Ligaklasse - Saison 1910/1911 - 4. Spieltag - Sonntag 6.11.1910
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Wirtz – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, X. Baurmann – Wolff, Pohlmann, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp

Tore

1:0, 1:1 Wesché, 1:2 Altenkamp, 1:3 Baurmann

Schiedsrichter:

Baskett (Duisburg)

Besondere Vorkommnisse:

Schulte (Essen) schießt Foulelfmeter neben das Tor (nach dem 1:2)

6.11.1910: Essener Turnerbund - Alemannia Aachen 1:3

Aus den Gesprächen, die ich im Laufe der Woche unter den Anhängern Alemannias anhörte, musste ich entnehmen, dass man einen Sieg gegen Essener Turnerbund, den führenden Verein der Liga, für ausgeschlossen hielt.

Anders war die Stimmung in der Mannschaft selbst. Die Spieler schienen sich untereinander viel zuzutrauen und als das übliche Resultat-Tippen zu Ende war, stellte ich fest, dass 9 Spieler den Sieg und nur 2 eine Niederlage erwarteten.

Ich wusste nicht recht, ob ich diese Siegeszuversicht als ein günstiges Vorzeichen ansehen sollten, wenn ich auch selbst an einen Sieg glaubte.

Der kleine, harte Essener Platz, ohne jeden Graswuchs, von Häusern und zerfallenen Mauern eingeengt, wirkt niederdrückend auf den Alemannen, der an den weiten, grünen Rasen von Tivoli gewöhnt ist.

Unsere Aufstellung ist folgende: [...]

Essen setzt sich zunächst in unserer Hälfte fest und wir müssen alles aufbieten, um einen Erfolg des Gegners zu verhindern. Erst durch eine Ecke bei der schlecht gedeckt wurde, erzielt Turnerbund das erste und einzige Tor. Nunmehr wird das Spiel offen und die Aachener Angriffe, die fast immer von Joe ausgehen, sind sehr gefährlich. Manche gute Chance wird durch Abseitsstehen verdorben. Pohlmann schiesst aus weiter Entfernung scharf, aber knapp daneben; bald nachher ist Pause bei einem Stande von 1:0 für Essen.

Die Lokalpatrioten sagen uns eine grosse Niederlage voraus, denn Essen bekommt jetzt die bessere Seite. Aber es kam anders. Unsere Mannschaft behält ihre Ruhe, sie bessert sich zusehends, ein jeder spielt mit einer anerkennenswerten Aufopferung und der Erfolg ist ein baldiger Ausgleich durch Joe. Der Ball geht hin und her; bei einem unserer zahlreichen Vorstösse erhält Altenkamp den Ball ungefähr auf der Linie und schon sitzt das zweite Tor. Kurz nachher: Elfmeter für Essen, weshalb, wissen die Götter; Boeven soll irgend eine Regelwidrigkeit begangen haben. Schulte schiesst etwa 1 m neben die Stangen, wo der Schiedsrichter hinter der Linie steht, und im Borgehen den Ball mit dem Fuss in's Tor lenkt. Wirtz legt den Ball zum Torabstoss bereit, aber schon giebt der Schiedsrichter Tor. Erst auf die Bemerkung des Linienrichters hin, dass der Ball ausgewiesen sei, ändert der Schiedsrichter seine Entscheidung und gibt Torabstoss. Das Spiel wird äusserst schnell und als Clemens einen Fehler der Essener Verteidigung ausnutzt, mit dem Ball durchgeht und das dritte Tor erzielt, ist Essens Niederlage besiegelt. Die letzten zehn Minuten ist der Gegner vorwiegend im Angriff, sodass Wirtz wiederholt Proben seines guten Könnens geben muss, aber alle Anstrengungen sind vergebens. Beim Schlusspfiff hat Essen sein erstes Ligaspiel verloren.

Bei der Kritik der Mannschaft muss ich vorausschicken, dass es überall geklappt hat, und dass ich unsere Spieler nur loben kann.

Altenkamp hat die gute Form des Vorjahres noch nicht erreicht, vielleicht "trainiert" er Samstags zuviel. Sein Tor war eine Prachtleistung. Sein Nebenmann, Clemens ging vor der Pause nicht recht aus sich heraus; nachher war er gut. Er schiesst sicher und ist ein guter Ersatz für unseren früheren Linksinnen. Joe Wesche zeigte dasselbe gute Spiel wie gegen Duisburg und Bonn. Er versteht es, die Stürmer zusammenzuhalten; seine Stärke ist der plötzliche, gute Schuss aus weiter Entfernung. Mit Pohlmanns Debut konnte man zufrieden sein; übrigens unterstützt er die Verteidigung recht anerkennenswert. Der rechten Flanke, insbesondere Wolff, der gut aufgelegt schien, hätten von den Verteidigern mehr Bälle zugespielt werden müssen. Ein brauchbares Mitglied der ersten Mannschaft verspricht Xaver Baurmann zu werden. Er tritt besser als sein Vorgänger Niessen und ist zudem entschlossener im Angriff. Roolf bestätigte seine gute Form. Er war wieder einmal unermüdlich und machte seinen Hinterleuten viel Freude. Bei Boeven gefiel mir, wie immer, die forsche Art des Angreifens. Boeven tritt übrigens aus jeder Lage und nimmt dabei die verzwicktesten Stellungen ein. Riechert's gutes Spiel ist nach der langen Pause um so höher anzuschlagen. Seine Behauptung, dass er durch das Wettspiel 1 1/2 Pfund verloren habe, stiess allerdings auf Widerspruch. Auch über Wirtz kann ich nur Gutes berichten. Wiederholt rettete er recht nett. Vor allem weiss er sich richtig zu stellen und bewahrt selbst bei den kritischsten Momenten vollkommene Ruhe.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 22 / 16. November 1910)

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