Alemannia Aachen: Hennes – Emunds, Riechert – X. Baurmann, J. Wesché, Janser – Vogeno, Löhr, H. Wollgarten, Altenkamp, Cl. Baurmann
Preußen Duisburg: u.a. Schug (Tor) – Knehe, Ketzer
Hoffmeister (Düren)
(auf dem Sportplatz Tivoli)
Als ich heute auf den Spielplatz kam und den Alemannen beim Treten vor einem Tore zusah, da fiel mir zum ersten Male auf, wie sehr die heutige Erste körperlich von der Mannschaft, die wir vor etwa drei Jahren stellten, verschieden ist.
Damals eine körperlich ausgeglichene, sehr schwere Elf, vielleicht die schwerste in Westdeutschland, heute eine Mannschaft, die bedeutend leichter ist und sich aus körperlich sehr verschiedenen Spielern zusammensetzt.
Es schwebten mir u.a. Leussler, Roolf und Commer vor und der Spielverlauf war gar nicht dazu angetan, sie zu vergessen, im Gegenteil, wenn ich vorher an sie nur als frühere Mitglieder einer schweren, ausgeglichenen Mannschaft gedacht hatte, so kam mir beim Anblick der heutigen Leistungen auch ihr gutes Spiel in Erinnerung; ich sehnte sie wirklich herbei, wünschte sie noch einmal in unseren Reihen zu sehen, und dachte an die schönen Zeiten von 1908, wo eine bedeutende deutsche Sportzeitung mit Bezug auf Alemannia sagte, ".... es ist eine Lust sie spielen zu sehen."
Doch genug von alten Zeiten und zum heutigen Ligaspiel, das, um es gleich voraus zu sagen, alle Zuschauer bitter enttäuschte.
Es spielten: [...]
Nach den jüngsten Erfolgen unserer Ersten erwartete man ein überlegenes Spiel der Einheimischen, das diese an die vierte Stelle in der Liga bringen sollte.
Man sah: Bei Duisburg schnelles aufopferndes Spiel das jeglicher Feinheit entbehrte; bei Alemannia einen unglücklichen Torwächter, zwei gute Verteidiger hinter einer teilweise befriedigenden Halbreihe und einen matten, energlielosen Sturm, der auf das Prädikat Liga keinen Anspruch machen durfte.
Viele führen den heftigen Wind als Entschuldigung an. Dass er das Spielen erschwert, weiss ich selbst sehr gut; eine Entschuldigung für die Niederlage bildet er nicht. Alemannia hat oft genug bewiesen, dass sie auch bei windigem Wetter spielen kann; ich erinnere nur an Victoria in Hamburg.
Der Spielverlauf war so wenig interessant, dass ich mich kurz darüber fassen kann.
Aachen spielt zunächst gegen den Wind und beschränkt sich auf die Verteidigung. Die vereinzelten Vorstösse der Aussenstürmer sind ungefährlich, weil die Innenleute nicht nachfolgen.
Dagegen ist der Gegner glücklicher. Viele seiner Angriffe werden von den Verteidigern und Schwimm zu nichte gemacht und durch zwei wenig gefährliche Bälle erzielen die Preussen ihre Tore, auf die sie sich nichts einzubilden brauchen.
Die zweite Hälfte, in der die Tore gemacht werden sollten, sieht dann auch Alemannia meist im Angriff, soweit man bei unserm Sturm heute überhaupt von Angriff reden kann. Aber erzielt wird nichts und der Schlusspfiff bringt den Duisburgern zwei weitere Punkte, die Alemannia nicht so leichtsinnig hätte verscherzen sollen.
Ich komme zu Kritik.
Schwimm hatte einen Unglückstag. Er machte zwei Fehler, die aber die gute Meinung, die ich von seinem Spiel habe, nicht beeinträchtigen können. Häufig griff er im letzten Augenblick rettend ein. Ich empfehle ihm Training bei Regen und Wind, wenn es auch unangenehm ist.
Die Verteidiger, insbesondere Riechert, waren gut, müssen aber gegen den Wind weiter treten. Es freut mich immer, dass die ältesten Spieler ständig zu den Besten gehören.
Ueber Xavers Spiel könnte ich nur das wiederholen, was bereits in den letzten Berichten geschrieben worden ist.
Wesche ist als Half ebenso auf dem Posten wie als Stürmer. Es wäre recht erfreulich, wenn uns die kommenden Spiele beweisen würden, dass wir ihn im Sturm entbehren können. Heute wäre er vorne sehr nötig gewesen.
Der linke Half Janse zeigte wieder das eifrige, gute Spiel, das man von ihm gewohnt ist.
Der Sturm hatte keine Durchschlagskraft und trägt allein die Schuld an der Niederlage. Es ist ja Tatsache, dass dieselbe Stürmerreihe gegen Cöln 99 und Duisburger Spielverein 3 bezw. 4 Tore erzielt hat, aber wie dies geschehen ist, kann ich mir nach dem heutigen Spiele beim besten Willen nicht vorstellen.
Gegen Wollgarten Spielmethode im allgemeinen habe ich nichts einzuwenden. Er ist ein guter Taktiker und verfügt über genügende Technik. Es fehlt ihm der Zug nach vorne, verbunden mit ein wenig Draufgängertum. Dass er beim Vorgehen der Flanken stets zurückbleibt und dann bei einem zur Mitte gegebenen Ball etwa 15 Meter hinter den übrigen Stürmern in abwartender Stellung verharrt, ist falsch. Er schafft dadurch vorne ein grosses Loch und macht den Centrehalf überflüssig.
Altenkamp bildet sich allmählich zum unbeständigsten Spieler der Mannschaft heraus; heute war er gar nicht auf der Höhe.
Der Aussenstürmer ist sehr von seinem Nebenmann abhängig und Clemens kam vielleicht nicht zur Geltung, weil sein Nebenmann ihn vernachlässigte. Er darf bei Entscheidungen des Schiedsrichters, die er für falsch hält, nicht laut werden. Etwas mehr Selbstbeherrschung!
Für Löhr waren die Preussen zu schnell; auch er war von der allgemeinen Mattigkeit im Sturm befallen.
Der Neuling Vogeno, von dem man noch nicht viel verlangen darf, war vorne der einzige, der befriedigte.
Liebe Stürmer!
Beweist mit in Gladbach, wo ihr einem guten Gegner gegensteht, dass Ihr nicht so schlecht seid, wie ich Euch heute machen musste, und ich bin der erste der Eure Tüchtigkeit anerkennt.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 21 / 1. November 1911)
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