Köln 1899: van Kricken – Bauwens, Raffenberg – Reiff, Seedorf, Schaefer – Hoitz, Cl. Pauly, Heyden, Schwalge, Esch
Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, K. Baurmann – N. Creutz, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, A. Wesché
0:1 Leussler, 1:1 Hoitz (30.)
Kentenich (Bonn)
(in Merheim)
Schaefer scheidet verletzt aus (35.) – K. Baurmann vorübergehend verletzt ausgeschieden (2. Halbzeit)
Im Meisterschaftsspiel trafen sich am 4. cr. in Merheim obige Mannschaften wie folgt: [...]
3,21 Uhr beginnt das Spiel mit Alemannias Anstoss. Köln mit starkem Wind im Rücken ist stärker. Indessen Alemannias Verteidiger können vorläufig alles abwehren, und was aufs Tor kommt, hält Segnitz mit hervorragender Manier. Alemannia macht gut Durchbrüche und bei einem derselben schiesst Wollgarten scharf in die linke Ecke. Van Kricken faustet ungenau und der Ball dreht hart am Pfosten zur Ecke.
Der folgende Eckball wird gut eingetreten und von Leussler verwandelt. Da ich nichts Regelwidriges bemerkte, gab ich Tor. Herr Raffenberg protestierte gegen das Tor mit der Behauptung, der Ball sei mit der Hand hineingehauen worden. Ich bemerke, dass ich ca. 4 Meter von Leussler entfernt am Torpfosten stand und unbedingt gesehen hätte, wenn er nach dem Ball gehauen hätte. Ich sah mich nicht veranlasst, den Linienrichter Herrn Alber Pauly vom K.F.C. 99 zu befragen, da ich nichts Regelwidriges wahrnahm, obgleich ich, wie gesagt, unmittelbar dabei stand. Ich bin der Meinung, dass der Linienrichter nur in Fällen, wo der Schiedsrichter im Zweifel ist, welche Entscheidung er treffen müsse, befragt werden muss. Ungefähr 30 Minuten nach Anfang glich Hoitz aus, indem er aus 15 Meter Entfernung prachtvoll in die linke Ecke schoss. Danach verliess Schaefer das Spielfeld, da sich sein altes Knieleiden wieder einstellte. In der Pause stand das Spiel also 1:1.
Wer nun geglaubt hatte, dass Alemannia mit dem Winde im Rücken überlegen auftreten könne, sah sich gewaltig enttäuscht. Denn abgesehen von kurzen Episoden blieb das Spiel im Aachener Felde. Nur dem ausgezeichneten Spiel von Breuer und Emunds, nicht zu vergessen Segnitz im Tor, verdankt Alemannia das Resultat. Allerdinsg zeigte die 4 Mann starke Stürmerreihe der 99er, dass ihr die Geographie des Tores reichlich unbekannt sei. Pauly und Hoitz waren im Felde glänzend; vor dem Tor war es mit ihrer Kunst z uEnde. Zwar setzte auch die Hintermannschaft des K.F.C. besonders Bauwens manchen Schuss aufs Tor, die Schüsse fanden aber bei Segnitz ihr Ziel.
Auf der anderen Seite holte Kricken mit Kaltblütigkeit einen schönen Schuss aus der Torecke. Sonst durfte er sich darauf beschränken, die ungenauen Durchbrüche Alemannias durch Herauslaufen unschädlich zu machen.
Am Ende der zweiten Zeit war also das Resultat unverändert 1:1. Was die Mannschaften angeht, zeigte K.F.C. in der Verteidigung das gewohnt sichere Spiel. Besonders gut war nach der Halbzeit Seedorf als Mittelläufer. Ueber den Sturm habe ich schon das Nötige gesagt. Bei Alemannia war wie erwähnt die Verteidigung inclusive Torwart glänzend. Breuer zeigte ein tadelloses Kopfspiel. Die Läufer spielten gut für die Abwehr, schlecht für den Angriff, indem sie die Bälle meistens zu weit nach vorne "pufften". In der zweiten Halbzeit musste Baurmann zeitweise aussetzen. Bei den Stürmern gefiel mir Leussler am besten. Er ist sehr eifrig, technisch sehr gut, aber ohne Schussvermögen. H. Wollgarten enttäuschte. A. Wesché war der schwächste Stürmer.
Das Kölner Publikum zeigte in dem Spiel seinen mit Recht so beliebten rheinischen Humor: Parteiischer Schiedsrichter! Der kritt Gasch!
(Schiedsrichter Heinrich Kentenich in: Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 12 / 1. Dezember 1906)
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