Früh aufstehen heißt es für die Alemannia-Profis am Samstagmorgen. Kurzfristig wurde die Busreise am Osterwochenende durch einen Flug nach Hamburg ersetzt. Abfahrt zum Flughafen: 6 Uhr in der Frühe. Schneller Transfer statt langer Fahrt: Ausgeruht soll das Team an der Ostsee ankommen, um am Sonntag die begonnene Serie auszubauen.
Die Rollen sind klar verteilt: Für die Gastgeber geht es ums Überleben, Alemannia kann „einigermaßen entspannt“ die lange Reise antreten, wie Coach Michael Krüger bei der Pressekonferenz verriet. 40 Punkte hätte die Alemannia bei einem Sieg auf dem Konto. „Damit hätten wir dann das Kapitel Klassenerhalt erledigt“, weiß Krüger.
So weit wären die Rostocker gerne. Nach einem Katastrophenjahr mit viel Unruhe im Verein trennt Hansa nur das bessere Torverhältnis vom Relegationsplatz. „Denen steht das Wasser bis zum Hals, vielleicht auch noch etwas höher“, sagt der Coach. Entsprechend emotionsgeladen und intensiv erwartet Krüger dann auch die Partie. Coolness und Abgebrühtheit wären wohl die besten Attribute, um in der DKB-Arena zu bestehen. Die zuletzt gezeigte Stabilität in der Defensive soll weiter als Grundlage für erfolgreiches Spiel dienen. Gegen eine ähnliche Chancenverwertung wie gegen Augsburg würde sich bei den Schwarz-Gelben auch niemand wehren.
So verwundert es nicht, dass der Coach „nicht wirklich“ einen Ansatz sieht, die Startelf zu verändern. Wäre da nicht ein Zweikampf im Training am Donnerstag, bei dem Aimen Demai sich den Knöchel verdrehte. Ergebnis der Kernspintomographie am Nachmittag: Außenbandverletzung, Einsatz am Wochenende nahezu ausgeschlossen. Damit würde Mirko Casper in die Startelf zurückkehren. „Er ist nicht umsonst unser Mr. Zuverlässig, hat bisher nie enttäuscht“, sagt der Trainer über den Allrounder, der im Training richtig gut dabei war. Gleiches gilt für das gesamte Team. „Alle haben wieder gut gearbeitet“, lobt Krüger und schließt damit auch Patrick Milchraum und Jérôme Polenz ein. „Sie sind Profis und haben sich zu keiner Sekunde hängen lassen“, sagt er über die beiden Mittelfeldspieler, deren Zeit bei der Alemannia im Sommer endet. Resultat der professionellen Einstellung: Beide stehen wieder im 18er-Kader für das Rostock-Spiel, da auch Thorsten Burkhardt passen muss, da sich eine Risswunde am Schienbein entzündet hat.
Knapp 50 Aachener Fans haben sich im Vorverkauf Tickets für die Partie gesichert. Für alle Daheimgebliebenen bietet sich wie immer die Chance, das Spiel im Klömpchensklub zu verfolgen.
FC Hansa Rostock: Walke – Schöneberg, Orestes, Sebastian, Schlitte – Langen, Danielsson, Pannewitz (25. Schröder), Dahlén – Bartels, Johannson (81. Jänicke) / Trainer: Marco Kostmann
Alemannia Aachen: Stuckmann – Casper, Herzig (37. Özgen), Olajengbesi, Jepsen – Höger, Fiel (56. Lasnik), Adlung, Nemeth, Uludag (66. Gueye) – Auer / Trainer: Michael Krüger
1:0 Johansson (6.), 2:0 Johansson (58.)
Jepsen (30.)
Florian Steuer (Menden) – René Kunsleben, Marc Frömel, Harm Osmers
14.500 (davon ca. 100 aus Aachen)
heiter bis wolkig, 9 Grad
Verdiente 0:2-Niederlage in der DKB-Arena. Johannsson trifft doppelt.
Wie so oft folgte bei der Alemannia auf eine gute Leistung eine schwache. Nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage enttäuschten die Schwarz-Gelben am Sonntag auf der ganzen Linie und unterlagen dem FC Hansa Rostock völlig verdient mit 0:2. Ein Doppelschlag von Gardar Johannsson (6., 58.) besiegelte die Niederlage. Erst in der Schlussphase waren Aachener Chancen zu registrieren. Drei Minuten vor dem Ende erzielte Benny Auer den Anschlusstreffer – Schiedsrichter Florian Steuer wähnte den Angreifer aber im Abseits.
Wenn es nach Michael Krüger gegangen wäre, hätte Aachens Cheftrainer zum vierten Mal in Folge dieselbe Startformation ins Rennen geschickt. Da sich Aimen Demai bei einem Zweikampf im Training aber eine Außenbandverletzung zugezogen hatte, nahm Mirko Casper den rechten Platz in der Viererkette ein. Neben ihm verteidigten Seyi Olajengbesi, Nico Herzig und Allan Jepsen. Die „Doppel-Sechs“ im 4-2-3-1-System bildeten erneut Marco Höger und Cristian Fiel. Auf den offensiven Mittelfeldpositionen kamen Daniel Adlung, Szilárd Nemeth und Alper Uludag zum Einsatz, Benny Auer stellte die einzige nominelle Spitze dar. Das Tor hütete wie gewohnt Thorsten Stuckmann.
Das blau-weiße Transparent im Fanblock der Hanseaten zeigte deutlich, wie ernst die Situation an der Ostsee ist. „Heute werden keine Eier verschenkt“, war dort unmittelbar vor dem Anpfiff zu lesen. Dass es auch auf dem Platz kein Spaziergang mit Ostereiersuche werden würde, bekamen die Schwarz-Gelben schnell zu spüren: Langen prüfte Stuckmann nach fünf Minuten. 20 Sekunden nach dem Abschlag des Keepers zappelte der Ball dann im Netz: Gardar Johannsson hatte sich das Leder an der Mittellinie geschnappt und zog nach einem beherzten Sololauf trocken ab. Der knallharte Schuss drehte sich in die Mitte, Stucki bekam die Hände nicht mehr rechtzeitig hoch – 0:1.
Der frühe Rückstand passte den Aachenern nicht ins Konzept. Rostock schnürte die Krüger-Elf in der eigenen Hälfte ein, Dahlens tückischen Aufsetzer entschärfte Stuckmann (8.). Auch Pannewitz (13.) und Lange (15.) versuchten sich aus der Distanz – nach 20 Minuten führten die abstiegsgefährdeten Hanseaten in der Torschussstatistik mit 7:1. Im Anschluss beruhigte sich die Partie ein wenig, da die Aachener etwas mehr Struktur in ihr Spiel bekamen. Doch spätestens vor dem Rostocker Sechzehner wurden die Offensivbemühungen der Schwarz-Gelben beendet. Die beste Chance vereitelte Hansa-Keeper Alexander Walke, der nach einer Flanke von Mirko Casper die Fingerspitzen vor Benny Auer an den Ball bekam (34.). Drei Minuten später war die Partie für Nico Herzig beendet: Der Innenverteidiger musste wegen Übelkeit noch vor der Pause ausgewechselt werden. Für ihn kam Abdul Özgen in die Partie.
Auch der erste Torschuss in Halbzeit 2 ging auf das Konto der Hanseaten: Der Freistoß von Oliver Schröder aus rund 40 Metern ging über das Aachener Tor (47.). Die Schwarz-Gelben antworteten im direkten Gegenzug, Marco Höger zielte knapp am Rostocker Kasten vorbei. Rostock versuchte es wie schon im ersten Durchgang mit langen Bällen und Fernschüssen: Torschütze Johannsson zog knapp links vorbei (53.). Um dem Offensivspiel neue Impulse zu geben, brachte Krüger den wieder genesenen Andreas Lasnik für Cristian Fiel. Szilárd Nemeth rückte als zweite Sturmspitze an die Seite von Benny Auer (56.). Zwei Minuten später fiel der Treffer jedoch auf der falschen Seite: Özgen ließ Bartels zu viel Platz zum Flanken, Johannsson hatte sich von Olajengbesi weggeschlichen und traf flach in die linke Torecke – 0:2 (58.). Trotz klarer Überzahl ließ die Alemannia-Defensive den Stürmer gewähren.
Die Reaktion der Schwarz-Gelben ließ bis zur 66. Minute auf sich warten: Nach einer Lasnik-Ecke kam der Ball über Umwege zu Auer. Dessen Kopfball flog gut einen Meter über das Rostocker Gehäuse – die erste wirklich gute Chance des Nachmittags. Michael Krüger zog seinen letzten Trumpf und brachte Babacar Gueye für Alper Uludag. Doch auch der dritte Wechsel änderte nichts am Spielverlauf. Die Rostocker wirkten immer einen Tick konzentrierter, Danielsson verpasste freistehend die Entscheidung (74.). Hoffnung keimte noch einmal auf, als Nemeth eine Gueye-Flanke in Richtung Hansa-Kasten verlängerte. Walke war allerdings zur Stelle und verhinderte den Anschluss (80.). Die letzte Szene gehörte den Schwarz-Gelben – und tatsächlich lag der Ball diesmal im Netz: Schiedsrichter Florian Steuer wähnte Auer beim Anspiel von Özgen jedoch im Abseits (87.). Unter dem Strich muss die Alemannia nach schwacher Partie mit einer verdienten 0:2-Niederlage die Heimreise antreten.
Benny Auer: Letzte Woche ein Gala-Auftritt, heute das Gegenteil. Wir haben so gespielt, wie der Platz war. Rostock hat sich cleverer verhalten, sie haben mit langen Bällen agiert und sind auf die zweiten Bälle gegangen. Wir haben versucht, auf dem Platz Fußball zu spielen, das war viel zu naiv. Wir haben völlig zu Recht 0:2 verloren. Es gab keinen Grund, hier nicht Gas zu geben und zu versuchen, die drei Punkte mitzunehmen. Was dabei rausgekommen ist, war ein Armutszeugnis.
Thorsten Stuckmann: Ich sehe beim ersten Tor nicht gut aus, weil der Ball direkt über mir einschlägt. Er hat die Richtung geändert und war für mich schwer zu berechnen, aber ich sehe natürlich unglücklich aus. Zuvor haben wir den Ball im Mittelfeld verloren und dem Gegner dann 20 Meter Geleitschutz gegeben, statt einzugreifen. Rostock hat das gemacht, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Wir wollten aus einer sicheren Defensive agieren, das hat überhaupt nicht geklappt.
Michael Krüger: Das war eine ganz schlechte Leistung, über die ich maßlos enttäuscht bin. Wahrscheinlich ist das 4:0 gegen Augsburg letzte Woche einem großen Teil der Spieler irgendwie zu Kopf gestiegen. Dann kommt am Ende so etwas dabei raus. Beim ersten Gegentor haben wir einen unnötigen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, drei Leute laufen nebenher, und aus meiner Sicht ist der Schuss sicherlich haltbar. Damit waren wir bei diesen Bodenverhältnissen absolut im Nachteil. Bis in die Schlussphase waren wir überhaupt nicht torgefährlich. Wir waren vorbereitet, wir wussten was auf uns zu kommt. Die Chance war da, in der Tabelle weiter zu klettern, die Mannschaft hat es leider wieder geschafft, das umzuschmeißen, was sie sich vorher aufgebaut hat.