Düren 03: u.a. Geuenich, Bonn, Scheuten, Pennartz
Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, X. Baurmann – Wolff, Essers, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp
1:0, 1:1 Essers, 1:2 Essers, 1:3 Essers, 1:4 Altenkamp, 1:5 Baurmann, 1:6 Wesché
bis ca. 10. Commer (Alemannia) – ab ca. 10. Welcker (M.-Gladbach)
(u.a. ca. 30 aus Aachen; auf dem Sportplatz am Obertor)
Das Spiel war als Meisterschaftsspiel angesetzt. Wegen einer Zugverspätung des Schiedsrichters wurde es als Freundschaftsspiel ausgetragen.
Als ich gegen 4 1/4 Uhr auf dem vom Regen aufgeweichten Platze des Dürener F.C. anlangte, machte man noch keine Anstalten, mit dem Wettspiel zu beginnen, denn der Schiedsrichter fehlte. Eine Viertelstunde verstrich, und als noch immer der ersehnte Unparteiische ausblieb, einigte man sich auf ein Gesellschaftsspiel, dessen Leitung Karl Commer übernahm. Das war eine grosse Enttäuschung für die etwa 30 Alemannen, die unserer I. das Geleit gegeben hatten, um Zeuge zu sein, wie sie die Punktzahl und den Tordurchschnitt verbesserte.
Wohl oder übel mussten wir uns darin ergeben, aber unsere Stimmung wurde nicht rosiger, als nach dem Anpfiff Düren gleich mächtig loslegte und gefährliche Vorstösse unternahm. Unsere Mannschaft fand sich auf dem glatten Platz nicht zurecht, nur die Verteidiger zeigten sich etwas sicherer. Da gab's ein neues Intermezzo. Eiligen Laufes brachte man dem Schiedsrichter ein Telegramm. Wir dachten schon, es wäre eine verspätete Absage des ausgebliebenen Schiedsrichters, der aber gleich darauf in der Person des Herrn Welcker von M.-Gladbach eintraf. Das Spiel wurde nach 10 Minuten Dauer abgepfiffen, und man verhandelte lang und breit darüber, was nun geschehen soll. Herr Welcker versuchte mit Rücksicht auf die Terminnot ein Ligaspiel zustande zu bringen. Beide Parteien hatten Bedenken, ob mit Recht, sei dahingestellt. Unsere Mannschaft überliess Düren die Entscheidung, und nachdem ein Herr "mit geschlossenen Augen" energisch gegen ein Ligaspiel geredet, wurde das Gesellschaftsspiel fortgesetzt unter Leitung des Herrn Welcker. Es bot sich genau dassselbe Bild. Düren drängte und hielt das Spiel in unserer Hälfte. Wirtz musste mehrmals eingreifen. Verteidiger und Läufer konnten den Ball nicht wegbringen und die Stürmer erst recht nicht. Bei einem Gedränge vor unserem Tor gab es schliesslich Elfmeterstoss für Düren, der scharf getreten, dem Platzverein die Führung gab. Wer nun glaubte, jetzt würde die unsrigen loslegen, hatte sich geirrt. Wesche kam gar nicht in Schwung, auch nicht nachdem er in der grössten der vielen Wasserlachen auf dem Platz eine unfreiwillige, aber sicher erfrischende Douche nahm. Nur Wolff kam ein paar mal schön vor, seine Flanken wurden aber verfehlt. Jetzt erhielt auch der Dürener Torhüter etwas Arbeit, Wesche schoss einige mal, der glatte Boden liess aber ein sicheres Treten anscheinend nicht zu. Mit etwas Glück gelang es so Düren, seinen Vorsprung bis Halbzeit zu behalten.
Ganz anders liess sich die zweite Hälfte an, in der wir die für den Angriff bessere Seite hatten. Unsere Stürmer schienen aufzutauen, denn man sah besseres Zusammenspiel, auch die Läufer waren mehr dahinter; was auf's Tor kam, wurde von Breuer und Riechert mühelos ins Feld befördert. Es dauerte jedoch ziemlich lange, ehe ein gut plazierter Schuss von Essers den Ausgleich brachte. Alles atmete auf, der Bann war gebrochen, Angriff auf Angriff wurde auf Dürens Tor gemacht. Ein Bombenschuss von Wesche wurde vom Torwächter noch eben abgewehrt, Essers war zur Stelle und sandte unhaltbar ein. Schon wenige Minuten später drehte er eine Flanke an einem Verteidiger und dem Torwächter vorbei geschickt ins Netz. Das schien einstweilen genug zu sein, denn Düren kam etwas auf, ein schneller Durchbruch brachte den Ball in bedenkliche Nähe unseres Tores. Riechert verfehlt Ball und Mann, aber der Schuss ging vorbei. Wesche übernahm den Ball vom Abstoss aus und wieder wurde Düren belagert. Er selbst hatte mit seinen Schüssen wenig Glück, leitete aber immer wieder schöne Angriffe ein. Ein schöner Schuss von Clemens ging haarscharf an beiden Stangen vorbei, kurz darauf gelang es Altenkamp, einen schönen Schuss anzubringen. Düren war ausgepumpt, die Läuferreihe konnte unseren Angriff nicht mehr aufhalten, in der überlasteten Verteidigung leistete Geuenich gute Arbeit, machte aber mehrfach taktische Fehler. Inzwischen konnte auch Clemens eine Flanke verwandeln. Das liess Wesche keine Ruhe, endlich fand auch einer seiner zahlreichen Schüsse den Weg in das Netzt. Bis zum kurz darauf ertönenden Schlusspfiff blieb es dann beim Stande 6:1.
Das Spiel an sich bot wenig Interesse, der schlechte Platz hinderte die Spieler, namentlich aber die unsrigen, ihr volles Können zu entfalten. Zudem gingen während des Spieles einige Regengüsse nieder, die dem Spielfeld den Rest gaben und es bei dem lehmigen Untergrund zur Rutschbahn machten.
Düren zeigte in der ersten Hälfte "trotz dreier Ersatzleute" eifriges Spiel, fiel dafür aber nachher merklich ab. Die besten Leute waren neben dem Torwächter, der auch eine grosse Menge Dusel entfaltete, Geuenich in der Verteidigung und der Mittelläufer Bonn. Ohne besagtes Glück des Torwächters hätte leicht eine zweistellige Zahl herauskommen können.
Unsere Mannschaft war in der ersten Spielzeit direkt schlecht. Wenn man auch dem Zustande des Spielfeldes die Schuld zuschreiben könnte, so dürfte meines Erachtens doch eine gute Mannschaft niemals ein derartiges Spiel zeigen, bei noch so schlechtem Platze. Bei einem besseren Gegner konnte das Spiel auf diese Weise leicht verloren gehen. Anders war es ja nach Seitenwechsel, wobei allerdings noch zu berücksichtigen ist, dass Düren sich ausgegeben hatte. Von den einzelnen Spielern ist wenig zu sagen. Altenkamp scheint die Schwächeperiode endgültig überwunden zu haben, auch Clemens wird wieder besser. Wesche war anfangs auch von der allgemeinen "Schwäche" arg angesteckt, nachher war er wie ausgewechselt. Der "Ersatzmann" Essers, der alte Kämpe, war der Held des Tages. Wenn es ihm auch bei seinem beträchtlichen Gewicht an der nötigen Beweglichkeit mangelt, so zeigte er doch überraschendes Können, und vor allem war er wie früher immer zur Stelle. Die drei Tore, die er erzielte, waren schöne Leistungen, und was die Hauptsache war, sie gaben unserer Mannschaft die nötige Stimmung, deren sie nun einmal bedarf, um in Schwung zu kommen. Wolff war gut, er fand sich mit Essers leidlich zurecht.
In der Läuferreihe haperte es manchmal sehr. Roolf war bei seiner Schwere durch den schlechten Boden arg benachteiligt, war aber wie immer unermüdlich. Boeven wusste auch manchmal mit dem Ball nichts anzufangen, einmal machte er den Fehler, den Ball von einer Ecke aus zu den in der Mitte vor unserem Tor stehenden Verteidigern, zu geben, denen die feindlichen Stürmer hart auf den Fersen waren. Xaver Baurmann genügte, nur sollte er genauer nach vorne geben.
Riechert, der einige Wochen ausgesetzt hatte, zeigte seine alte Sicherheit, Breuer gab ihm hierin nicht nach. Die Verteidiger und Dürens Unsicherheit im Schiessen liessen Wirtz wenig Gelegenheit, sein Können zu zeigen.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 8 / 16. April 1911)
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