Ausgerechnet der gebürtige Münchener und Ex-Bayer Alexander Klitzpera fehlt beim Gastspiel der Alemannia in der Allianz Arena. Nach seinem Muskelfaserriss ist der Innenverteidiger nicht rechtzeitig fit geworden.
Ein wenig tragisch ist die Situation schon. Das Punktspiel gegen den alten Verein wird endlich wieder möglich, da macht eine Verletzung Alex Klitzpera einen Strich durch die Rechnung. Zumindest die Hoffnung, das Spiel persönlich in der Arena verfolgen zu können, hat der 28-Jährige noch. „Wenn mein Reha-Programm es zulässt, fliege ich noch nach München. Mal sehen, was der Arzt sagt“, meint „Klitze“. Sein Vater hat ihn jedenfalls in der Woche stets mit den Neuigkeiten aus der Münchener Presse versorgt. Bayern-Manager Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge haben deutlich gemacht, dass der jüngste Auftritt der Mannschaft in Bielefeld auf wenig Gegenliebe gestoßen ist. „Das ist normalerweise kein guter Zeitpunkt, um gegen die Bayern zu spielen, wenn die beiden starken Männer sich zu Wort melden“, weiß Klitzpera. Nach zuletzt drei Pflichtspielsiegen der Alemannia - davon zwei auswärts - sieht der Abwehrspieler aber keinen Grund, tief zu stapeln: „Die Jungs können doch mit breiter Brust auftreten und Vollgas geben.“
Neben Klitzpera muss Coach Michael Frontzeck auf Emu Krontiris verzichten, der seinen Fuß immer noch nicht belasten kann. Auch Marcus Hesse, der beim Amateurspiel in Straelen eine Hüftprellung erlitt, ist nicht einsatzbereit. Dafür kehrt Cristian Fiel aller Voraussicht nach in den Kader zurück, der nach seinem Faserriss in dieser Woche wieder voll trainieren konnte. Derweil stellte sich vielerorts die Frage, ob der Auftritt bei den Bayern das leichteste oder das schwerste Spiel der Saison ist. Für Michael Frontzeck ist die Antwort klar: „Wir spielen gegen die beste deutsche Mannschaft mit unglaublich viel Qualität im Kader. Dort zu bestehen, ist eine unglaubliche Herausforderung.“
Der Aachener Trainer ist mit dem Zustand seines Teams aber durchaus zufrieden. „Die Mannschaft hat im Training einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Alle haben konzentriert auf das München-Spiel hingearbeitet. Wir müssen läuferisch ans Limit gehen und ohne Angst nach vorne spielen“, gibt der Aachener Coach die Marschroute vor. Aufgrund der guten Leistung gegen Borussia Mönchengladbach sieht Frontzeck keinen Grund, die Anfangsformation zu ändern. Angesprochen auf die zwei Gegentore nach Standardsituationen warnt Frontzeck: „Da müssen wir höllisch aufpassen. Bayern hat ja keine kleine Mannschaft. Lucio und van Buyten sind ja zusammen schon vier Meter groß“, scherzt der 42-Jährige. Über das Ergebnis macht sich der Trainer noch keinen Kopf. „Wichtig wird sein, wie meine Mannschaft sich in München präsentiert“.
Die Alemannen werden in der ausverkauften Allianz Arena von rund 7000 schwarz-gelben Fans begleitet. Einige werden den Trip zu einem Besuch des Oktoberfestes nutzen, während die Mannschaft am Samstagabend zurück fliegt. Den Mythos, die Bayern seien zum Oktoberfest unschlagbar, kann Alex Klitzpera nicht bestätigen. „Das bröckelt in den letzten Jahren ein bisschen.“
Schiedsrichter der Begegnung ist der 33-jährige Markus Schmidt aus Stuttgart. Ihm assistieren an der Seitenlinie Harald Sather und Robert Kampka. 4. Offizieller ist Wolfgang Walz.
FC Bayern München: Kahn, Lahm, Lucio, Makaay, Ottl, Pizarro, Sagnol, Santa Cruz (76. Karimi), Schweinsteiger (65. Demichelis), van Bommel (90. Julio dos Santos), van Buyten / Trainer: Felix Magath
Alemannia Aachen: Dum (75. Noll), Ebbers, Herzig, Leiwakabessy, Nicht, Pinto, Plaßhenrich, Reghecampf (65. Fiel), Rösler (78. Ibišević), Schlaudraff, Sichone / Trainer: Michael Frontzeck
0:1 Dum (38.), 1:1 Pizarro (40.), 2:1 van Bommel (55.)
Kahn (38.), Pinto (40.), Lucio (41.), Schlaudraff (43.), Reghecampf (45.)
9 / 4
4 / 4
Markus Schmidt, Robert Kampka, Harald Sather
69.000 (davon ca. 8.000 aus Aachen)
wolkenlos, 22 Grad
Die Alemannia hat trotz starker Leistung mit 1:2 bei Rekordmeister Bayern München verloren. 69.000 Zuschauer - davon rund 8.000 fantastische Aachener Anhänger - sahen eine Partie, in dem sich der hohe Favorit aus München lange Zeit sehr schwer tat. Sascha Dum brachte die Schwarz-Gelben zunächst in Führung, bevor Claudio Pizarro und Mark van Bommel mit ihren Treffern das Team von Felix Magath auf die Siegerstraße brachten.
Da Ex-Bayer Alexander Klitzpera wegen seines Muskelfaserrisses noch nicht wieder fit war, bildete Nico Herzig - wie beim letzten Spiel gegen Mönchengladbach - zusammen mit Moses Sichone die Innenverteidigung. Ansonsten vertraute Trainer Michael Frontzeck der gleichen Elf, die gegen Gladbach den hoch verdienten 4:2-Sieg eingefahren hatte. Cristian Fiel konnte nach seiner Verletzung wieder in den Kader zurückkehren.
Nach der 1:2-Niederlage gegen Arminia Bielefeld stellte Felix Magath auf zwei Positionen um. Nationalstürmer Lukas Podolski blieb nach schwacher Leistung erstmal auf der Bank. Für ihn stürmte Roy Makaay neben Claudio Pizarro. Der verletzte Owen Hargreaves (Wadenbeinbruch) wurde von Andreas Ottl ersetzt. Im Mittelfeld sollten Roque Santa Cruz und Bastian Schweinsteiger auf den Außenbahnen Druck erzeugen, während Neuzugang Mark van Bommel hinter den Spitzen die Fäden zog. Die Viererabwehrkette wurde wie gewohnt von Willi Sagnol, Lucio, Daniel van Buyten und Philipp Lahm gebildet. Oliver Kahn stand im Tor.
Bayern München versuchte von Anfang an die Partie im eigenen Stadion zu bestimmen und Aachen unter Druck zu setzen. Unser Team versteckte sich aber keineswegs und hatte die erste Ecke schon nach zwei Minuten, die jedoch ungefährlich blieb. Eine knifflige Situation für den Unparteiischen nach sechs Minuten: Sergio Pinto kam in der eigenen Hälfte in Ballbesitz und schickte den gestarteten Marius Ebbers. Schiedsrichter Markus Schmidt aus Stuttgart entschied auf Abseits - sehr knapp. Die erste gute Möglichkeit hatten aber die Bayern: Nach einem Foul von Pinto an Philipp Lahm an der linken Strafraumkante, schoss Bastian Schweinsteiger den Ball scharf aufs Tor. Irritiert von van Buyten konnte Kristian Nicht den Ball aber festhalten (13.). Die Bayern setzten sich nun in der Hälfte der Alemannen fest, konnten aber noch nicht entscheidend gefährlich in den Strafraum eindringen - so blieb Pizarros Schuss aus der zweiten Reihe in der 15. Minute harmlos. Gefahr durch den Meister und Pokalsieger entstand nur durch Standardsituationen. Nach einer Ecke stieg Lucio am höchsten, doch Jeffrey Leiwakabessy klärte in letzter Not auf der Linie (21.). Schrecksekunde nur wenige Augenblicke später: Eine gute Hereingabe von Mark van Bommel köpfte van Buyten aufs Tor. Den Abpraller beförderte Pizarro in die Maschen. Referee Schmidt gab den Treffer aber nicht. Van Buytens Einsatz gegen Reiner Plaßhenrich wertete er als regelwidrig. Alles das ließ die Schwarz-Gelben aber kalt. Nach einer Ecke von der rechten Seite kamHerzig an die Kugel - traf diese aber nicht richtig, so dass der Ball einen guten Meter am Kasten vorbeirauschte (24.).
In der Folgezeit entwickelte sich ein mäßiges Spiel, in dem die Bayern weiter versuchten das Geschehen zu diktieren. Viele Fehlpässe und Ungereimtheiten bestimmten jedoch das Bild. Das Team von Trainer Michael Frontzeck beschränkte sich jetzt darauf, mit schnellen Angriffen gefährlich vor dem Kasten von Oliver Kahn aufzutauchen. Zur Abwechslung waren auch die Alemannen gefährlich durch Standards: In der 36. Minute köpfte Ebbers einen Freistoß von Laurentiu Reghecampf gefährlich aufs Tor. Keeper Kahn konnte aber abwehren. In der nächsten Situation dann die Überraschung: Der Aufsteiger ging in München in Führung! Einen indirekten Freistoß von der Strafraumkante zog Sascha Dum knallhart ab. Lucio warf sich zwar in die Schussbahn, fälschte den Ball aber unhaltbar ab. Das Leder schlug im linken oberen Toreck ein (38.).
Ohne Wechsel auf beiden Seiten ging es in die zweite Hälfte. Die Schwarz-Gelben kamen fünf Minuten eher mit Co-Trainer Erik Meijer aus der Kabine, um durch Aufwärmübungen hellwach in die Partie zu gehen. Doch die Bayern gaben zunächst den Ton an. Ein Schuss von Lahm aus der 48. Minute klatschte ans Lattenkreuz. Der Nationalspieler hatte von der Strafraumkante abgezogen.
Das Spielgeschehen glich nun dem Bild der ersten 45 Minuten: Bayern drückte, Aachen konterte. Die besseren Chancen lagen jedoch beim Rekordmeister aus München. Mark van Bommel zog vom rechten Strafraumrand ab, doch Nicht klärte zur Ecke. In der 55. Minute dann keine Chance für Keeper Nicht. Wieder van Bommel und wieder aus der zweiten Reihe. Der Ball tickte noch einmal auf, bevor er unten rechts im Kasten der Alemannen einschlug. Der von vielen erwartete Spielstand war also hergestellt.
Michael Frontzeck: Kompliment an meine Mannschaft. Sie hat besonders in der ersten Halbzeit kaum etwas zugelassen und exakt das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Nach der Pause haben die Bayern dann die Zügel angezogen, da wird es für jede Mannschaft schwer. Es ist müßig, über die strittigen Situationen zu lamentieren. Wenn der Olli den Arm hebt, dann ist das halt Abseits. Danke den Aachener Fans: Von den restlichen 60.000 habe ich nichts gehört.
Jan Schlaudraff: Ich habe gehört, dass das Kopfballtor von Emil Noll kein Abseits war. Wenn der Treffer zählt, dann nehmen wir hier einen Punkt mit. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und läuferisch und kämpferisch alles dagegen gehalten, was wir zur Verfügung haben.
Uli Hoeneß: Alemannia Aachen hat in der Defensive gut gestanden, die Mannschaft ist seit Wochen im Aufwind. Für uns war es ein Arbeitssieg.
Kristian Nicht: Es war ein guter Auftritt von uns. Beim 1:1 wird Sascha Dum geschoben, der behindert mich dadurch und Pizarro kann den Ball reinköpfen. Schade, es wäre mehr drin gewesen. Wir werden unsere Punkte woanders holen.
Mark van Bommel: Wir hatten es heute schon extrem schwer gegen die Aachener, die eine gut spielende Mannschaft ist. Die spielen Fußball auf dem Boden. In der ersten Halbzeit haben wir einfach zu statisch gespielt.
Reiner Plaßhenrich: Es war genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten: Wir gehen mit 1:0 in Führung und hatten die Bayern fast soweit. Leider konnten wir die Führung nicht in die Pause retten - dann wäre bei den Münchenern ein bisschen mehr Nervosität da gewesen. Leider ist uns das nicht geglückt. In der ersten Halbzeit haben wir gut und kompakt gestanden, doch später hat man doch gesehen, als sie den Ball schnell laufen lassen haben, dass wir kleine Probleme bekommen haben.