Chancen genutzt, wir haben den Ball nicht im Tor unterbringen können. Ich hoffe, unsere junge Mannschaft hat heute Sympathien gewonnen.
Sascha Rösler: Das war heute ein Arbeitssieg. Es war wichtig, dass wir früh die Tore gemacht haben. Vor der Pause haben wir versäumt nachzulegen. Die zweite Halbzeit war dann nicht gut gespielt. Nach den letzten Tagen ist es wichtig, dass wir weiter sind.