Kölner BC 1901: u.a. Levy (Tor) – Worringen, Hense, Reich, Scholten
Alemannia Aachen: A. Wesché – M. Breuer, Riechert – J. Boeven, Roolf, Essers – Wolff, Leussler, J. Wesché, H. Wollgarten, Rex
1:0 Reich, 2:0 Scholten, 2:1 Leussler, 2:2 Leussler, 2:3 Wesché, 3:3, 4:3
Krusenbaum
"Es ist eine bekannte Tatsache" begann Moritz Breuer auf der Kegelbahn des "Storchnestes" nach dem Spiel seine Erwiderungsrede auf die freundl. Begrüssungsworte des Herrn Bendix, "dass weder K.B.C. jemals in Aachen noch Alemannia je in Cöln den Sieg erringen konnte." Dabei hat er aber das Spiel 0:0 auf dem Waldspielplatz vergessen. Eine Revance dafür hätte das Ligaspiel in Cöln werden dürfen, das mit einem anderen Torwart unentschieden oder mit einem Siege für uns hätte endigen können nicht müssen, wie einige unserer Spielfreunde, die es sich nicht hatten nehmen lassen, die Mannschaft zu begleiten, nachher behaupteten. In der Tat hat Ballspielclub nicht nur in Hinsicht auf seine diesjährigen Resultate, sondern auch auf den Spielverlauf einen ganz knappen Sieg verdient, denn die Ueberlegenheit, durch welche die Kölner in der 2. Hälfte unsere Verteidiger in Atem hielten, war bedeutend grösser als die der Aachener in der 1. Spielhälfte. Auch hatte Reich, der später in die Stürmerreihe gegangen war, mit seinen Kopfstössen arges Pech. Nur der famosen Arbeit unserer Hinterspieler, die nur wenig Schüsse aufs Tor kommen liessen, ist es zu danken, dass der Torunterschied nicht grösser wurde.
Unter Leitung des Schiedsrichters Krusenbaum beginnt das Spiel mit dem Anstoss des K.B.C. Alemannia spielt mit der Sonne im Rücken und verlegt das Spiel gleich in des Gegners Hälfte. Schon glaubt man das 1. Tor fallen zu sehen, als Wesche Leussler einen totsicheren Ball wegnimmt und neben die Stange tritt. Gleich darauf kann Levy im Cölner Tor nur Mühe und Not einen wohlgezielten Ball von Rex parieren. Dann unternimmt Cöln einen Durchbruch. Reich gibt den Ball ohne böse Absicht vor und A. Wesche der wenige Meter vor das Tor getreten ist, tritt mit Eleganz über den Ball. Auch Boeven kann den ins leere Tor rollenden Ball nicht mehr einholen. Vom Anstoss aus kommt Alemannia in hübscher Kombination vor, doch Wesche knallt in kurzem Abstand vom Tore haushoch darüber. Einige schnelle Durchbrüche von Wolff bringen ebensowenig ein. Das bekannte "Alemannen Pech" beginnt sich zu zeigen, um so mehr als Scholten durch einen von Breuer mit der Brust abgewehrten Ball für Köln das 2. Tor erzielt. Dich Alemannia lässt nicht locker. Einen schönen Schuss von Rex, den Levy nur schwach abwehren kann, tritt Leussler ins Netz. 5 Minuten später sind wie wieder durch ihn erfolgreich, und ein Eckstoss verschafft uns durch Joe noch vor der Pause die Führung.
Gleich nach Seitenwechsel wird Kölns rechte Flanke zu spät angegriffen und K.B.C. hat gleichgezogen. Unsere Verteidigung hat in der Folge harte Arbveit. Einige gefährliche Schüsse weiss Wesche durch wuchtige Faustschläge abzuwehren. Eine hierdurch verursachte Ecke wird von einem Kölner Stürmer knapp über die Stange geköpft; auch Riechert kann einen schwierigen Ball nicht anders beseitigen. Doch endlich ist den Schwarz-roten das siegende Tor vergönnt. In den letzten 10 Minuten unternehmen dann unsere Stürmer noch einige gefährliche Angriffe. Leider ist ihnen kein Erfolg mehr beschieden. Es hat vielmehr den Anschein, als wolle Köln noch in letzter Minute den Vorsprung vergrössern, doch kann A. Wesche die Gefahr noch im letzten Augenblick abwehren.
Die Mannschaft des Siegers war ausgeglichen gut. Leider spielte der linke Verteidiger Worringen sehr roh, wovon Wollgarten, Wollf uns Leussler zu erzählen wissen. A, Wesche im Tor habe ich schon wiederholt erwähnt; er hätte unbedingt mehr mit den Händen arbeiten müssen. Von den Hinterspielern trat Breuer etwas mehr in den Vordergrund – auch in örtlicher Beziehung – als Riechert, der indes auch ein hochfeines Spiel zeigte. In der Läuferreihe war Roolf bei weitem der beste. Er und Essers unterstützten Verteidigung und Sturm in gleichem Masse, während Boeven sich zu viel auf die Verteidigung verlegte. Ein Läufer muss, wenn der Ball vorne ist, zwischen der feindlichen Stürmerreihe und dem feindlichen Tore stehen, um die dieser zugedachten Bälle abzufangen. Rex spielte in der ersten Hälfte gut, nachher erhielt er zu wenig zu tun. Dies lag hauptsächlich an Wollgarten, der sich auf seinem Platz noch nicht zurechtfand. Er muss vor allem daran denken, dass er nicht hinter den andern Stürmern zurückbleiben darf. Leider ist die Energie, die seiner hervorragenden Technik zu Hülfe kommt, meist zu schnell verpufft. Hierin möge er sich Joe Wesche zum Vorbild nehmen, der neben Leussler der beste Stürmer war und vor allem durch ausgezeichnetes Kopfspiel auffiel. Wolff verdirbt seine schönsten Durchbrüche durch den Mangel jeglicher Technik.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 24 / 16. Dezember 1909)
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