Duisburger SpV: u.a. H. Fischer, Schilling, W. Fischer
Alemannia Aachen: Laumen – Emunds, A. Wesché – J. Boeven, Pohlmann, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, E. Pullen
1:0 Fischer, 2:0 Fischer, 3:0 Schilling, 4:0, 5:0, 6:0, 7:0, 8:0
(auf dem Spielplatz Grunewald)
Obige Elf fuhr am 14. März nach Duisburg, um gegen den mehrmaligen Verbandsmeister, den Duisburger-Spielverein, das fällige Rückspiel auszutragen. Hier gewann wir damals bekanntlich 4:3.
Das Spiel begann um 3 Uhr auf dem sehr aufgeweichten und schlüpfrigen Platze des Spielvereins unter Leitung eines Herrn vom Essener Turnerbund, der sein Amt zur vollen Zufriedenheit beider Parteien versah. Duisburg hat Anstoss, vermag aber vorläufig unserem Tore nicht gefährlich zu werden, im Gegenteil, unsere Stürmer setzen sich eine Zeitlang vor Spielvereins Tor fest, können aber dank der bekannten Ueberkombination (man sagt auch vielfach Fummelei) und Unentschlossenheit im Schiessen (wie immer) nichts erreichen.
Duisburger Stürmer greifen jetzt forsch an und nach 10 Minuten sendet H. Fischer (Mittelstürmer) nach schönem Zusammenspiel aus 15 m scharf ein. Das schien das Zeichen zum Anfang zu sein, denn was die 5 Duisburger Stürmer uns jetzt vorsetzten, war vorbildlich. Das zweite Tor war eine schöner Schuss vom Linksaussen, W. Fischer, ebenfalls unhaltbar. No. 3 war ein Schuss vom Linksinnen Schilling. Der Ball gegen den rechten Pfosten und pralte von meinem rechten Fuss ins Tor. Nachdem unsere Leute noch verschiedentlich dem Duisburger Tor harmlose Besuche abgestattet, und mehrere Spieler unter frenetischem Jubel der Zuschauer Schlammbäder genommen hatten, ging es in die Pause.
Nach Wiederbeginn drängen wir kurze Zeit, erreichen aber infolge der vorher schon erwähnten jetzt chronisch gewordenen Fummelei des rechten Flügels (selbstverständlich einschliesslich Wollgartens) weiter nichts, im Gegenteil fast während der ganzen zweiten Hälfte werden wir hart bedrängt. Ein nicht ganz berechtigter Elfmeterstoss, durch A. Wesche verwirkt, verhilft dem Spielverein zum vierten Tor. Nr. 5 und 6 resultieren aus schön getretenen Eckbällen, die schlecht abgewehrt, nach langem Hin- und Herwürgen endlich durch zwanzig Beine hindurch den Weg ins Netz finden. Das 7. und 8. Tor fiel durch schöne Combination der feindlichen Stürmerreihe. Nun zur Kritik:
Spielverein gefiel durch forsches, schnelles aber nie unfaires Spiel, verbunden mit genauer Combination und sicherem Schuss.
Von unserer Elf kann ich leider nicht sagen, dass etwas gefiel, wohl aber, dass mir vieles missfiel.
Laumen im Tor konnte von den 8 Toren wohl kaum eines halten. In der zweiten Hälfte hielt er schöne Schüsse selbst aus kurzer Entfernung. Ich vermisse bei Laumen den befreienden Tritt und die Schnelligkeit, die ein erstklassiger Torwächter unbedingt haben muss. A. Wesche als Verteidiger spielt ja sicher, ist aber gerade wie Emunds für einen Gegner wie Spielverein viel zu langsam. Letzterer griff ja einigemale sehr schön mit Erfolg an, stand aber gerade wie Wesche dem schönen Zusammenspiel der Duisburger Stürmer ziemlich machtlos gegenüber. Bei Emunds ist zu berücksichtigen, dass er fast alle Abstösse (und deren waren nicht wenige) machen musste. Pohlmann versteht es nicht, bei einem so guten Gegner, wie Spielverein ihn darstellte, die Verteidigung genügend zu unterstützen und kennt anscheinend nur ein Abgeben des Balles zur rechten Flanke. Infolgedessen wird die rechte Seite überbürdet und die linke Seite vernachlässigt. Dies ist doppelt zu bedauern, da dadurch gerade unser bester Stürmer, Joé Wesché, kalt gestellt wird. Also Herr Pohlmann verteilen Sie in Zukunft die Bälle nach Möglichkeit gleich. Jupp Boeven hatte in dem Spiel den schwierigsten Stand, denn in W. Fischer und Schilling hatte er einen Flügel gegen sich, der in Westdeutschland seinesgleichen sucht. Boeven war sehr gut und von unserer Mannschaft entschieden der beste. Ich wüsste nicht, was ich an ihm bemängeln könnte. Was nun den linken Läufer anbetrifft, so war er gerade so wie E. Pullen und J. Wesche ziemlich ausser Gefecht gesetzt, da, wie schon erwähnt, das ganze Spiel rechts lag. Unsere drei Läufer wurden m.E. auch sehr missmutig, denn jeder Ball wurde, einmal von ihnen nach vorne gebracht und abgegeben, dort sofort verpfuscht. Wenn dies so 90 Minuten lang anhält, so kann man den Läufern eine solche Missmutigkeit auch nicht verdenken.
Wolff als Rechtsaussen wird das Niveau eines zweitklassigen Spielers nicht überschreiten, solange er sich folgende Fehler nicht abgewöhnt: Vor allem fällt bei ihm das beständige Abseitsstehen auf, wodurch er schon oft die schönsten Chancen verdorben hat. Gerade so leichtsinnig wie sein Abseitsstehen, ist es aber auch von seinen Nebenleuten ihm den Ball zu geben, wenn er abseits steht. Des Weiteren ist bei Wolff ein grosser Fehler, dass er glaubt, als Rechtsaussen müsse er die Tore machen. Hat er seinen Gegner überlaufen und ist er bis zur Eckfahne gekommen, so täuscht sich jeder, der glaubt, jetzt eine Flanke zu sehen. Wolff schiesst! Dies bedeutet, dass er den Ball entweder 20 Meter hinter das Netz jagt oder aber ihn in einer Höhe von 6-7 Metern vor dem Tor zur anderen Seite austritt. Unter "Flanken geben" versteht man, den Ball entweder in Kopfhöhe oder lach über den Boden vors Tor treten, sodass die eigenen Stürmer sich leicht seiner bemächtigen können. Wolff muss ferne das Stoppen des Balles lernen. Er lässt den Ball beim Stoppen stets soweit von seinen Beinen abprallen, dass der Gegner ihn leicht abfängt, er erreicht also nichts damit. Leussler spielt ja schön, dies muss jeder sagen, aber, dass er deswegen auch immer den Ball erhalten soll, ist verkehrt, zumal er leicht zum Dribbeln neigt, und stets selbst schiessen will, womit es bei ihm bekanntlich sehr hapert. Wollgarten glänzte wieder durch sein bekanntes Nichtabgeben des Balles, selbst wenn drei Leute ganz ungedeckt standen, gab er ihn nicht ab. Hätte er Joé Wesche öfter den Ball gegeben, so wären sicher einige Tore für uns gefallen. Hier bin ich mit der Stürmerreihe fertig, denn Joé Wesche und E. Pullen hatten so wenig zu tun, dass ich mir ein Urteil über ihr Spiel ersparen kann. Jedenfalls wäre das Resultat für uns besser gewesen, wenn der linke Flügel mehr Arbeit bekommen hätte. Dem Spielausschuss empfehle ich, sich die erste Mannschaft einmal genau durchzusehen, denn ich glaube, dass Verschiedenes geändert werden muss. Besonders die Stürmerreihe ist sehr verbesserungsbedürftig. Was nützen uns Stürmer mit der schönsten Technik, wenn sie vor dem Tor ratlos sind und nicht verstehen, das Spiel nach vorne zu reissen. Welcher Kontrast gerade in Dusiburg! Duisburger Stürmer gehen mit aller Wucht nach vorne und reissen alles mit; bei uns, hat Wollgarten oder Leussler den Ball, steht sofort das Spiel und im geeigneten Moment wird gekniffen. Ich hoffe, dass diese meine Kritik etwas dazu beiträgt, dass jeder sich seinen Teil zu Herzen nimmt (aber ohne mir böse zu sein) und bei dem nächsten Spiel alle gerügten Mängel zu Hause lässt; ich glaube dann werden wir andere Resultate, als wie zuletzt vor Augen bekommen.
Die Umkleideräume vom Spielverein waren übrigens sehr armselig. Ich meine ein mehrjähriger Verbandsmeister dürfte seinen Gästen eine alte übelriechende Waschküche ohne jeden Stuhl doch nicht anbieten.
Nachtragen möchte ich noch, dass unsere Niederlage in Duisburg wohl auch etwas dem Grössenverhältnis des Platzes zuzuschreiben ist, denn wie ich höre, misst derselbe 125x75 gegen unsern Platz von 100x60.
(Joseph Essers; Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 7 / 1. April 1909)
Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.