I. Bezirk 1. Klasse - Saison 1907/1908 - 3. Spieltag - Sonntag 24.11.1907
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Spieldaten

Aufstellung

Kölner BC 1901: u.a. Levy (Tor) – Scholten, Zorn, Hense

Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, Essers – Leussler, J. Wesché, H. Wollgarten, K. Baurmann, Riechert

Tore

0:1 Riechert, 1:1 Hense, 2:1 Hense, 3:1 Zorn

24.11.1907: Cölner BC 1901 - Alemannia Aachen 3:1

Das zweite Meisterschaftsspiel unserer Ersten brachte uns eine grosse Enttäuschung. Wenn wir irgendwie gedacht hatten, aus dem schlechten Resultate des Kölner F.C. 1899 gegen Germania (2:3) Vorteil zu ziehen, dann können wir nach unserer eigenen Niederlage gegen K.B.C. diese Hoffnung zu drei Viertel fahren lassen und müssen reuevoll die Schadenfreude der jetzt Bevorzugten über uns ergehen lassen. Der Stand der Vereine im I. Bezirk ist durch die neueste Ueberraschung interessant geworden. K.F.C. und Alemannia haben je 3 Punkte eingebüsst (wir aber bei zwei noch ausstehenden Spielen!), K.B.C. und Bonner F.V. haben je 4 Punkte verloren, Germania dagen, der "Aussenseite", nur 2! Man darf wirklich gespannt sein, wer das grosse Los in dieser Lotterie zieht.

In unserer Mannschaft: [...] war mir von vornherein die Aufstellung der Stürmerlinie unsympathisch. Dass Wesché, Leussler eine gute rechte Flanke sind, die recht genau und wirkungsvoll zusammenarbeiten, kann niemand bestreiten. Aber beide stehen hier nicht am richtigen Posten. Leussler ist kein typischer Aussenstürmer; dazu fehlt ihm vor allem der rechtzeitige und weite Centerstoss. Ausserdem ist er für diesen Platz man möchte fast sagen zu schade, da er innen viel mehr zur Geltung kommt. Aussen opfert sich Leussler meistens riesig auf, um schliesslich an der äusserst scharfen Spielweise eines Spielers wie Scholten vom K.B.C. zu scheitern. Man stelle aussen einen Mann, der vor allem über einen guten Centerstoss verfügt; das Weitere wird sich dann finden. – Auch J. Wesché ist rechtsinnen nicht so gut am Platz, wie linksinnen, obwohl das bei ihm nicht so auffällt wie bei Leussler. Dass er heutzutage links besser schiesst als rechts, glaube ich sicher. – Mein Vorschlag ist also: Leussler rechtsinnen, J. Wesché linksinnen, genau so wie früher; damit will ich aber durchaus nicht Baurmann zu nahe treten, dessen oftgerühmtes genaues Zuspiel auch in Köln wieder angenehm auffiel. Ob Riechert jemals wieder in seine alte grosse Form kommen wird, erscheint mir deshalb fraglich, weil er sich anscheinend keine rechte Mühe giebt.

In dem Gesagten liegt schon zum Teil eine Kritik des zu beurteilenden Spiels in Köln. Bemerken wir zunächst, dass auf dem glatten Platze unsere schwere Mannschafte dem leichten und flinken Gegner gegenüber von vorneherein im Nachteil war. – Wir beginnen das Spiel mit dem starken Winde und waren bis zur Pause durchweg überlegen. Es wurde bei uns ziemlich gut, aber zu lange zusammen gespielt. Der Schuss liess, wie immer, sehr zu wünschen übrig. Zweimal wurde aus kurze Entfernung dem Torwächter in die Hände geschossen. Wenn unsere Stürmer sich nicht dazu verstehen wollen oder können, ein regelrechtes Schusstraining mitzumachen, verspreche ich mir nur wenig für die Zukunft. – Das einzige Tor für uns machte Riechert, der mit einem Centerball Leusslers ins Tor lief.

Wenn man mit der besseren Seite nur ein winziges Törchen vorlegt, darf man in der Regel von der zweiten Hälfte das Schlimmste erwarten. Und doch dauerte es geraume Zeit, bis ein unglücklicher Zufall dem K.B.C. zum ausgleichende Tore verhalf: Segnitz liess einen scharf geschossenen Ball aus den Händen gleiten, im Nu war der gegnerische Mittelstürmer dabei und drückte den Ball ins Netz. Als derselbe Spieler dann etwa 15 m vor dem Tore den Ball freistehend bekam, trat er ihn ohne Besinnen knapp neben die Stange ein. Wenige Minuten vor Schluss schoss der Rechtsinnen Kölns eine hohe Flanke aus der Luft ins Tor. Während dessen war auch vor dem feindlichen Tor genug los gewesen, aber Levy, der übrigens viel mehr zu tun hatte als Segnitz, spielte wie gewohnt, glänzend, und ohne auch nur eine einzige der vielen schwierigen Lagen vor dem Kölner Tor ausgenutzt zu haben, durften wir abziehen.

Zu lernen war bei dieser wie bei jeder Niederlage doch etwas und zwar: 1. Flinke und gut centernde Flügelstürmer wie sie der K.B.C. besitzt, heben eine Mannschaft um wenigstens 25%, 2. das beste Zusammenspiel ist ohne Schuss wertlos.

Das Spiel gegen Germania in Düren wird zeigen, ob wir uns entschliessen können, einige Vorurteile unserer jetzigen Spielweise fallen zu lassen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 12 / 1. Dezember 1907)

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