Wie dicht gedrängt der Terminplan der Schwarz-Gelben zurzeit ist, zeigte zum Beispiel der Freitag Nachmittag. Kaum war der Bus mit der Mannschaft vom Flughafen am Tivoli angekommen, stieg unsere Mannschaft in die Trainingsklamotten, um im Stadion auszulaufen und Cheftrainer Dieter Hecking nahm im Presseraum Platz, um schon wieder Auskunft zu geben über das nächste Spiel.
Natürlich musste unser Coach zunächst noch einmal zurück blicken auf den Europapokal-abend in Sevilla und Dieter Hecking tat das mit "einem positiven Gefühl".
"Die Mannschaft hat den Verein und den deutschen Fußball würdig vertreten. Auch unsere Fans sind sympathisch rüberge-kommen und wurden gelobt, welch gute Stimmung sie verbreitet hätten." Auch die spanische Presse konnte Dieter Hecking berichten, habe mit viel Lob über Mannschaft und Fans berichtet. Vor allem das mutige Auftreten eines deutschen Zweitligisten
habe Eindruck und auch Erstaunen hinterlassen, denn allzu oft würden die Gegner des Sevilla FC sonst einfach nur hinten in der Defensive stehen und gar nicht erst den Versuch unternehmen, nach vorne zu spielen.
Am Montag steht jetzt schon wieder das nächste Spitzenspiel auf dem Plan, es ist das 7. Spiel in 23 Tagen. "Wir wollen dazu beitragen, dass es auch ein richtiges Spitzenspiel wird", so Dieter Hecking heute. Die Reise ist kurz und geht in die neue MSV-Arena, wo vor dem Spiel ab 18.15 Uhr mit einem rund zweistündigen, bunten Rahmenprogramm das Richtfest des "neuen Stadions" gefeiert werden soll. Neben Filmbeiträgen zur Entstehung der Arena und American Football Demonstration tragen bestimmt auch die geplanten Interviews mit den drei Duisburger Ex-Alemannen zur guten Einstimmung im Gästeblock bei.
Zusätzlich bietet der MSV Getränke von 18 Uhr bis 19.45 Uhr zu günstigen Konditionen an. Softdrinks und Bier kosten 2 Euro statt 3 Euro, Würstchen 1,50 Euro statt 2,20 Euro und die Currywurst gibt es für 1,80 Euro statt 2,50 Euro.
"Duisburg hat zuletzt konstant gute Leistungen gezeigt und steht verdient oben in der Tabelle", erkennt Dieter Hecking die Leistung des kommenden Gegners an. "Wir wollen aber die positive Resonanz aus dem UEFA Cup Spiel mitnehmen und in Duisburg etwas Zählbares mitbringen. Die Zuschauer werden dort bestimmt auf ihre Kosten kommen", ist der Coach der "Eurofighter" zuversichtlich. Personell gibt es natürlich nur wenige Stunden nach einem Spiel beim spanischen Tabellenzweiten noch einige Fragezeichen. "Bei der Enge der Spiele muss man jetzt einmal die nächsten Tage abwarten. Plaßhenrich und Pinto sind fraglich, Simon Rolfes kann ich eigentlich auch noch nicht wieder fest einplanen. Wegen der hohen Belastungen müssen wir jetzt ganz genau in die Spieler hineinsehen." Zeit dazu ist allerdings wenig: Heute war Auslaufen, morgen ist trainingsfrei und am Sonntag geht nach dem 15 Uhr Training schon wieder in Richtung Duisburg, wo am Montagmorgen noch ein kurzes Anschwitzen stattfinden wird.
"Die Mannschaft will da unbedingt etwas holen", verrät unser Trainer und weiß, dass das in den letzten Jahren eher selten der Fall war. "Wir werden auch in Duisburg versuchen unsere Taktik durchzusetzen und das völlig unabhängig vom Personal." Duisburg strebt einen neuen Zuschauerrekord an und der Ex-Gladbacher Peter van Hout sagte der Rheinischen Post in einem Interview: "Na klar, das wird ein echtes Highlight. Keiner muss besonders motiviert werden. Wir freuen uns alle sehr auf den Montag." Dem brauchen wir auch hier in Aachen nichts mehr hinzuzufügen.
MSV Duisburg: Ahanfouf, Baelum, Bugera, Drsek, Grlic, Koch, Kurth, van Houdt, Voss, Wehlage, Wolters / Trainer: Norbert Meier
Alemannia Aachen: Blank, Brinkmann, Bruns, Fiel, Klitzpera, Michalke, Plaßhenrich, Rolfes, Scharping, Sichone, Straub / Trainer: Dieter Hecking
1:0 Peter van Houdt (43.)
Simon Rolfes (9.), Reiner Plaßhenrich (30.), Alexander Bugera (35.), Andreas Voss (41.), Carsten Wolters (69.), Markus Kurth (78.), Reiner Plaßhenrich (85.), Abdelaziz Ahanfouf (87.)
2 / 7
10 / 9
Stark Wolfgang, Maier Josef, Greipl Georg
20.820 (davon ca. 2400 aus Aachen)
bewölkt, 7°
Dank der zweieinhalbtausend mitgereisten Alemannia-Fans konnte der MSV einen neuen Zuschauerrekord vermelden. 20.820 Zuschauer sollen in der Arena gewesen sein. Wo die allerdings alle gewesen sein sollen, fragte sich dann doch der eine oder andere, da das ehemalige Wedaustadion nur zur Hälfte gefüllt aussah. Schon lange vor dem Anpfiff gab es zum Richtfest der neuen Arena ein Programm, doch je näher der Anpfiff rückte, konnte sich der Stadionsprecher noch so sehr bemühen, die Fans der Alemannia hatten akustisch deutlich die Oberhand.
Das Spiel begann recht flott und ohne großes Abtasten. Beide Mannschaften hatten aber zunächst Probleme in der Spieleröffnung, denn bereits nach 12 Minuten waren die Hauptdarsteller des Abends auf jeder Seite schon jeweils dreimal ins Abseits gelaufen. Bis zum Spielende war der Abseitspfiff dann auch die meist gefällte Entscheidung des Schiedsrichtergespanns.
Lange hatte Cheftrainer Dieter Hecking ein Geheimnis um die Aufstellung gemacht und die brachte dann auch einige Überraschungen. Simon Rolfes war wieder mit im Boot und auch Dennis Brinkmann spielte wieder von Beginn an. Heute jedoch rechts in der Abwehrkette und das hieß, dass Willi Landgraf auf der Bank Platz nehmen musste. Im Angriff entschied sich der Coach der Schwarz-Gelben für Jens Scharping als Ersatz für den gesperrten Erik Meijer. Da auch Cristian Fiel wieder fit war und auch Reiner Plaßhenrich stand wieder ein spielstarkes Mittelfeld auf dem Rasen.
Doch bereits nach 23 Minuten musste Cheftrainer Dieter Hecking wechseln. Kai Michalke hatte sich nach einem Foul von Carsten Wolters schwerer verletzt als zunächst angenommen und verließ mit Problemen an der Leiste den Platz. Für Aachens bisher besten Torschützen kam zum zweiten Mal in dieser Saison Daniel Gomez ins Team. Die erste Torchance im Spiel ließ lange auf sich warten. Nach der ersten Ecke des Spiels überhaupt - inzwischen lief immerhin schon die 25. Minute - hatte der Stolberger Andreas Voss zweimal den Ball auf dem Fuß, aber Schuss und auch Nachschuss blieben in der vielbeinigen Abwehr der Schwarz-Gelben hängen. Die beste Chance auf der Gegenseite hatte Daniel Gomez. Reiner Plaßhenrich hatte den kleinen Franzosen schön freigespielt, doch MSV-Keeper Georg Koch drehte den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten. Einen Eckball gab es allerdings nicht. Es war nicht die einzige Entscheidung von FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark an diesem Abend, die man unter der Rubrik "sehr interessant" oder "diskussionswürdig" einordnen musste.
Kurz vor der Pause fiel die Führung für die "Zebras". Abdelaziz Ahanfouf konnte unbedrängt einen langen Ball auf Ivica Grlic spielen, Simon Rolfes hatte einen Moment nicht aufgepasst und schon war der Ex-Aachener entwischt und konnte das Leder scharf in den Strafraum Richtung Tor hereintreten. Stephan Straub konnte den platziert geschossenen Ball nur abklatschen, genau Peter van Houdt vor die Füße, der keine Probleme hatte ins leere Tor einzuschieben.
Die erste Halbzeit war von beiden Mannschaften nicht unbedingt ein Feuerwerk von Ideen. Die sahen die Zuschauer dann in der Pause. Der MSV hatte eine wohl gut gemeinte Pyro-Show organisiert, die innerhalb weniger Minuten das ganze Stadion einnebelte. Berichten zufolge musste mindestens ein Zuschauer mit einem schweren Asthmaanfall ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nachdem genug Qualm produziert worden war, bat Schiedsrichter Stark dann nach dem eigentlichen Ende der Pause beide Mannschaften wieder in die Kabinen, da inzwischen alles völlig eingenebelt und an eine Spielfortsetzung nicht zu denken war. Über zehn Minuten dauerte die unfreiwillige Verlängerung der Halbzeitpause. Es wäre eine Überraschung, wenn diese "Idee" nicht noch ein Nachspiel für den MSV vor dem DFB hätte.
In der 2. Halbzeit entwickelte sich dann doch noch das versprochene Spitzenspiel mit Torszenen auf beiden Seiten und guten Chancen hüben wie drüben. Alemannia drängte jetzt auf den Ausgleich, doch Georg Koch im Tor des MSV hatte noch keine Probleme mit den Weitschüssen von Simon Rolfes und Florian Bruns. Aber auch auf der anderen Seite hatte der MSV Chancen die Führung auszubauen, so wie bei einem Kopfball von Markus Kuth in der 58. Minute, der nur knapp am Tor vorbei ging. Vier Minuten später traf Florian Bruns mit einem Schuss vom 16er nur den Pfosten. Eine weitere große Chance zum Ausgleich kam dann in der 69. Minute. Jens Scharping wurde schön freigespielt, wollte alleine auf das MSV-Tor zugehen, wurde aber von Carsten Wolters per Notbremse gestoppt. Schiedsrichter Stark zückte … Gelb!!
Wieder nur drei Minuten später setzte Daniel Gomez zu einem tollen Konter an, sah in der Mitte die mitgelaufenen Florian Bruns und Jens Scharping, doch sein Pass blieb an einem Duisburger Abwehrbein hängen. Das Eckballverhältnis von 1:0 für Duisburg zur Halbzeit lautete längst 7:2 für die Schwarz-Gelben, die Torgelegenheiten häuften sich, doch irgendwie wollte der Ball heute einfach nicht über die Linie. Selbst als Schiedsrichter Stark Reiner Plaßhenrich nach zwei (international) vergleichsweise harmlosen Situationen mit Gelb-Rot vom Platz stellte, war der Wille zum Ausgleich nicht gebrochen. Trotz UEFA Cup Belastung und Unterzahl waren die Schwarz-Gelben drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen und der wäre längst verdient gewesen.
Doch egal, was unsere Mannschaft versuchte, sie scheiterte entweder an Keeper Georg Koch, am eigenen Unvermögen oder einfach nur am Pech. Der MSV rettete das 1:0 über die Linie und baute so den Vorsprung auf unsere Mannschaft, die keineswegs enttäuscht hatte, auf vier Punkte aus.
Glückwunsch zum Sieg an den MSV Duisburg. Glückwunsch auch zum hervorragenden Stadion. Das wertet die zweite Liga noch mehr auf. Zum Spiel: In der ersten Halbzeit haben wir ein bisschen zu verhalten gespielt. Da hat der MSV doch über weite Strecken das Spiel kontrolliert und ist dann durch einen Fehler von uns in Führung gegangen. Das hätte ich gern vermieden, um wenigstens mit 0:0 in die Halbzeit zu gehen. Das ist uns nicht gelungen, weil bei dem entscheidenden langen Ball von Koch zwei Spieler zurückweichen und keinen Druck auf den ballführenden Ahanfouf ausüben. Den Druck müssen wir machen, damit er nicht den entscheidenden Ball spielen kann. Das hat er dann getan und die weitere Folge haben alle gesehen. 1:0. Für die zweite Halbzeit geht ein Riesenkompliment an meine Mannschaft. Was sie da abgeliefert hat, war aller Ehren wert. Ich glaube, man hat gesehen, dass sich diese Mannschaft nie aufgegeben hat, es immer wieder probiert hat. Natürlich habe ich auch gesehen, dass der MSV die eine oder andere Konterchance nicht zum Abschluss gebracht hat, sodass wir bis zur letzten Sekunde im Spiel drin waren. Dafür gilt es, meiner Mannschaft wirklich ein Riesenkompliment auszusprechen. Ich bin ganz ehrlich. Ich wäre froh gewesen, wenn wir den Ausgleich noch gemacht hätten. Das ist uns heute nicht gelungen. Jetzt müssen wir uns die Punkte am Sonntag holen und das wird uns auch gelingen.
Dieter hat im Grunde schon vieles gesagt. In der ersten Halbzeit hatten wir mehr Spielanteile und sind sicherlich durch den Fehler in Führung gegangen. Ich habe mich natürlich riesig für den Peter van Houdt gefreut, dass er mal ein Tor gemacht hat. In der zweiten Halbzeit war es dann ein richtiger Fight. Ich bin vorher gefragt worden, ob es ein Vorteil für uns ist, dass die Aachener pausenlos am spielen sind. Ich habe da schon gewarnt und gesagt, das ist das Schönste für einen Fußballer überhaupt, wenn er alle drei Tage spielen kann. Wer geglaubt hat, dass die Aachener kräftemäßig einbrechen, der hat sich heute getäuscht gesehen. Wir hatten in der zweiten Halbzeit einige brenzlige Situationen zu überstehen, haben sicherlich auch vielversprechende Aktionen nicht abschließen können. Das muss man dann ausnutzen, gerade in einer Phase, in der der Gegner drückt. Wenn man da das zweite nachlegt, ist es erledigt. So musst du bis zum Ende zittern gegen eine wirklich gute Aachener Mannschaft. Wir haben Komplimente bekommen von Dieter Hecking. Diese Komplimente gebe ich gerne zurück. So wie Aachen den deutschen Fußball auch international präsentiert, das ist wirklich aller Ehren wert.