Nachdem die Verletzungen der fehlenden Spieler vor dem Mainz-Spiel auch jetzt vor dem nächsten Spieltag noch nicht abgeklungen sind - wir berichteten fast täglich in den Tivoli-News -, wird Cheftrainer Jörg Berger auch morgen mit dem gleichen Kader nach Dresden - von da aus geht es weiter mit dem Bus - fliegen, wie er gegen Mainz aufgestellt war.
Ob allerdings die Schwarz-Gelben in Cottbus am Sonntag mit der gleichen Aufstellung wie gegen Mainz 05 antreten werden, ist noch völlig offen. Vor allem der Einsatz von Routinier Eric van der Luer ist stark gefährdet. Karlheinz Pflipsen, Willi Landgraf und Ralph Gunesch werden wie oben geschildert auf jeden Fall ausfallen, sodass der restliche Kader komplett die Reise an die polnische Grenze mitmachen wird.
Gerade die Position von Eric van der Luer, der nach dem Foul von Niklas Weiland, das die Kartenorgie am Montag in der 71. Minute auslöste, große Probleme an der Achillessehne hat, wird aber auch entscheidend sein für die Aufstellung. Trainer Berger: "Dazu muss ich mir noch Gedanken machen, wenn Eric wirklich ausfallen sollte. Das wird sich erst am Sonntag entscheiden." Keine großen Gedanken brauchte sich Jörg Berger im Nachhinein zu machen in Bezug auf das Spiel gegen Mainz. "Wir hatten innerhalb der Mannschaft keine gravierenden Ausfälle. Jeder hat auf seiner Position mehr oder weniger seine Stärken gezeigt. Auch unsere in Burghausen noch kritisierte Innenverteidigung zeigte eine deutliche Steigerung."
Immer noch weist der Coach daraufhin, dass man erst am Anfang der Saison steht. "Wir lernen von Spiel zu Spiel dazu, was Abstimmung, Laufwege, Stellungsspiel etc. angeht" und fordert weiter Geduld mit seinem Team. Auch das Flügelspiel soll weiter forciert werden. "Da waren wir am Montag über links natürlich viel gefährlicher als über rechts. Aber auf der Seite stehen ja auch mit Stefan Blank und Kai Michalke viel Erfahrung auf dem Platz. Das ist mit den jungen Leuten auf rechts noch nicht der Fall."
"Problem" Erik Meijer
Viel Erfahrung besitzt auch unser Sturmzentrum mit Erik Meijer, zu viel Erfahrung? Auch beim zweiten Spiel zeigte sich, dass die Alemannia mit dem weit gereisten Niederländer einen kopfballstarken Spieler in den eigenen Reihen hat. Ungewöhnlich vielleicht für die 2. Liga sind sein Sprungvermögen und sein robustes Zweikampfverhalten in der Luft, Dinge, die internationale Spiele und sein früheres Engagement in England mit sich bringen. Doch nun hatte schon der zweite Schiedsrichter ein "Problem" damit. Sportdirektor Jörg Schmadtke nutzte am Montag die Gelegenheit nach dem Spiel, Schiedsrichter Perl nach seinen Entscheidungen zu fragen. "Ich wollte einfach nur wissen, wie ein Schiedsrichter die Situationen beurteilt. Vielleicht kann man ja darauf reagieren oder sich einstellen", meinte Jörg Schmadtke heute.
Den Vorwurf des Referees nach zu viel Körperkontakt in den Luftduellen konnten sich unser Sportdirektor und die Trainer dann aber nach der Videoanalyse nicht anschließen. "Wir würden uns ja einer taktischen Waffe berauben, wenn wir jetzt das Spiel umstellen." Es ist also nicht zu befürchten, dass auf einmal Daniel Gomez zum Kopfball hochgeht und Erik Meijer am Boden bleibt. Die Fans werden also auch weiter die für einen "Zweitligaspieler" ungewöhnliche Sprungkraft eines Erik Meijer bestaunen dürfen, die international oder selbst in der ersten deutschen Liga viel weniger abgepfiffen wird.
"Uns erwartet in Cottbus ein heißer Tanz", dessen ist sich Jörg Berger bewusst und wird seine Spieler auch darauf einstellen. "Wer da schon einmal war, weiß, wie es da zur Sache geht: Viel Einsatz, viel Zweikampf und nur wer in Cottbus dagegenhält, wird dort eine Chance haben. Das ist ein richtig schwerer Gegner." Viel Überraschendes kann also im Stadion der Freundschaft nicht passieren.
Wiederaufstieg im Visier
Dort führen jetzt schon seit 10 Jahren die Herren Krein (Präsident), Stabach (Manager) und Geyer (Trainer) den Verein. Besonders Trainer Eduard Geyer genießt bei Mannschaft und Fans großen Kredit. Bereits im letzten Winter, als der Abstieg schon so gut wie besiegelt war, wurde mit einer Vertragsverlängerung ein Zeichen gesetzt.
Zwar wurden jetzt nach dem Abstieg die Finanzen von 22 Mio Euro auf ca. 10 Mio Euro gekürzt, doch damit hat man immer noch hinter Bielefeld den größten Etat der Liga. Dieser finanzielle Kraftakt ist aber wohl nur eine Saison lang möglich, der Verein also fast schon zum direkten Wiederaufstieg verdammt.
Die Chancen dazu stehen so schlecht nicht, wäre da nicht kurz vor Saisonbeginn noch der Wechsel von Torjäger Topic nach Wolfsburg erfolgt. Das brachte dem Verein zwar finanzielle Entlastung, doch ebenso eine deutliche Schwächung im Angriff. Ansonsten ist die Mannschaft gut aufgestellt für die 2. Liga. Läuferisch und kämpferisch stark präsentierte sie sich in
der Vorbereitung, Qualitäten, die gerade in der 2. Liga gefragt sind. Umso überraschender war der Saisonstart mit der Heimniederlage gegen Trier, die aber mit einem Auswärtserfolg im brandenburgischen Duell bei Union Berlin wieder ausgeglichen wurde. Konsequenz der beiden ersten Spieltage: Der Tscheche Jiri Kaufmann (16 Tore in 39 Zweitligaspielen) wurde von Hannover 96 für ein Jahr mit Kaufoption ausgeliehen und wird wohl am Sonntag gegen Alemannia erstmals neben Tanque Silva zum Einsatz kommen.
Bilanz
Erst einmal spielten beide Mannschaften gemeinsam in einer Liga. Als Aufsteiger unterlag Alemannia in der Hinrunde der Saison 1999/2000 mit 1:4 in Cottbus. Das Rückspiel gewann unsere Mannschaft mit 1:0, der FC Energie stieg aber trotzdem in die Erste Liga auf. Nach drei Jahren sieht man sich am Sonntag wieder.
FC Energie Cottbus: Piplica - Schöckel, Beeck, Berhalter, Nikol - Reghecampf, Rost, Löw (70. Ogungbure), Gebhardt (80. da Silva) - Kaufman, Tanque Silva (59. Iordache) / Trainer: Eduard Geyer
Alemannia Aachen: Bayock, Bediako, Blank, Brinkmann, Grlic, Klitzpera, Krontiris, Meijer, Michalke, Paulus, Straub / Trainer: Jörg Berger
1:0 Stefan Blank (7.Eigentor), 2:0 Adrian Dragos Iordache (62.), 2:1 Dennis Brinkmann (64.), 3:1 Adrian Dragos Iordache (77.)
Ivica Grlic (59.), Adebowale Ogungbure (73.)
Uwe Kemmling
11.341 (davon 100 aus Aachen)
leicht bewölkt, 27°
Wie bei vielen Auswärtsspielen schon sah sich unsere Mannschaft von Beginn stark unter Druck gesetzt. Der FC Energie legte vor gut elftausend Zuschauern los wie die Feuerwehr und bereits nach zwei Minuten segelte ein Flugkopfball von Jiri Kaufman - gerade erst vor ein paar Tagen aus Hannover ausgeliehen - knapp über das Tor. Auch die zweite Chance im Spiel hatte der Neuzugang bei seinem ersten Einsatz für den Bundesligaabsteiger. Sein Schlenzer ins untere Eck konnte aber Torwart Stephan Straub so gerade noch um den Pfosten lenken.
Fast schon als Folge fiel der Führungstreffer für die Gastgeber. Die zweite Ecke flog in den Aachener Strafraum, beim Kopfball-duell im Zentrum verpassten sowohl Alex Klitzpera als auch Gegenspieler Christian Beeck den Ball und so tropfte das Leder dem sichtlich überraschten Stefan Blank aufs Knie und von da ins eigene Tor. Das war Pech und höchst unglücklich. Nur eine Minute später hatte Tanque Silva, Neuzugang von Atletico Montevideo, das 2:0 auf dem Fuß, doch diesmal ging der Ball neben das Tor.
Danach ließ der Druck nach, der Gastgeber zog sich weiter zurück und unsere Mannschaft kam etwas besser ins Spiel. Vor allem im Mittelfeld wurden nun mehr Zweikämpfe gewonnen und damit hatte man auch gleich mehr Ballbesitz. Ivica Grlic zeigte zum ersten Mal auch Aachener Torgefahr. Sein Schuss aus gut zwanzig Metern wurde leicht abgefälscht, Piplica stand dadurch auf dem falschen Fuß, doch der Ball lief am linken Pfosten vorbei ins Aus (17.). Den schönsten Angriff bis dahin sahen die gut einhundert mitgereisten Fans dann in der 27. Minute. Über Erik Meijer kam der Ball auf halb rechts zu Emmanuel Krontiris, der direkt wieder in die Mitte ablegte auf Kai Michalke, doch der kam leider nur noch mit der Fußspitze an den Ball, sodass Piplica keine Probleme hatte, den Ball aufzunehmen. Dann prallte der Ball vom Amerikaner Gregg Berhalter an der Strafraumgrenze ab, genau Frank Paulus vor die Füße, aber auch sein Schuss wurde eine sichere Beute von Tomislav Piplica (31.). Dann war Halbzeit und noch war nichts verloren.
Beide Mannschaften kamen unverändert aus der Pause und die Alemannen machten da weiter, wo sie in der 1. Hälfte aufgehört hatten. Unsere Mannschaft hatte das Spiel jetzt eigentlich im Griff und weitaus mehr Ballbesitz als der Gegner. Cottbus stand jetzt tief in der eigenen Hälfte und schien nur noch auf Fehler unserer Mannschaft zu warten. Leider strahlten wir in dieser Phase keine große Torgefahr aus. Die große Chance zum Ausgleich kam dann wieder einmal nach einer Standardsituation. 55. Minute, Kai Michalke schlug von rechts einen Freistoß in den Strafraum, Emu Krontiris hatte sich frei geschlichen, kam unbedrängt an den Ball, sein Schuss - oder war es eher eine Vorlage quer zum Tor - konnte aber Energie-Kapitän Beeck in höchster Not vor dem einschussbereiten Erik Meijer zwei Meter vor der Torlinie aus der Gefahrenzone schlagen.
Eduard Geyer hatte inzwischen auf die Schwächephase seiner Mannschaft reagiert und für Tanque Silva den erst 21-jährigen Adrian Iordache gebracht. Nur drei Minuten später sollte sich das bezahlt machen. Cottbus konterte nach einem Ballverlust in der Aachener Vorwärtsbewegung, Jiri Kaufman war der Alemannia Abwehr auf und davon gelaufen, doch Stephan Straub rettete gegen seinen Schuss per Fuß. Aus dem Hintergrund nahm aber Iordache den Ball auf, wurde vom ebenfalls wenige Minuten zuvor eingewechselten George Mbwando nicht energisch genug angegriffen und konnte so elegant den Ball ins rechte obere Eck schlenzen.
Doch unsere Mannschaft bewies Moral, hatte sie doch gemerkt, dass hier trotzdem noch etwas drin war. Fast im Gegenzug flankte Stefan Blank vom linken Flügel in den gegnerischen Strafraum, Dennis Brinkmann brachte den Ball per Flugkopfball Richtung Tor und Keeper Piplica zeigte einen seiner obligatorischen Aussetzer und schmiss sich irgendwie den Ball selbst hinter die Linie. Nur noch 1:2 und Alemannia blieb jetzt dran. Aber auch der Gastgeber hatte gemerkt, dass sich die Schwarz-Gelben noch nicht aufgegeben hatten und spielte wieder konzentrierter. In der 77. Minute fiel dann die Entscheidung. Reghecampf flankte von rechts in die Mitte, Adrian Iordache schaltete dort am schnellsten, traf aber nur den Pfosten. Den Abpraller aber holte sich Jiri Kaufman und wieder war George Mbwando zu spät zur Stelle, um die erneute Flanke zu verhindern. Und dort hatte jetzt Edwin Bediako schon abgeschaltet und Adrian Iordache gelang es im Sitzen den Ball über die Linie zu stochern.
Das Spiel war entschieden, zu viele Fehler hatten sich aneinander gereiht. So sah es auch Ivo Grlic nach dem Spiel: "Cottbus hat unsere Fehler im Spielaufbau ausgenutzt. Das war der große Unterschied. Wir waren in vielen Szenen einfach nicht cool genug, der Gegner einfach abgezockter."
Nach nur zwei Punkten aus den ersten drei Spielen kann man zwar noch nicht von einem Fehlstart
sprechen - besonders unter Berücksichtigung der Gegner - aber das Heimspiel gegen den Aufsteiger Erzgebirge Aue wird jetzt natürlich ein sehr wichtiges Spiel. Ein Sieg und alles wäre aber wieder im normalen Bereich.
Mit zwei Punkten nach drei Spielen kann man natürlich nicht zufrieden sein. Es soll keine Entschuldigung sein, aber man muss auch berücksichtigen, dass heute vier erfahrene Spieler gefehlt haben. Aber auch auf dem Platz haben mich einige heute enttäuscht. Ein kleines Sonderlob kann ich nur Frank Paulus und Dennis Brinkmann in seinem ersten Zweitligaspiel aussprechen. Optisch sah das streckenweise ganz gut für uns aus, aber optische Überlegenheit nutzt dann nichts, wenn die Durchschlagskraft fehlt. Wir haben im Spielaufbau zu viele Fehler gemacht, Energie hat diese Fehler eiskalt genutzt und so kommt dann ein Ergebnis von 3:1 für Energie zustande.
Die ersten fünfundzwanzig Minuten war das Spiel ganz o.k., wir hatten auch Chancen zum 2:0. Dann aber kam ein Bruch in unser Spiel. Die Bälle wurden sinnlos durch die Gegend geschlagen und Aachen hatte optisch ein Übergewicht. Mit dem Debüt von Jiri Kaufman bin ich sehr zufrieden. Mehr konnte man von ihm nicht erwarten. Loben muss ich Adrian Iordache, der war spielfreudig, hat das Spiel richtig belebt, aber von einigen gestandenen Leuten war ich enttäuscht. Da muss ich mich wirklich fragen, ob man sie weiter spielen lässt oder lieber heim zu Mutti schickt.
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