Unsere I. bleibt konsequent: Jedes Spiel, das auf einem fremden Platze gespielt wird, vermehrt ihre Niederlagen um eine weitere. Hoffentlich ändert sich das Bild bald.

Der Platz des Turnerbundes, auf dem das Spiel am 19. ausgetragen wurde, war lange nicht so schlecht, als man nach vorherigen Äusserungen hätte glauben sollen. Der geringe Schnee war gefrorern und der Platz, wenn auch ziemlich glatt, so doch ganz gut spielfähig. Von der Mannschaft [...] hätte man wohl ein ganz anderes Resultat erwartet. Doch mit des Geschickes Mächten...

Innerhalb 15 Minuten sitzt bei uns der Ball dreimal im Netz u.z. jedesmal vom Linksaussen gezentert. Als ich das sah, verlor ich den Mut, da ich glaubte, unsere Mannschaft würde wieder ihre rühmlichst bekannte Resignation aufsetzen. Aber es ging wider Erwarten gut. Unsere Läufer, vor allem Commer, merken, dass sie es mit sehr gewandten Aussenspielern zu tun haben und richten ihr Spiel danach ein. Unsere Stürmer gehen auch vor und versuchen, dem feindlichen Tore gefährlich zu werden. Essen kommt ihnen entgegen: Ein Elfmeterstoss wird verwirkt, aber von Breuer dem Torwächter elegant in die Finger getreten. Pause. Nachher ein gleiches Bild: Unsere Stürmer kommen dem Essener Tor nicht allzu oft zu nahe, dagegen hat unsere Verteidigung im Allgemeinen tüchtig zu arbeiten, auch unser Torwächter hat Gelegenheit sein gutes Können zu zeigen. Da auf einmal lächelt uns Fortuna: Ein zweiter Elfmeterstoss! Wollgarten tritt vor, Fortuna verhüllt sich und der Ball saust neben das Tor. Dann macht Essen noch schnell bei uns 2 Tore und das Spiel hat sein Ende gefunden. Um eine Schlappe reicher verlässt Alemannia den Platz. Vorwürfe setzte es reichlich, doch trafen sie hauptsächlich die Stürmerreihe. Torwächter und Hinterleute spielten mit Aufopferung. Roolf war gut, ebenso Commer und Baurmann, doch war dieser nicht gut in Form, da er eine Fussverletzung hatte. Und nun der Haken. Unsere Stürmerreihe würde Erkleckliches leisten, wenn sie sich abgewöhnen könnte, so zerfahren zu spielen. Uhr allein ist es zu verdanken dass auch dieses Resultat so beschämend ist. Wollgarten spielte als ob er die ganze Stürmerreihe darstellte. Giesen hat noch keine Erfahrung, doch möchte ich befürworten, dass man ihm recht häufig Gelegenheit giebt, solche zu erwerben, da er mir das Zeug zu einem guten Spieler zu haben scheint. Breuer ärgerte sich, und tat wohl aus diesem Grunde herzlich wenig. Übrigens werde ich ihm zu Weihnachten ein Paar Handschuhe schenken. Lebrun bemühte sich krampfhaft, das Spiel nach vorn zu bringen, konnte aber allein nichts ausrichten. Courté hat kein Training gehabt und wurde gut gedeckt.

Hoffentlich ziehen Spieler und Spielausschuss aus dem Spiel die nötigen Folgerungen damit wir in der 2. Serie doch noch in etwa wieder aufholen können, was bis jetzt versäumt worden ist.

(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, No. 11 / 1. Dezember 1905)