Alemannia Aachen: Hennes – Walchenbach, X. Baurmann – Schroeder, J. Wesché, Janser – Vogeo, H. Wollgarten, Löhr, Altenkamp, Cl. Baurmann
SC / 1894 M.Gladbach: –
0:1 Löhmer (30.)
Harte
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Eine ansehnliche Zuschauermenge hatte sich eingefunden, als der Schiedsrichter Harte das Spiel anpfiff. Alemannia spielt vorerst gegen die Sonne, hat dafür aber den Wind mit sich. Man merkt es gleich der Gladbacher Mannschaft an, dass sie alles daran setzen will, das Spiel zu ihren Gunsten zu gestalten, manchmal wird hierbei sogar die Grenze der erlaubten Spielweise überschritten. Nach gleichmässig verteiltem Spiele erringt Gladbach den einzigen Treffer, dank seiner energischen Angriffsweise. Aachen hat verschiedentlich Gelegenheit sich zu revanchieren, namentlich da die Aussenläufer Gladbachs, insbesondere der linke schlecht abdecken, doch wird unplaziert geschossen. Ein prachtvoller Schuss Wesche's hätte wohl einen Erfolg verdient gehabt. Mit diesem Resultat geht's in die Pause. Nach Halbzeit hat der Wind fast ganz nachgelassen und man war erstaunt zu sehen, dass Gladbach immermehr überlegener wurde. Der Grund hierzu liegt zunächst in der schlechten Unterstützung der Stürmer durch die Läuferreihe, die zu weit zurückblieb, sodann aber in einer falschen Umstellung in der Stürmerreihe. Auf dem Papier erscheint Löhr besser halbrechts als in der Mitte, in Wirklichkeit entstand durch den Wechsel ein grosses Loch in der Mitte. Hierdurch wurde das Spiel der Stürmer zusammenhanglos und konnte nicht erfolgreich sein. Im allgemeinen waren die Gegner mindestens ebenbürtig. Gladbach hatte eine ausgeglichene, energische und gutkombinierende Mannschaft zur Stelle, bei der nur die Aussenläufer in der ersten Halbzeit etwas abfielen. Doch machten einzelne, namentlich der Rechtsaussen, zu oft von ihren grösseren Körpergrösse Gebrauch und spielten manchmal gefährlich. Bei Aachen stand die Stürmerreihe hinter der Verteidigung zurück. Der beste Stürmer war der eifrige Vogeno, der sich nur nicht immer von seinem Platze (Rechtsaussen) verdrängen lassen soll durch seinen Nebenmann, der heute kopfschüttelnd die einfachsten Flankenbälle nicht zur Mitte bringen konnte, und dadurch manche schöne Gelegenheit zum Erfolg vergab. Löhr war namentlich was sein Kombinationsvermögen betrifft, besser, als man erwartete und passte vollkommen in die Mannschaft hinein. Die linke Stürmerreihe war im ganzen besser als die rechte. Sie wäre noch mehr zur Geltung gekommen, wenn Baurmann sich mehr an der Aussenlinie aufgehalten hätte. Er hätte dann manchen Ball, der jetzt ins "Aus" ging, noch erreicht. Die Läuferreihe, die heute mehr für die Verteidigung wirkte, war der beste Teil der Mannschaft. Der schlechteste in ihr war Schröder, wegen seines unverständlichen Fummelens. Wesche etwas besser als Janser. Mit Walchenbach und X. Baurmann als Verteidiger konnte man zufrieden sein. Es hat manchmal den Anschein als ob W. beim Treten des Balles die Augen zumachte, denn erschreckend häufig wusste er nicht mehr wo der Ball war, nachdem er ihn getreten hatte. X. Baurmann war etwas besser als sein Nebenmann, doch waren, wie gesagt, beide ihren Posten vollständig gewachsen. Hennes, der reichlich spät erschien, konnte nicht gefallen. Bei einem Angriff der linken Gladbacher-Seite lief er zu früh aus dem Tore, während er bei einem Durchbruch Löhmers, der glücklicherweise schlecht schoss und fiel, zu spät eingriff, beziehungsweise sich nur menschenfreundlich betätigte. Das Spiel im allgemeinen hielt nicht das, was man erwartete. Das "Aufgelegtsein der Stürmerreihe entscheidet bei Aachen jedes Spiel. Vielleicht war der Nachhauseweg von dem Sauss'schen Vortrag des vorhergehenden Abends nicht ganz ohne Wirkung geblieben. Der Schiedsrichter war gut, hätte sich vielleicht nicht die scheinbare Bevormundung durch zwei bekannte Gladbacher Spieler gefallen lassen sollen.
(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, Aachen e.V. / No. 2; Februar 1914)
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