Sympathisch, authentisch, humorvoll - so präsentierte sich Michael Krüger am Mittag den Journalisten. Um 10 Uhr hatte der 55-Jährige das lockere Abschlusstraining vor der Abreise zum Pokalspiel nach Frankfurt geleitet, um 12.30 Uhr saß er dann auf dem Podium des Presseraums im Tivoli. Mit klaren Worten: „Derzeit steht die Alemannia nicht dort, wo sie hingehört. Seit Sonntag ist es etwas besser, aber es gibt noch eine Menge Luft nach oben“, so der Coach.
Mit einer kurzen Ansprache hatte sich der Fußball-Lehrer seinem neuen Team vorgestellt. „Ich habe den Jungs gesagt, dass ich innerhalb einer Woche die beiden Gesichter der Mannschaft gesehen habe. Ab sofort möchte ich nur noch das zweite Gesicht sehen. So wie am Sonntag gegen 1860 München stelle ich mir Alemannia Aachen vor - mit Leidenschaft, Laufstärke und aggressiv in den Zweikämpfen.“ Andreas Bornemann lobte den Auftritt des Trainers in den Gesprächen mit den Verantwortlichen. „Wir haben viel Zeit darauf verwendet, den richtigen Trainer für die Alemannia zu finden. Michael Krüger ist die Ideallösung, er hat uns in allen Belangen überzeugt“, sagte der Sportdirektor. Kritische Fragen, ob er denn zu den hohen Ambitionen der Alemannia passe, beantwortete Krüger gelassen und souverän: „Kann man nur in die Erste Liga aufsteigen, wenn man dort schon als Trainer gearbeitet hat?“, fragte er selbstbewusst zurück. Die Aufgabe bei der Alemannia sei nach seinen Engagements in Afrika sicher die größte Herausforderung für ihn als Trainer in Deutschland. „Aber das liebe ich. Die Arbeit in einem Traditionsklub ist einfach spannend. Und mein erster Eindruck von der Mannschaft ist sehr positiv.“
Möglichst bald will der 55-Jährige eine Wohnung in Aachen finden. Seine Frau bleibe aus beruflichen Gründen in der Heimat nahe Hannover. „Außerdem haben wir einen altersschwachen Hund“, scherzte Krüger, der für das Weiterkommen bei Eintracht Frankfurt eine Chance sieht. „Wie groß die sein wird, warten wir mal ab. Frankfurt ist sehr ordentlich gestartet, hat aber zuhause bisher nur drei Unentschieden erreicht.“ Verzichten muss Krüger auf die grippekranken Nico Herzig und Mirko Casper, für den Waldemar Schattner in den Kader rückt. Auch Jérôme Polenz und Markus Daun sind noch nicht weit genug, um in der Commerzbank-Arena eine Rolle spielen zu können. Abdul Özgen fehlt nach seiner Meniskus-Operation ebenfalls noch. Viele Gründe für Änderungen sieht der Coach nach der starken Leistung gegen 1860 München ohnehin nicht.
Der Vorverkauf für das Spiel in Frankfurt ist in Aachen abgeschlossen. Über 400 Fans werden die Schwarz-Gelben nach Hessen begleiten. Insgesamt sind knapp 22.000 Tickets für die Partie abgesetzt. Tickets für Kurzentschlossene sind an den Tageskassen der Arena erhältlich, die zwei Stunden vor Anpfiff öffnen. Die Frühkassen sind ab 15 Uhr besetzt.
Geleitet wird die Pokal-Begegnung von Dr. Jochen Drees. Seine Assistenten sind Frank Willenborg und Torsten Bauer. Vierter Offizieller wird Walter Hofmann sein.
Eintracht Frankfurt: Nikolov – Ochs, Vasoski (72. Bajramovic), Russ, Spycher – Chris, Teber, Caio, Schwegler – Liberopoulos, Meier (67. Fenin) / Trainer: Michael Skibbe
Alemannia Aachen: Stuckmann – Demai (53. Oussalé), Szukala, Olajengbesi, Achenbach – Junglas, Fiel – Müller (64. Burkhardt), Kratz (64. Milchraum), Gueye – Auer / Trainer: Michael Krüger
1:0 Caio (1.), 2:0 Liberopoulos (5.), 2:1 Gueye (23.), 3:1 Szukala (45.Eigentor), 4:1 Liberopoulos (50.), 5:1 Meier (53.), 5:2 Auer (65.), 5:3 Auer (72.), 5:4 Gueye (87.), 6:4 Teber (89.)
Achenbach (75.), Milchraum (78.), Teber (90.)
Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) – Frank Willenborg, Torsten Bauer
27.450 (davon ca. 500 aus Aachen)
heiter bis wolkig, 20 Grad
Alemannia scheidet nach einer dramatischen 4:6-Niederlage aus dem DFB-Pokal aus
Dramatik, Tore am Fließband und Spannung pur - aber kein Sieg: Die Alemannia ist nach einer 4:6-Niederlage bei Eintracht Frankfurt aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Bereits nach fünf Minuten hatten Caio (1.) und Liberopoulos die Eintracht in Führung geschossen, den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer erzielte Gueye (23.). Noch vor der Pause erhöhten die Frankfurter auf 1:3 (45., Eigentor Szukala), nach dem Seitenwechsel bauten Liberopoulos (50.) und Meier (53.) den Vorsprung aus. In der letzten halben Stunde bewiesen die Schwarz-Gelben große Moral: Benny Auer verkürzte per Doppelschlag auf 3:5 (66., 72.), Gueye (84.) machte es noch einmal richtig spannend. Der verwandelte Foulelfmeter von Selim Teber (87.) besiegelte schließlich das Pokalaus.
Bei seiner Premiere vertraute Neu-Trainer Michael Krüger derselben Startelf, die zuletzt im Ligaspiel gegen 1860 München für Furore gesorgt hatte: Vor Keeper Thorsten Stuckmann verteidigte die Viererkette um Aimen Demai, Lukasz Szukala, Seyi Olajengbesi und Timo Achenbach. Die Position vor der Abwehr teilten sich Cristian Fiel und Manuel Junglas, in der Zentrale durfte erneut Kevin Kratz ran. Auf den Außenbahnen kamen Babacar Gueye und Florian Müller zum Einsatz, einzige nominelle Spitze stellte Benny Auer dar. Da Mirko Casper auf Grund eines grippalen Infekts ausfiel, nahm Nachwuchstalent Waldemar Schattner auf der Aachener Bank platz.
Die Zweitrundenbegegnung war gerade einmal 48 Sekunden alt, als der Eintracht-Anhang jubelte: Alexander Meier hatte den Ball an der Strafraumgrenze erobert und Lukasz Szukala mit einer Körpertäuschung versetzt. Den Schuss des Frankfurter Mittelfeldspielers konnte Seyi Olajengbesi zwar blocken, beim anschließenden Abpraller stand Caio jedoch goldrichtig - 0:1. Die Reaktion auf den frühen Rückstand ließ keine zwei Minuten auf sich warten: Auers Versuch wurde unfreiwillig zu Florian Müller weitergeleitet, der per Kopf an Eintracht-Keeper Oka Nikolov scheiterte.
Die Elf von Trainer Michael Skibbe präsentierte sich im direkten Gegenzug eiskalt: Nachdem Stuckmann einen Caio-Freistoß zur Ecke geklärt hatte (5.), segelte der Ball erneut in den Aachener Sechzehner. Die schnelle Kopfballverlängerung nutzte Nikos Liberopoulos, der völlig frei im Fünfmeterraum stand und den Ball nur noch über die Linie drücken musste - 0:2. Der Doppelschlag lähmte die Alemannen nur für kurze Zeit, nach rund zehn Minuten entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Die größeren Spielanteile hatten dabei die Aachener, die immer wieder gefährlich vor dem Eintracht-Kasten auftauchten. Und das sollte in der 23. Minute belohnt werden: Nach einer kurz ausgeführten Ecke flankte Müller das Leder auf den Kopf von Benny Auer. Dessen Versuch wurde erneut geblockt, Gueye sicherte sich jedoch den Ball und im zweiten Versuch köpfte der Senegalese den Anschlusstreffer - nur noch 1:2.
Die Frankfurter zitterten, Gueye scheiterte nach einer schönen Einzelaktion an Nikolov (26.). Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff verstärkte auch die Eintracht ihre Offensivbemühungen: Selim Teber (35.) und Liberopoulos (38.) scheiterten jedoch ebenso wie Babacar Gueye (37.) auf der anderen Seite. Der letzte Schock stand allerdings noch bevor: Nach einem langen Ball kam Szukala gegen Chris zu spät, im Fallen drückte der Innenverteidiger das Leder unfreiwillig an Stuckmann vorbei und über die Linie - 1:3.
Die zweite Halbzeit begann ähnlich fulminant wie die erste. Die ersten Versuche von Liberopoulos (47.) und Manuel Junglas (48.) waren jedoch insgesamt zu ungefährlich. Ihre Kaltschnäuzigkeit stellten die Frankfurter zwei Minuten später unter Beweis, als eine schnelle Hereingabe an Freund und Feind vorbei segelte und Liberopoulos zum 4:1 abstaubte. Nur drei Minuten später erhöhte Meier, die Entscheidung zeichnete sich mit dem fünften Gegentreffer endgültig ab. Die Latte verhinderte kurze Zeit später einen noch höheren Rückstand - Marco Russ hatte zu ungenau gezielt (58.).
Was sich dann in der letzten halben Stunde abspielte, trieb die 27.450 Eintracht-Fans an den Rand der Verzweiflung. Zuerst verkürzte Benny Auer nach schöner Vorarbeit des eingewechselten Hervé Oussalé (66.), sechs Minuten später schlug der Angreifer nach einer mustergültigen Vorlage von Timo Achenbach erneut zu - nur noch 3:5. Nachdem dem eingewechselten Fenin die Nerven vor Stuckmann versagten (76.), machte es Gueye noch einmal richtig spannend: Nach einer tollen Einzelleistung markierte der Senegalese das 4:5. Sollte der Alemannia die größte Aufholjagd in der Geschichte des DFB-Pokals gelingen? Schiedsrichter Jochen Drees hatte etwas dagegen: Stuckmann holte Schwegler von den Beinen, der Unparteiische entschied auf Strafstoß - Selim Teber sorgte in diesem unglaublichen Krimi für die Entscheidung.