Alemannia Aachen: Laumen – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, Essers – A. Wesché, T. Boeven, H. Wollgarten, J. Wesché, Rex
Kölner BC 1901: u.a. A. Levy (Tor) – Hense, Worringen, Scholten
1:0 Rex (28.), 1:1 (53.), 2:1 Wesché (55.)
Haase (Bonn)
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Da der dem Jupiter Pluvius zur Verfügung stehende Regen bisher die einzige noch steuerfreie Flüssigkeit ist, spendet er uns diesen seinen Segen zu gewissen Zeiten etwas verschwenderisch. So war auch der 19. September anno 1909 einer jener Tage, an denen es nur "einmal" regnet. Unser Platz bewies wieder einmal seine Klasse über dem früheren bei Siegel und das Publikum seinen Lokalpatriotismus für seinen Liebling, die I. Alemannia; denn trotz des anhaltenden Sprühregens war der Platz noch immer spielfähig und hatten sich die Zuschauer zahlreich eingefunden und hielten tapfer aus. Alemannia stand dem alten Gegner aus den Bezirkskämpfen in folgender Aufstellung gegenüber: [...]
Der Anstoss Aachens misslingt, Ballspielclub ist zuerst in Front und stellt seine ganze Mannschaft nach vorn. Seine wuchtigen, mit grosser Energie geführten Angriffe enden meist schon bei Alemannias Läuferreihe. Allmählig kommt auch die flache Kombination der schwarzgelben Fünferreihe zur Geltung. Eine Exkursion Breuers an 5-6 Schwarzroten vorbei und sein Brachführen des Linksaussen finden den Beifall der Zuschauer. Jetzt ist Alemannia in Schwung, in der 12. Minute geht ein Prachtschuss von Rex an die Stange. Da Adda einige Bombenschüsse von Joe in wunderbarer Manier hält, und dieser und Wollgarten bei Durchbrüchen regelwidrig gehalten werden, Rex infolge der Glätte des Balles meist zurückzentert, bleiben zählbare Erfolge aus, bis in der 28. Minute A. Wesche einen Ball an der Torlinie fasst und ihn gut und flach zur Mitte gibt, wo Rex ihn ins Tor hebt. 1:0. Nachdem A. Wesche ein totsicheres Tor versiebt, Adda einen unheimlich scharfen Ball Joes mit dem Fusse abgewehrt und Breuer einen scharfen Ball von dem offenen Tore abgelenkt, werden nach einer kurzen Pause die Seiten gewechselt. Nach Wiederbeginn offenes Spiel; in der 8. Minute entsteht ein Gedränge vor unserm Tor, Essers vermag den Ball nicht wegzubringen und Cöln drückt den Ball ins Netz. Nach Anstoss erzwingt unsere linke Flanke eine Ecke; Rex gibt dieselbe zu Joe, der den Ball unhaltbat in die obere linke Ecke schiesst. Reicher Beifall lohnt diese Prachtleistung. Jetzt entwickelt sich ein wunderbar aufregendes Spiel. Ein Aufrücken der Cölner, dann sitzt der schwarzgelbe Sturm wieder in deren Hälfte. Auf unserer Seite arbeiten die Läufer und Breuer, bei Cöln Levy, Worringen und Scholten in bekannter Manier, Adda erprobt seine bekannten Faustbälle sogar als Abstösse. Die feinsinnig durchdachten Angriffe unserer linken Flanke tritt Hense mehrmals durch sein unfaires Spiel in Grund und Boden. Wieder erzwingen zwei Prachtleistungen Addas den Beifall der Zuschauer, der auch Laumen zuteil wird, als er einen brillanten Schuss Scholtens noch zur Ecke ablenken kann. Wenn Essers etwas bei dem Tor gegen Alemannia verschudlet hatte, so machte er es jetzt mehr wie gut, indem er einen brenzlichen Ball wegköpft und kurz vorher ein Tor im letzten Augenblick rettet. Nach einer Ermahnungsansprache des Schiedsrichters an das etwas entgleiste Publikum, geht das Spiel in gleich interessanter Weise weiter. Wollgarten wird höchst unfair angerannt. Endlich hört es auf – langsam zu regnen, aber Dr. Haase's Regenmantel ist wasserdicht. Worringen tritt einen Ball gegen die eigene Stange, A. Wesché einen linken Eckball (als Rechtsaussen?) direkt aus. Nachdem Dr. Haase einen Zuschauer vom Platze gewiesen, ertönt der Schlusspfiff und beendet einen erbitterten Kampf, einen Kampf in des Wortes vollster Bedeutung; knapp, doch ehrenvoll hat Alemannia seinen alten Gegner niedergerungen.
Ballspielclub verfügt über eine energische, spieltüchtige Elf; allerdings spielt er etwas temperamentvoll – aber pst, da höre ich ja Jemanden etwas wie unfair sagen. Herr Hense glaubte sich ein Urteil über das Aachener Publikum erlauben dürfen; gewiss Zurufe aus dem Publikum sind nicht scharf genug zu verurteilen, aber der Balken im eigenen Auge, Herr Hense!
Alemannia spielte besser wie am Sonntag vorher, im allgemeinen zuverlässig und aufopfernd. Eine Kritik erlaube ich mir als "Greenhorn" und der schlechten Bodenverhältnisse wegen nicht. Ein Kölner Zuschauer hielt Jose für den besten Mann auf dem Platze.
Zwei Ligavereine haben bis jetzt die Ueberlegenheit der "an letzter Stelle stehenden" Alemannia anerkennen müssen. Wenn diese hält, was sie in den 2 ersten Spielen verspricht, so braucht man, um auf den 3. oder 4. Platz in der Liga zu tippen, wahrlich nicht prophetisch veranlagt zu sein.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 19 / 1. Oktober 1909)
Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.