Entscheidungsspiele - Saison 1909/1910 - 2. Spieltag - Sonntag 29.08.1909
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n.V.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Laumen – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, Essers – A. Wesché, T. Boeven, H. Wollgarten, J. Wesché, Rex

Tore

0:1 Wesché, 0:2 Boeven, 1:2, 2:2, 3:2, 3:3 Wesché, 3:4 Wollgarten, 3:5 Wesché

Schiedsrichter:

Krusenbaum (Duisburg)

Zuschauer:

(in Köln)

Besondere Vorkommnisse:

Essen schießt Elfmeter über das Tor (nach dem 2:2; 1. Halbzeit)

29.8.1909: Essener SV - Alemannia Aachen 3:5

Unter der Leitung des Herrn Krusenbaum, Duisburg, fand am 29. August 1909 in Köln das letzte Ausscheidungsspiel für die Ligaklasse statt. Da nur der gewinnende Verein für würdig erachtet wurde, an den Ligaspielen teilzunehmen und da auf jeden Fall bis zur Entscheidung gespielt werden musste, so versprach das Spiel äusserst spannend und interessant zu werden.

In der ersten Hälfte ist Alemannia mit der Sonne im Rücken durchweg überlegen. Schon kurz nach Beginn kann A. Wesche durch einen scharfen, gut plazierten Schuss das erste Tor erzielen, dem Toni Boeven bald aus einem kurzen Gedränge ein zweites folgen lässt. Wenn man nun aber glaubte, durch diesen Erfolg würde Alemannia angespornt werden, sich bis zur Pause einen gehörigen Vorsprung zu sichern, so sah man sich gewaltig enttäuscht. Das Spiel wird jetzt viel zu leicht genommen. Schon in der Mitte des Feldes setzt die in den sich bei uns zeigenden Auswüchsen wohl mit Recht berüchtigte "Dreiiinnenkombination" ein; unsere Flügel, von denen besonders der linke ausgezeichnete Leistungen zeigt, werden gänzlich vernachlässigt. Da unsere Angriff sich also stets in der Mitte bewegen, so fällt es der Essener Verteidigung nicht schwer, sie abzuwehren, und obgleich unserer Aussenstürmer in ungedeckter Stellung darauf warten, dass auch ihnen einmal ein Ball zugespielt wird, können wir infolge unserer ganz einseitigen Taktik dem Essener Tore uns nur bis auf höchstens 30 m nähern. Inzwischen kann Essen bei 2 Durchbrüchen den von Laumen zuerst unglücklich parierten Ball in unser Netz befördern. Nach einem von Essen darüber getretenen 11 m Ball werden mit 2:2 die Seiten gewechselt. Schien in der ersten Hälfte Alemannia die bessere Mannschaft zu sein, so änderte sich nach der Pause das Bild gänzlich. Essen kann durch sein energisches Nachvornedrängen das Spiel in unsere Hälfte verlegen, und nur dem aufopfernden Arbeiten von Roolf und Breuer verdanken wir es, dass erst nach einer Viertelstunde Essen durch einen gut plazierten Schuss die Führung an sich reissen kann. Alemannia macht einen so schlappen Eindruck, dass im Publikum nur wenige an einem Siege Essens zweifeln; denn mit dem Endspurt, zu dem Aachen jetzt ansetzt, hatte wohl keiner gerechnet. Die Mannschaft ist nach dem 3. Tore Essens nicht wieder zu erkennen. Jeder Einzelne ist sich der Verantwortung, die auf ihm lastet, bewusst. Das Gefährliche der Situation erkennend stellt man Riechert noch nach vorne, während Breuer hinten in bekannter Manier "das Bischen" allein macht. Jedoch Essen lässt nicht nach, und bis 15 Minuten vor Schluss wogt der aufregende Kampf von einem Tore zum andern, ohne zählbaren Erfolg zu bringen. Da erhält Rex den Ball, bringt ihn schön vor, zentert gut, und Joe schiesst scharf in die linke Ecke. Tosender Beifall lohnt diese Leistung. Das Spiel steht 3:3. Ein Aufatmen geht durch die Mannschaft, und auch die mit Aachen zum grossen Teil sympatisierenden Zuschauer erholen sich ein wenig von ihrer Bestürzung. Jetzt handelt es sich drum, das unheimliche Tempo durchzuhalten, denn man ist sich klar, dass die ausdauerndere Mannschaft gewinnen wird. Es zeigt sich schon bald, dass Essen sich gänzlich ausgegeben hat, und der Rückschlag lässt auch nicht auf sich warten. Diesen günstigen Augenblick versteht Alemannia auszunutzen. Selbst Wollgarten hat eingesehen, dass seine kurze und zwar erstaunlicherweise fast stets nach rechts gerichtete Ueberkombination das Spiel nur aufhält. Als man unserer linken Flanke Gelegenheit gibt, ihr Können zu zeigen, ist das Spiel für uns entschieden. In guter Kombination mit Rex wird der Ball vorgebracht, Joe schiesst, jedoch nicht genug plaziert; aber man staune Wollgarten versucht auch einmal drauf zu gehen und der Ball sitzt. Bald darauf leistet Joe sich den besten Schuss des Tages. Er schiesst aus ca. 20 m unglaublich scharf, hat aber insofern Unglück, als dem Torwächter der Ball ehe er eine Hand heben konnte, von der Hüfte abprallt. Kurz vor Schluss kann noch A. Wesche die Verteidigung Essens umspielen und aus ca. 3 m mit grösster Ruhe das 5. Tor für uns erzielen. Durch diesen einwandfreien Sieg hat Alemannia in glänzender Weise den ihr durch widrige Umstände aufgezwungenen Nachweis ihrer Qualifikation für die Ligaklasse gebracht.

In der Essener Mannschaft, die sonst ziemlich ausgeglichen war, gefielen besonders der Rechtsinnen, sowie der Linksaussen. Bei Alemannia verrichteten Breuer und Roolf die Hauptareit. Riechert müsste sich beim 100 m Lauf eifriger beteiligen; er überraschte jedoch durch seine Sicherheit. Laumen hatte einen schlechten Tag und litt furchtbar an Lampenfieber. Die Aussenläufer befriedigten besonders durch ihre Ausdauer, nur muss Essers seinen Aussenstürmer besser halten und nicht bei einem Durchbruch desselben sofort zur Mitte gehen, da er dadurch seinen Hintermann unnötig zwingt, die feindlichen Mittelstürmer frei zu geben. Im Angriff war unser linker Flügel das Beste. Wollgarten taute erst gegen Schluss auf. Es fiel allgemein auf, dass er stets nach rechts abgab. Da die Essener dies bald herausgefunden hatten, wurde Toni stets gut gedeckt und konnte infolgedessen garnicht zur Geltung kommen. A. Wesche zeigte grossen Eifer und füllte den ihm übertragenen Posten gut aus.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 18 / 16. September 1909)

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