Eine ungeheure Zuschauermenge hatte sich eingefunden, um dem wichtigsten Ligaspiel des Rheinischen Nordkreises beizuwohnen. Bei herrlichem Wetter pfiff Herr Krauss, Rheydt, das Spiel um 3 1/2 Uhr an. Alemannia spielte in folgender Aufstellung: [...]

Borussia ohne Ersatz (selbstredend ohne den disqualifizierten Busch *). Alemannia eröffnet das Spiel mit 9 Leuten, ein Leichtsinn, der sich bitter hätte rächen können und der auf das Publikum den unschönsten Eindruck macht. Borussia ist zunächst auch nach Vervollständigung Alemannias, durch Wind und Sonne unterstüzt, überlegen, und Hennes hat manche schwierige Situation zu klären.

Ecke auf Ecke folgt und bei einem Eckball kommt Borussia zum ersten und einzigen Tor. Erst allmählich gewinnt Alemannia haltbares Terrain. Es bieten sich viele gute Gelegenheiten zum Erfolg, namentlich da die beiden Verteidiger sehr unsicher spielen; jedoch wird keine ausgenutzt, da das Stürmerspiel nicht kraftvoll genug ist. Bei wechselseitigem Spiel gehts in die Pause. Nach derselben kommt Alemannia mächtig auf. Borussia zieht seinen halbrechten Stürmer Pohl, der auch zeitweise halblinks spielt, in die Verteidigung zurück. Dadurch ist die Angriffslust der Borussia gebrochen. Ihr Spiel hat nur noch einen durchbruchartigen Charakter, ist aber nicht minder gefährlich, namentlich da Alemannias Verteidigung zu weit aufrückt. Dass Alemannia in der zweiten Halbzeit trotz eifrigen Drängens nur einen enzigen Ball ins Borussentor bringen konnte, muss Wunder nehmen. Das zum Ausgleich führende Tor wird durch einen Schuss erzielt, der zunächst gehalten, dann aber fallen gelassen ins Tor rollt. Hatte Borussia in der ersten Hälfte mehr vom Spiel, so war Alemannia in der zweiten überlegen und hätte nach dem Spielverlauf gewinnen müssen.

Bei Borussia war Pohl neben dem Torwächter sehr gut. Pohl hat seine alte, bis jetzt vermisste Form, wieder gefunden. Auch der Mittelläufer Ditgens und der Linksaussen waren gut. Die Stürmer nahmen die Bälle nicht an und spielten ungenau zu. Der rechte Läufer und linke Verteidiger Borussias konnten nicht befriedigen. Bei Alemannia war Hennes sehr gut. Er darf nur nicht zu weit aus dem Tor gehen und muss namentlich bei Eckbällen länger in der entgegengesetzten Ecke bleiben. Auf gleicher Höhe stand die Verteidigung; Walchenbach etwas besser als Schröder, doch darf er nicht zu weit aufrücken. Schröder spielte namentlich taktisch gut, er kam nur hin und wieder in die Versuchung zu fummeln. Gut war mit Ausnahme des rechten Läufers auch die Mittelreihe. Wesche der beste, wenn er auch heute mit seinen Schüssen sehr oft die Richtung verfehlte. Fast ebenso gut war Janser. Nicht gefallen konnte mir X. Baurmann. Das Wiedererheben bei den bekannten Erdberührungen erfordert zu viel Zeit; die Spielweise ist auch weniger für den Gegner als für ihn gefährlich.  Weniger gut als die Halbreihe waren die Stürmer, die der Mannschaft unbedingt den Sieg hätten bringen müssen. Wollgarten technisch der beste. Die Aussenstürmer gleichwertig, wenn auch Vogeno infolge schlechter Deckung und infolge seines besseren Nebenmannes mehr zum Spiele beitrug als Baurmann. Altenkamp scheint seine kurze Glanzzeit hinter sich zu haben. Er konnte weder schiessen noch war er immer zur Stelle. Einen totsicheren Eckball vergab er in leichtsinniger Weise. Der Mittelstürmer, das Schmerzenskind der Mannschaft, war im Felde besser als seine Vorgänger, vor dem Tore jedoch ratlos und unbeholfen. Er hat gute Anlagen und wird bei eifrigem Training und mehr Erfahrung brauchbar sein. Die rechte Stürmerseite verstand sich unter sich besser als die linke. Im allgemeinen war Alemannia in einer Form, die sie an der Spitze der Tabelle in der laufenden Serie halten wird.

*) Anmerkung des Schriftleiters: Der rechte Läufer war Ersatz.

(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, Aachen e.V. / No. 11; November 1913)