Alemannia empfängt Fortuna Köln
Es ist ein echtes Topspiel: Am Karsamstag misst sich Schwarz-Gelb ab 14 Uhr mit dem Tabellendritten Fortuna Köln. Auf dem Tivoli wird die größte Kulisse der Saison erwartet.
Es war ein Moment, in dem es „Klick“ in seiner Mannschaft gemacht hat, wie Alemannia-Coach Heiner Backhaus es beschreiben würde: Anfang Oktober waren die Tivoli-Kicker zu Gast beim damaligen Tabellenführer Fortuna Köln gewesen, neun Punkte hatte der Abstand zum Primus betragen. Das Spiel wurde allgemein als finale Chance ausgerufen, noch einmal ernsthaft in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. Höchst intensive 90 Minuten plus Nachschlag später gingen zehn Alemannen – Julian Schwermann hatte fragwürdig früh Gelb-Rot gesehen – mit 1:0 als Sieger vom Platz. Die Aufholjagd auf die Tabellenspitze wurde im Augenblick des Abpfiffs gestartet.
Der Rest ist bekannt: Etwa ein halbes Jahr später haben sich die Vorzeichen umgekehrt, nun reisen die drittplatzierten Kölner als Herausforderer zum Spitzenreiter an den Tivoli. Und wie damals beträgt der Rückstand auf den Platz an der Sonne neun Zähler – mit dem Unterschied, dass für die Südstädter nicht mehr allzu viel Zeit bleibt, diesen wettzumachen. „Die werden hier mit allem kämpfen, was sie haben“, prophezeit Backhaus angesichts der Dringlichkeit eines Sieges aus Gästesicht. Denn die Fortuna benötigt einen Auswärtserfolg, um der Elf von der Krefelder Straße noch einmal gefährlich zu werden. Kein Grund jedoch, als Spieler im weiß-roten Trikot nervös zu werden, findet der Alemannia-Trainer: „Köln ist mit Ball eine der stärksten, wenn nicht die stärkste Mannschaft der Liga. Die nötigen Qualitäten sind vorhanden.“
Diese Qualitäten konnte die Mannschaft aus Köln-Zollstock zuletzt auch wieder mehr auf den Platz bringen, denn in der Liga zeigt die Formkurve klar nach oben. Seit des Aus von Ex-Coach Markus von Ahlen, das auf das Ausscheiden im Bitburger-Pokal-Viertelfinale gegen Düren folgte, stehen zwei Siege und ein Remis zu Buche. Zuletzt erteilte die Kölner Fortuna der jungen Düsseldorfer Fortuna eine Lehrstunde, 4:1 endete die Partie vor zwei Wochen im Südstadion. Für von Ahlen an der Seitenlinie eingesprungen: Sportchef Matthias Mink, der nun in Personalunion auch als Interimstrainer fungiert.
Doch wie immer wird am Tivoli hauptsächlich auf die eigene Mannschaft geschaut, auch vor einem sogenannten „Sechs-Punkte-Spiel“ wie gegen die Fortuna. „Wir müssen an uns denken. Wir sind noch lange nicht durch, aber wir können dennoch mit absolut breiter Brust in dieses Spiel gehen“, findet Backhaus. Grund dazu haben seine Schützlinge allemal, zumal sich auch die personelle Situation wieder merklich entspannt hat. So kehrt Kreativspieler Anas Bakhat nach einem knappen Monat Verletzungspause aller Voraussicht nach in den Kader zurück, das Knie hält wieder stand. Auch Bastian Müller und Sasa Strujic, die unter der Woche mit einigen Wehwehchen zu kämpfen hatten, sind mit dabei. Gleiches gilt für Marc Brasnic, der seine Rückenprobleme überstanden hat. Lediglich Nils Winter muss weiterhin pausieren.
Der Konkurrenzkampf ist also wieder größer geworden bei den Schwarz-Gelben, was der Trainer auch noch einmal betont: „Jeder Spieler weiß, dass sofort jemand anderes bereitsteht, sollte er einmal nicht 100 Prozent bringen. Aber wenn jeder seine Aufgaben erledigt, dann wissen wir auch, dass es reichen wird.“ Vom Konkurrenzkampf selbst bekomme man unterdessen als Spieler gar nicht so viel mit, wie Ex-Fortune Dustin Willms erklärt: „Alle nehmen ihre Rolle an, die meistens auch klar kommuniziert ist. Generell steht der Teamerfolg über allem, da muss sich jeder unterordnen.“ Der Offensivmann, der im letzten Ligaspiel beim 1. FC Köln II sein viertes Saisontor erzielte, sagt über seine persönliche Rolle im Team: „Ich spiele mal von Anfang an, mal komme ich von der Bank. Aber letzteres gibt mir ebenso viel, weil ich dann noch einmal für frischen Schwung sorgen kann.“
Für gehörig Schwung wird einmal mehr die Wahnsinnskulisse im weiten Rund sorgen: Mit etwa 29.000 Fans und ausverkauftem Heimbereich wird der Top-Wert der laufenden Saison erwartet. Wer nicht dabei sein kann, für den steht wie immer der Alemannia-Liveticker bereit. Zudem bietet 100,5 – DAS HITRADIO einen Audio-, SPORTTOTAL einen Livestream an. Die Bilanz gegen die Kölner Fortuna spricht hauchzart für die Gäste: Von 50 Duellen gewann der Gegner 15, 14-mal siegte Aachen. 21 Spiele endeten remis.
Schiedsrichter des Spitzenspiels vom 27. Spieltag ist Tobias Severins aus Rheda-Wiedenbrück. Ihm assistieren Timo Gansloweit und Waldemar Stor.
Alemannia Aachen: Johnen – Hanraths, Rumpf, Afamefuna – Heister (66. Uzelac), Müller (57. Baum), Pagliuca, Strujic – Willms (46. Bakhat; 66. Töpken), Heinz, Scepanik (82. Statovci) / Trainer: Heiner Backhaus
Fortuna Köln: Weis – Ernst (82. Langer), Lanius, Scholz, Derbali (82. Sukuta) – Eze (68. Pires), Stanilewicz – Budimbu, Matter (53. Demaj), Batarilo – Steinkötter (68. Holzweiler) / Trainer: Matthias Mink
1:0 Heinz (52.)
Pagliuca (20.), Heinz (25.), Scholz (25.), (35.), Müller (38.), Lanius (38.), Afamefuna (76.)
2 / 3
Tobias Severins (Rheda-Wiedenbrück) – Timo Gansloweit, Waldemar Stor
29.500 (davon ca. 800 aus Köln)
13 Grad, bewölkt
Rote Karte für Zeugwart von Köln (35.)
Starke Willensleistung beschert 1:0-Heimsieg
Unglaublich wichtig! Die Alemannia konnte am Ostersamstag den Tabellendritten Fortuna Köln mit 1:0 (0:0) bezwingen und den Vorsprung an der Tabellenspitze damit auf elf Punkte ausbauen. Vor sagenhaften 29.500 Fans auf dem Tivoli erzielte Anton Heinz in der 52. Minute das goldene Tor.
Ein „riesiger Stein“ war es laut Außenbahnspieler Sasa Strujic, der ihm und seinen Teamkollegen vom Herzen gepurzelt ist, als wieder einmal ein Heimsieg Arm in Arm vor der Werner-Fuchs-Tribüne gefeiert wurde. Das 1:0 gegen die Kölner Fortuna hat gezeigt, dass die Mannschaft von Heiner Backhaus zwar nicht immer den feinsten Fußball spielt, aber eben einfach den „unbedingten Willen hat, das Spiel zu gewinnen“, wie es der Coach selbst nach Abpfiff sagte.
Personell startete im Spitzenspiel, in dem es für die Gäste aus der Südstadt um die letzte Aufstiegschance ging, Dustin Willms für Uli Bapoh. Die Alemannia fand zu Beginn recht passabel ins Spiel und lief im anfänglichen 3-4-3-System hoch an, um die spielerische Stärke des Teams von Matthias Mink im Keim zu ersticken. Ein erster ernstzunehmender Versuch kam von Strujic, der es nach einem Abpraller aus spitzem Winkel einfach mal versuchte – die Kugel flog jedoch abgefälscht am Tor vorbei (16.).
Die Fortunen jedoch, die die bundesligareife Kulisse am Tivoli nicht wirklich einzuschüchtern vermochte, lösten sich schnell aus der schwarz-gelben Umklammerung. Arnold Budimbu und Ex-Alemanne Stipe Batarilo kombinierten sich mit Hacke und Spitze über die rechte Seite durch, am Ende war es Budimbu, der abzog – Marcel Johnen konnte den Schuss aus kurzer Distanz parieren (18.). Die Mink-Elf hatte spürbar Oberwasser in dieser Phase, sowohl Budimbu (24.) als auch Adrian Stanilewicz (27.) feuerten anschließend zwei gefährliche Distanzschüsse auf den Aachener Kasten ab. Zuvor waren beide jeweils in umgekehrter Arjen-Robben-Manier von links nach innen gezogen. Bereits in der 21. Minute wurde ein potenzieller Elfmeter für Köln nicht gegeben, Strujic hatte nach einem Ballverlust gegen Ex-Aachener Dominik Ernst an der Grundlinie nachgesetzt (21.).
Auf die Fortuna-Drangphase folgte ein eher zerfahrener Spielabschnitt bis zur Pause, in der es viel Stückwerk, aber wenig Offensivaktionen gab. Die Alemannia tat sich offensiv weiterhin schwer und konnte nur wenige Akzente am und im gegnerischen Strafraum setzen. Akzente wurden dagegen eher am Spielfeldrand gesetzt, als ein Kölner Zeugwart Strujic bei dessen Einwurf noch ein paar nette Worte mitgab und mit der Roten Karte des Innenraums verwiesen wurde (35.). Auch auf dem Rasen wurde in dieser Phase wenig an Nickeligkeiten gespart, Schiedsrichter Tobias Severins musste einige Male den Gelben Karton zücken. Gespielt wurde aber auch noch, Florian Heister fand mit einer Flanke kurz vor der Pause Heinz, der seinen Kopfball aber drüber setzte (45.+2).
Für den zweiten Durchgang warf Backhaus dann Verletzungssorgenkind Anas Bakhat auf die Platte, der Ballkünstler kam zu seinem ersten Einsatz seit einem Monat. Gleichzeitig wurde auf 3-5-2 umgestellt, um im Mittelfeldzentrum die personelle Überzahl der Fortuna auszugleichen. Bakhats Ideen belebten das Offensivspiel der Alemannia spürbar und führten nach nur sieben Minuten im zweiten Abschnitt auch zum Torerfolg: Nach einem Doppelpass mit Kilian Pagliuca tauchte der Zehner allein vor Kölns Keeper André Weis auf und hielt drauf – der Abpraller des Torwarts landete bei Heinz, der cool blieb und den Abstauber in die Maschen drosch (52.). „Mir ging in diesem Moment eigentlich gar nichts durch den Kopf, beim Jubel hatte ich einfach nur Gänsehaut“, erzählte der Freistoßspezialist später.
Der Tabellendritte steckte jedoch keineswegs auf und zeigte wenige Zeigerumdrehungen später einmal mehr seine spielerische Klasse. Stanilewicz bediente Budimbu im Zentrum, dieser ließ durch für Justin Steinkötter, nach dessen Abspiel die Kugel beim völlig freien Ernst landete – um Zentimeter verfehlte der Rechtsverteidiger den Ausgleich (56.). In Minute 64 dann die Hiobsbotschaft, Bakhat musste nach nur 20 Minuten angeschlagen wieder vom Feld. „Eine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte Backhaus, der den Kreativspieler vor dem Saisonendspurt schonen wollte.
Der Gegner wurde nach diesem kleinen Dämpfer für das Alemannia-Spiel wieder stärker und kam kurz nach einem couragierten Distanzschuss von Pagliuca (70.) zu neuerlichen Möglichkeiten, den Ausgleich herbeizuführen. Erst spielten Kevin Rodrigues-Pires und Batarilo eine Ecke kurz aus, Batarilos Versuch aufs kurze Eck konnte Johnen trotz unangenehmem Aufsetzer parieren (73.). Dann landete ein abgefälschter Ball des Kölner Offensiv-Antreibers beim eingewechselten Kevin Holzweiler, aber auch der fand aus guter Position in Johnen seinen Meister (80.).
Letzen Endes fiel der Fortuna auf den letzten Metern jedoch zu wenig ein, um noch einmal zwingend zu werden, die Alemannia kämpfte den Sieg einmal mehr über die Zeit. Backhaus hielt fest: „Wo wir keine Luft mehr nach oben haben, ist in Sachen Mentalität. Deshalb haben wir das Spiel gewonnen.“ In der Tabelle hat die Tivoli-Elf die Fortuna nun auf zwölf Zähler distanziert und sich zudem ein Elf-Punkte-Polster auf den neuen Zweiten, den Wuppertaler SV, erspielt.