Alemannia Aachen: Riechert – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Pohlmann, Essers – Wolff, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, Rex (zu neunt begonnen und nach 10 Minuten vervollständigt)
Kölner BC 1901: A. Levy – Hense, Worringen – Reinhardt, Scholten, Schröer – Brown, Schiesser, Schäffer, Beer, Oberlein
1:0 Wesché, 2:0 Leussler, 3:0 Wollgarten, 3:1, 4:1 Wesché, 5:1 Leussler
Lesser
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Riechert hält Foulelfmeter (nach dem 3:1)
Da Alemannia I anscheinend aus Ehrfurcht vor traditionellen Gewohnheiten sich in Cöln wieder zu einem negativen Resultat von 4:1 gegen Ballspielclub verstanden hatte, sollte es sich heute zeigen, ob der eigne Grund und Boden und das heimische Publikum noch den früheren Einfluss auf unsere Spieler auszuüben vermöchten.
Schon von der ersten Minute ab zeigt sich bei unseren Stürmern ein erfreuliches gegenseitiges Verständnis, das sich in der zweiten Minute durch ein Tor von Joe Wesché belohnt sieht. Wollgarten scheint ein eigenmächtiges Spiel garnicht in Betracht zu ziehen, er kombiniert vorbildlich, gerade wie auch seine beiden Nebenleute. Der Leiter des Spieles, Herr Lesser, dessen Wirksamkeit ich im übrigen mit schonendem Schweigen übergehen will, hat sich trotzdem nicht versagen können das typische Wort von der eigennützigen Spielweise Wollgartens auch diesmal in seinem Bericht anzubringen. Pohlmann als Mittelläufer weiss sich speziell in der ersten Hälfte seinen Vorderleuten im Zusammenspiel gut anzupassen. Auesserst spannende Momente, die ein Tor für Aachen zu erzwingen scheinen, spielen sich vor dem Kölner Tor ab, doch Levy hält, was haltbar ist. Trotzdem lässt er einen von Leussler schön vom Fuss gegebenen hohen Ball passieren. Die Stürmerreihe Alemannias lässt dem gegnerischen Keeper wenig Ruhe, verschiedentlich verhindert ein schnelles Herauslaufen Levys ein sicheres Tor. Ein brillanter Schuss von Joe prallt vom feindlichen Back ab, ein gleicher Ball von Wollgarten wird von Levy schön gehalten; ein weiteres Tor verhindert Worringen, der für den anderwärts beschäftigten Levy einspringt und zwei scharfe Bälle heraus haut. Dann aber umgeht Wollgarten beide Hinterleute, Adda stürzt aus dem Tor, doch mit viel Ruhe und Geschick schiesst Wollgarten neben ihm ein. Ein für jeden Unparteiischen offenbar unabsichtliches "hands" bringt Köln in Form von einem Elfmeterstoss den ersten Erfolg. Ein geschicktes Hinstürzen des schwarzroten Linksinnen, der von Breuer angerannt wird, ist dem Schiedsrichter genügender Grund zu einem weitern Strafstoss. Die Sache droht für Alemannia kritisch zu werden. Doch Riechert korrigiert, indem er den Ball hält und schön fortbringt. Dann Pause.
Die zweite Hälfte sieht die Alemannen weitaus die meiste Zeit vor dem Tor des Gegners; nur hin und wieder ein gefährlicher energischer Angriff Ballspielclubs. Aber ein Erfolg scheint den Schwarz-gelben nicht zu blühen. Noch 12 Minuten sind zu spielen; da fängt Joe einen schlechten Abstoss von Levy ab, geht durch und setzt den Ball unter die Latte. Nach kurzer Zeit ist schon wieder ein Gedränge vor dem Tore der Kölner und Leussler stellt den Stand auf 5:1.
Das Spiel war für den Zuschauer hochinteressant und hielt jeden durch packende spannende Momente in Atem. Von der Kölner Mannschaft war der Schlimmste Levy, da er die unmöglichsten Schüsse unserer Stürmer teils am Boden teils in den Ecken hielt. In seinem aufopfernden Spiel wurde er von Worringen wirkungsvoll unterstützt, der wohl von den Leuten der Beste war. Bei uns "klappte" es endlich wieder einmal, das war wieder die alte Mannschaft, die sich voriges Jahr in Köln die Bezirksmeisterschaft holte. Riechert konnte sich in diesem Spiel noch nicht qualifizieren, da er zu wenig Arbeit hatte, doch dieses Wenige hielt er schön und elegant. Breuer und Emunds sind noch immer dieselben, ruhig und sicher; hin und wieder mussten sie allerdings durch stärkere Argumente den K.B.C.-Leuten beweisen, dass Köln das scharfe Spiel nicht für sich allein gepachtet hat. Die Läufer ermöglichten durch ihre zähe unermüdliche Arbeit den Stürmern ein gedeihliches Schiessen. Pohlmann wurde leider in der zweiten Hälfte etwas lässig. Bouvys Spiel war glänzend. Das Dreiiinnenspiel fand sich selten so durchdacht und überlegt, aber auch so klar und durchsichtig selbst für den Laien wie grade in diesem Spiel. Ich werde mich hüten einen von den Dreiinnen hervorzuheben, denn ihr Spiel war gleich vorbildlich. Wolff machte anfangs seine bekannten Spurts rechtsaussen, die das Spiel recht angenehm nach vorne zu verschoben. Nachher liess er infolge einer Verletzung nach. Königs gibt schöne Flanken., Aber abseits!
(Nachrichtenblatt des Fussballclubs Alemannia, Aachen E.V., No. 1 / 1. Januar 1909)
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