Alemannia Aachen: Riechert – M. Breuer, Bechhoff – J. Boeven, Roolf, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, Sowden
1:0 Breuer, 2:0 Sowden, 3:0 Roolf, 4:0 Sowden, 5:0 Sowden, 5:1 Bechhoff (Eigentor), 5:2 Breuer (Eigentor), 5:3 Riechert (Eigentor), 6:3 Wollgarten
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Riechert hält Elfmeter (vor dem 5:3)
Gleich nach Anstoss macht sich eine bedeutende Ueberlegenheit unserer Mannschaft kenntlich. Der Ball kommt in schöner Kombination vor Dürens Tor, und es beginnt sofort ein starkes Drängen unserer Leute; jedoch können die Hinterleute vorerst noch einen Erfolg verhindern. Da aber schliesslich die Füsse der Dürener Verteidiger nicht mehr zur völligen Verteidigung ausreichen und daher die Hände zur Hilfe genommen werden, giebt der Schiedsrichter einen 11 m, den Moritz Breuer mit dem nicht angezeigten rechten Fuss in die bekannte andere Ecke tritt. Dürens Stürmer finden sich nun etwas besser zusammen, ohne jedoch unser Tor ernstlich gefährden zu können; alle ihre Angriffe scheitern an der geradezu klassischen und vorbildlichen Ruhe unserer Hinterleute. Dagegen kommen unsere Stürmer immer wieder vor, und bald schiesst Sowden unhaltbar ein. Kurze Zeit darauf vermag sogar Roolf aus einem Gedränge aus ca. 15 m das 3. Tor für uns zu erzielen. Bis zur Pause drängen unsere Leute trotz der ungünstigen Seite unausgesetzt, jedoch ohne weiteren Erfolg, sodass wir bei der Pause bei einem einzigen Abstoss von unserm Tor mit 3:0 führten. Nach der Pause wieder das gleiche Bild, und obwohl Leussler nicht zur Stelle, sind unsere Stürmer schnell vor Dürens Tor, und wieder können wir ein weiteres Tor durch einen prächtigen Schuss Sowden's buchen. Diesem Erfolg reiht er kurz darauf nach schöner Kombination des rechten Flügels das 5. Tor an. Da unser Torwächter bis jetzt noch sehr wenig zu tun hatte, halten es unsere Hinterleute für angebracht, ihm Gelegenheit zu geben, sein Können zu zeigen und es gelingt auch tatsächlich Bechhoff schon nach kurzer Zeit den Ball zum ersten Eigentor unhaltbar einzusenden. Dieser Misserfolg muntert Moritz zu gleichem Tun auf und auch ihm ist ein Selbsttor beschieden. Den ferner von ihm verwirkten 11 m hält Riechert brillant, jedoch hebt er entweder aus Collegialitätsgefühl oder aus Unvorsichtigkeit den Ball über die Linie zum 3. Selbsttor. Nun besinnt sich die Erste doch wieder auf sich selbst und Wollgarten ist nochmals der Glückliche, indem er das 6. und letzte Tor durch einen Prachtschuss für uns erzielt. Gleich darauf – Schlusspfiff.
Dürens Spiel war sehr zerfahren, und es ist schwer verständlich, wie diese Mannschaft den Bonner F.V., der uns doch glatt geschlagen hat, besiegen konnte. Gut waren meiner Ansicht nach nur der Rechtsaussen und der linke Verteidiger, in der zweiten Hälfte spielte auch der Torwächter mit grossem Geschick, allerdings auch mit noch grösserem Glück.
In unserer Mannschaft waren alle Leute durchaus auf dem Posten. Riechert vielleicht etwas zu sicher und daher manchmal zu kühn. Moritz ballsicher, wie noch nie, Bechhoff als Ersatz befriedigte vollständig. Unter den Läufern zeichnete sich Roolf ganz besonders aus, und glaube ich, ihn mit Recht als den Besten des Platzes ansprechen zu dürfen. Wollgarten zeigte ein wirklich schönes, durchaus uneigennütziges Spiel und hat damit den Beweis erbracht, dass wer sich selbst besiegt, den schönsten Sieg erringt. Sowden der an Stelle des im letzten Augenblick (3:18 nachm.) absagenden Hexe linksaussen spielte, war ausgezeichnet und legte jedem den Wunsch nahe, ihn noch häufiger an dieser Stelle spielen zu sehen. Im Uebrigen möchte ich noch unserer Ersten ans Herz legen, selbst bei einem totsichern Sieg nicht leichtsinnig Chancen aus der Hand zu geben und sogar durch mehrere Selbsttore das Resultat zu verkleinern denn grade unsere Erste hat allen Grund, zur Hebung der Torstatistik endlich etwas beizutragen.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 22 / 16. November 1908)
