Ligakl. Rhein. Westkreis - Saison 1920/1921 - 18. Spieltag - Sonntag 13.02.1921  - 15:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, E.? Laumen – Hager, Walchenbach, Altenkamp – J. Wesché, F.? Fincke, F. Schmitz, Goblet, Korffmacher

VfB 08 Aachen: u.a. Graf (Tor) – Thuwet I, Mehr, Thuwet II

Tore

1:0 Goblet, 2:0 Schmitz, 3:0 Schmitz, 4:0 Fincke, 4:1 Thuwet

Schiedsrichter:

Peco Bauwens (Köln)

Zuschauer:

"viele Tausende" (auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

Thuwert schießt Elfmeter über das Tor (2. Halbzeit; vor dem 4:1)

13.2.1921: Alemannia Aachen - VfB 08 Aachen 4:1

Hurra, der grosse Tag ist vorbei, und unserer 1. Mannschaft ein dreimal kräftiges: Gut Heil, hurra!

Schon wochenlang hatten die Aachener Anhänger unseres Sportes das Für und Wider abgewogen. Wer die Spiele unseres Rivalen an den letzten Sonntagen gesehen und die Erfolge unserer Leute, die in diesem Jahre noch kein Spiel aus der Hand gaben, gelesen hatte, der konnte eigentlich nicht im Zweifel darüber sein, welche Mannschaft die bessere sei, und so hatte auch ich im Brustton der Ueberzeugung erklärt: Alemannia ist glatt 3 Tore besser. Freilich, einen Haken hatte die Sache: Werden diese Tore auch erzielt? Denn ein letzter, ungeklärter Rest bleibt stets, wenn man auch der Weisheit höchste Spitze gefunden zu haben glaubt, und der Ausgang eines Spieles hängt von zu viel Umständen ab.

So sauste auch ich gegen 3 Uhr nach Tivoli, und im Kopfe wirbelte die Frage: Wird es so kommen, wie es kommen müsste, oder ... anders?

Aehnliche Gedanken durchzogen auch die vielen Tausende, welche den Tivoliplatz umsäumten, und eifrigst wurde auf den umliegenden Dächern und Bäumen die Frage aufgeworfen, ob Schwimm oder Graf der Glücklichere sein werde.

Unter der vorzüglichen Leitung von Dr. P. Bauwens (K.S.K. 99) spielte folgende Elf: [...]

V.f.B. 08 hat die Wahl und nimmt die untere Seite. Die Gäste fangen den Anstoss ab, greifen forsch an und gleich in der 1. Minute haut der Mittelstürmer aus 20 m Entfernung einen Schuss auf Alemannias Tor, hoch und scharf, den schwierigsten, den Hennes bis Halbzeit zu halten hatte. Dann aber legt unsere Mannschaft los; mit riesigem Eifer zieht sie bei schönem kurzen Zuspiel immer wieder auf das V.f.B.-Tor zu. Schon in der 7. Minute wird der 1. Erfolg errungen. Eine Flanke von links fasst Wesche ab und knallt den Ball zur Mitte, Goblet ist zur Stelle, umspielt den Verteidiger, läuft bis unmittelbar an den Torwart und tritt ruhig in die Ecke. Nach ungefähr der gleichen Zeit geht derselbe Spieler schön durch, gibt flach den Ball vors Tor, wo ihn Schmitz, der mit der ihm eigenen Wucht vorstürmt, erreicht und einsendet. In der nächsten Minute fällt, als ob es ein da capo sein sollte für den reichen Beifall, in genau der nämlichen Weise das 3. Tor. Alles ist paff; denn an ein solch kraftvolles Spiel unserer Elf hatte niemand geglaubt. Im übrigen hielt Graf eine Menge Schüsse, während der V.f.B.-Sturm nur selten in den gegnerischen Strafraum vorstiess und dann erfolglose weite Schüsse anzubringen suchte. Wohl lachte noch einmal uns das Glück: Aus einem Gedränge trat Fincke kurz entschlossen durch einen Spitzenstoss das 4. Tor.

In der Pause wurde unserm lieben, langjährigen Torhüter, Wimmar Hannes, aus Anlass seines 300. Spieles für unsern Verein, ein mit den schwarz-gelben Farben geschmückter Lorberrkranz überreicht. Möger er noch lange in gleicher Weise wie bisher Aachens Farbe vertreten!

Nach Wiederbeginn scheint es zunächst, als ob wir die Torzahl noch erhöhen würden, und verschiedentlich glaubte man den Ball schon im Netz. Aber nichts dergleichen! Die Verteidigung des Gegners ist zu ausgezeichner auf er Hut. Gelegentlich eines Durchbruchs verwirkt Hager einen Elfmeter, der aber übers Tor getreten wird. Plötzlich ändert sich das Bild: Etwa 20 Minuten lang bleibt V.f.B. im Angriff, in unserm Sturm klappts auf einmal nicht mehr, während der rote Sturm, vom Mittelläuder und der aufrückenden Verteidigung rastlos vorwärts geworfen, vor Alemannis Tor die heikelsten Lagen hervorruft und Hennes zwingt, alles aus sich herauszugeben. Brausender Beifall belohnt einige Glanzleistungen von ihm, besonders als er durch blitzschnelles, fast tollkühnes Eingreifen einen Schuss des Linksinnenstürmers aus etwa 1 m Entfernung abwehrt.

Jetzt besinnt auch Alemannia sich wieder, spielt ruhiger und sucht wieder häufog Grafs Tor heim. Das Spiel ist äusserst schnell und welchselvoll. Jetzt rettet Laumen oder Schaps in höchster Not, und gleich darauf muss Graf wieder abwehren. Endlich erzielt aber V.f.B. das schon lange verdiente Ehrentor. Einen in die äusserste linke Ecke flach getretenen Ball, der von Laumen schlechte wegbefördert war, muss Hennes – diesmal verliess ihn das Glück – passieren lassen. Bis zum Schlusspfiff ändert sich nichts mehr am Ergebnis.

Der Sieg war – auch in dieser Höhe – wohl verdient.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 3; März 1921)

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