SC / 1894 M.Gladbach: u.a. Umbach, Schneiders, Esters
Alemannia Aachen: Wirtz – Walchenbach, Riechert – J. Boeven, Roolf, X. Baurmann – Wolff, H. Wollgarten, J. Wesché, Cl. Baurmann, Altenkamp
Baskett (München-Gladbach)
2.000 (davon ca. 20 aus Aachen)
"Bravo Alemannia bravo" erklang es unter Händeklattschen und Füssestampfen aus der dreifachen Zuschauerreihe rings um den Platz und von der vollbesetzten Tribüne, als unsere erste Mannschaft [...] am Sonntag, dem 11. Dezember 1910, in Gladbach den schön gepflegten Platz betrat. Nicht minder freudig und lebhaft begrüsste gleich darauf Gladbach seine Lieblinge im Blauweissen Jersey. "Spielen sie wieder 0:0, oder haben die Unsrigen vielleicht Aussicht auf Gewinnen, da bei Aachen Breuer wegen Krankheit fehlt, oder verlieren wir ohne den verletzten Löhmer das Spiel" mag wohl mancher Gladbacher bei sich gedacht haben, als der gute aber allgemein als zu scharf angesehene Schiedsrichter Valis Baskett, Gladbach, das Zeichen zum Anstoss gab.
Ungeheuer schnell kommt Gladbach durch die etwas bestürzte Verteidigung Aachens vor Alemannias Tor, und Wirtz, der gleich rettend eingreifen muss, befördert den Ball zu unsern Stürmern, die ihn in schönem Flankenspiel in die Nähe des Gladbacher Tores bringen. Eine Zeit lang muss sich Gladbach zurückziehen, da schon Alemannias Verteidiger bis zur Mittellinie vorgerückt sind. Diese Verwegenheit Aachens macht sich mit einem Male Gladbachs linker Flügel zu Nutzen, in rasendem Lauf entrinnt der der Einschnürung und ist gerade im Begriffe, in unheimlichem Schuss den Ball auf das Tor Alemannias zu jagen, da wird er an der Ausführung dadurch gehindert, dass Boeven, der den durchgebrochenen Stürmer eingeholt hat, den Ball hinter dem Schützen herzustoppen versucht. Die Abwehr eines Mannes glaubte der Schiedsrichter durch Beinstellen herbeigeführt und gibt wegen des Vergehens Elfmeter, der Gladbach zu seinem ersten Erfolge bringt. – Tausendstimmige Jubelrufe. Alemannia lässt darob den Mut nicht sinken und beantwortet die Besuche Gladbachs beim Aachener Tor seinerseits mit Angriffen auf das von Hinterspielern und Läufern hartnäckig verteidigte Gladbacher Tor. Von einer Einschnürung einer Partei kann jetzt nicht mehr die Rede sein; auf und ab wogt der erfolglose, aber die Zuschauer höchst fesselnde Kampf, Rufe wie "Schiessen, Schuss, Zentern to the goal" und unheimliche Stille wechseln ab bei der gespannten, ja schon aufgeregten fast zweitausend köpfigen Zuschauermenge. Gefahren hin, Gefahren her, da, plötzlich ertönt die Schiedsrichterpfeife. Gladbachs linker Läufer soll Wolff unfair behindert haben. – Freistoss für Aachen. Joe Wesche führt ihn uas, und in schönem Schuss landet der Ball im feindlichen Torgehäuse. Auch jetzt belohnt vielfacher Jubel die Tat des Schützen.
Von neuem bringt das Spiel hartnäckigen Kampf, und an beiden Toren folgen sich wieder Angriff und Abwehr. Bis zur Pause scheint das äusserst schnelle Spiel ohne weitere Erfolge zu bleiben; doch Joe Wesche vermag wenige Minuten vor Seitenwechsel in weitem unverhofften Schuss Alemannia die Führung zu geben. Heller Jubel erklang aus den Kehlen der anwesenden zwanzig Aachener Schlachtenbummler und stand in krassem Gegensatze zu der etwas gedrückten Stimmung der Gladbacher Zuschauer.
Kaum hatte das Spiel von neuem begonnen, als auch schon der Schiedsrichter zehn Minuten Pause ankündigte.
Nach Wiederbeginn hat das Spiel sich etwas geändert. Gladbach hält Aachen eine Weile vor seinem Tore gefangen und gibt seiner Verteidigung und der Läuferreihe Gelegenheit, sich auch der Kunst, Tore zu verhüten, mächtig zu zeigen. Erfolgreich entledigt sich Alemannia dieser Aufgabe, und allmählich sieht man die Schwarz-gelben wieder im Angriff. Doch Gladbach bleibt dem Aachener Tor nicht fern; das eine Mal von rechts, das andere Mal von links gelangen die Bälle zu den Innenstürmern, die dem Alemannen-Tor manche Gefahr bereiten. Bei einer solchen Gelgenheit muss Wirtz, der einen von Riechert ausgelassenen Ball noch zu fangen sucht, einen Schuss des halbrechten Gladbacher Stürmers die Torlinie überschreiten lassen. Das ausgleichende Tor für Gladbach ist erzielt und wird mit lang andauerndem Beifall belohnt.
Alemannia scheint etwas entmutigt zu sein, denn sie ist wieder einige Minuten von Gladbach eingeschlossen. Bei einem neuen schnellen Angriff Gladbachs stösst Xav. Baurmann mit dem vorkommenden Stürmer zusammen und bringt wider Erwarten beider Parteien einen zweiten Elfmeter, den es auch verwandelt.
Gladbach führt mit 3:2. Dieses Bewusstsein bringt Feuer in die Aachener Mannschaft, und mancher schöne Schuss verfehlt knapp das blau-weisse Tor. Jedoch Gladbach ist erfolgreicher als wir und erzielt in schönem Flankenspiel noch ein 4. Tor.
Das kann unsere Mannschaft nicht länger mehr ansehen; wir sollen das Spiel verlieren?! Nein! Clemens erobert sich den Ball, geht durch und jagt in scharfem Schuss den Ball durch das Tor.
Gladbach wird es jetzt unheimlich zu Mute und zieht sich zur Verteidigung seines Tores zurück. Wenn Clemens Baurmann und Altenkamp nicht schiessen, köpft Wesche drei ja vier Mal hintereinander den Ball immer hart an der Querlatte vorbei in die Luft, ohne dass es ihm gelingt, den Ball ins feindliche Tor zu lenken. Von den Befürchtungen, das Spiel noch zu guterletzt unentschieden ausfallen lassen zu müssen, wird Gladbach alsbald durch den Schlusspfiff des Schiedsrichters befreit. So endigte das hartnäckige, nach Aussage der Gladbacher Zuschauer, interessanteste der bisherigen Ligaspiele 4:3 zu Gunsten unserer Gegner.
Unsere Mannschaft spielte durchweg gut; Walchenbach als Vertreter Breuers erledigte seine Arbeit zu aller Zufriedenheit. Bei Gladbach fiel das Zusammenspiel zwischen Stürmern und Läufern und das schnelle, weite Vorgeben des Balles zu den Flanken besonders auf.
Nach allgemeiner Ansicht hätten wir unter einem normalen Schiedsrichter das Spiel mit 3:2 gewonnen; denn 99 von 100 Schiedsrichtern hätten die beiden Elfmeter nicht gegeben.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 24 / 16. Dezember 1910)
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