SC / 1894 M.Gladbach: u.a. Löhmer (Tor)
Alemannia Aachen: Laumen – M. Breuer (zwischenzeitlich Torwart), Riechert – J. Boeven, Roolf, Essers – Wolff, T. Boeven, J. Wesché, H. Wollgarten, Rex
Kayser
M. Breuer hält Elfmeter – mehrere verschossene Elfmeter
Was der Schiedsrichter über dieses Spiel schreibt:
"Allgemein hatte man Alemannia einen Reinfall prophezeit, weil Gladbach für besser gehalten wurde. Anfangs sah es auch so aus; denn sie wurden 10 Minuten lang belagert und konnten sich nur durch energisches Aufraffen der Umklammerung entziehen. Dann aber hielt A. das Spiel nicht nur offen, sondern konnte auf G. zeitweilig beängstigend wirken. Die Tore schienen auf beide Teile eine abstossende Wirkung auszuüben; denn alles ging weit nebenher oder drüber hinaus. Das mag nun wohl zum grossen Teil auf die Beschaffenheit des Platzes zurückzuführen sein, der sich gerade vor den Toren in sehr 'verweichlichtem' Zustande befand. Mehrere Elfmeter aber zu verboxen, lässt die Vermutung aufkommen, dass 'Gardeschützen' für beide Teile ein undefinierbarer Begriff ist. Trotz mancherlei Enttäuschungen, welche die Einheimischen durch ihr kopfloses Spiel bereiteten, ging das zahlreich erschienene Publikum nicht leer aus, da ja die durch den schlüpfrigen Boden verursachten eigenartigen 'Zwischenfälle' öfters der Komik nicht entbehrten und infolgedessen die Lachmuskeln ordentlich kitzelten. Zwei Gegner, engumschlungen am Boden liegend, liessen den Dichter sprechen: 'In den Armen lagen sich beide und weiten vor Schmerz und vor Freude.' Es ist ja auch wirklich so schön: 'In den Armen des Freundes wissen, ein Freund zu sein. So das Leben geniessen, nicht unwürdig der Ewigkeit.' Man darf sich diesen Gefühlsergüssen nur nicht zu lange hingeben, wenn die Auferstehung auch noch so schwer fällt; denn vor allem ist das Spielen die Hauptsache; nachher kann man der Ruhe pflegen.
Der gute Geist obiger Verbrüderungsscene schien auch bestimmend auf den weiteren Verlauf des Spiels einzuwirken. Gleichmässig tobt der Kampf hin und her. Doch kurz vor Schluss wird Gladbach dem feindlichen Tore äusserst gefährlich. Der Erfolg bleibt aber aus, und der Schlusspfiff trennt zwei Mannschaften, die sich unwillkürlich oder freundschaftlich genähert hatten. Trotzdem macht Gladbach eine bittersüsse Miene, da die geteilten Punkte nur bei Alemannia das Gefühl doppelter Freude auszulösen vermochten.
Von den Mannschaften war Aachen die bessere. Besonders gefielen Wollgarten und Breuer. Roolf war der beste Mann auf dem Platze. Von den Einheimischen rechtfertigte nur Löhmer seinen alten Ruf. Beide Mannschaften, sowie auch die in Verruf erklärten Zuschauer, haben auch mich einen vorteilhaften Eindruck gemacht." –
Das Spiel zeigte einmal mehr, dass wir in den Ligaspielen wenig vom Glück begünstigt sind, und dass unsere Stürmer es immer noch nicht verstehen, ihre Ueberlegenheit in Tore umzusetzen. Die Verteidigung war das Beste an unserer Mannschaft. Laumen hielt einige brenzliche Sachen und Breuer einen Elfmeter sehr gut. Auch die Läuferreihe war wie selten auf dem Posten. Die Innenstürmer zeigten die alten Fehler, im Feld gute Kombination bis etwa 20 Meter vor dem Tor, wo das selbständige Spiel anfängt. Namentlich Wesche hielt den Ball viel zu lange. Wollgarten kann linksinnen gar nicht spielen, das Lob des Schiedsrichters ist mir unverständlich. Die Aussenstürmer hatten bei dem schlüpfrigen Platz schweres Spiel und leisteten auch nicht viel. Rex kam erst gegen Schluss etwas auf.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 1 / 1. Januar 1910)
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