Regionalliga West - Saison 2023/2024 - 34. Spieltag - Samstag 18.05.2024  - 14:00 Uhr
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Meisterschale? Aber bitte mit drei Punkten!

Alemannia will die Saison mit einem Sieg abschließen

Eine Leistungssteigerung muss her, das ist klar: Am Samstag geht es um 14 Uhr in das vorerst letzte Heimspiel in der Regionalliga West. Gegner auf dem Tivoli ist die nominell schon abgestiegene SSVg Velbert.

Von einer „konfrontativen Woche inmitten der Schulterklopfer-Zeit“ spricht Alemannia-Trainer Heiner Backhaus, wenn er auf die letzten Trainingstage seit der 1:4-Pleite beim 1. FC Düren blickt. Diese Intensität war auch nötig, denn die Leistung in der Westkampfbahn bezeichnet der Coach auch noch mit etwas Abstand unumwunden als „grottenschlecht, gerade in der zweiten Halbzeit“. Den Schwarz-Gelben war dort, obwohl in Überzahl, mit Ball zu wenig eingefallen, um den Rückstand noch einmal wettzumachen. „Es liegt auf der Hand, dass ich jetzt eine Reaktion erwarte. Mit Blick auf die Trainingsintensität sehen die Vorzeichen dafür vielversprechend aus“, gibt Backhaus einen Einblick in die getane Arbeit der ablaufenden Woche.

Der vorerst letzte Gegner, auf den die Alemannia in der Regionalliga West trifft, bevor es in der kommenden Saison in der 3. Liga weitergeht, ist die SSVg Velbert. Die Bergischen sind vor dem 34. und finalen Spieltag Drittletzter und sportlich bereits abgestiegen. Jedoch gibt es eine kleine Resthoffnung: Schafft das seit fünf Spielen ungeschlagene Team noch den Sprung auf Platz 15, wäre es doch gerettet, sofern ein aktueller Regionalligist aus irgendwelchen Gründen die Lizenz nicht erhält oder es keinen Aufsteiger aus der Oberliga Niederrhein gibt. Die Chancen dafür stehen allerdings eher schlecht. „Trotzdem ist das eine sehr gute Mannschaft, die zuletzt in starker Form war“, warnt Backhaus vor den Velbertern, die aktuell von einem Interims-Trainergespann um Jugendleiter Andre Adomat trainiert werden.

Für den Gast geht es am Samstag also um absolut alles, um sich noch eine kleine Perspektive zu erspielen – für die Alemannia geht es darum, den Empfang der Meisterschale mit einem Sieg zu garnieren und die Konzentration mit Blick auf das Pokalfinale gegen Bonn am nächsten Wochenende hochzuhalten. In beiden Spielen im Kader wird aller Voraussicht nach Sascha Marquet stehen. Das ist deswegen besonders, weil der Offensivmann in dieser Saison noch keine einzige Minute für die Alemannia auf dem Platz stand. Sein letztes Spiel bestritt er am 6. Mai 2023 für seinen alten Verein Fortuna Köln. Seitdem hatte er mit Achillessehnenproblemen zu kämpfen und wurde in dieser Verletzung immer wieder zurückgeworfen.

„Ich habe definitiv einige Haare während dieses Jahres verloren“, nimmt der 34-Jährige seine Situation mit Humor. Beim Beobachten der Geschehnisse der letzten Wochen und Monate kamen in Marquet, der bereits zwischen 2011 und 2014 am Tivoli spielte, viele Erinnerungen hoch. „Natürlich wollte man da dabei sein. Aber für mich steht meine Gesundheit an erster Stelle. Dass es genau jetzt am Ende der Saison wieder reicht, ist sehr erfreulich. Ich habe sehr viel über meinen Körper gelernt und mir antrainiert, mit Rückschlägen umzugehen“, berichtet der Torjäger, dessen genaue Einsatzzeit „ich noch einmal mit ihm besprechen werde“, wie Backhaus lächelnd bekanntgibt. Darüber hinaus wird Marcel Johnen wieder zurück ins Tor rotieren, des Weiteren sind einige zusätzliche Startelfänderungen wahrscheinlich.

Ändern wird sich eines sicher nicht: Die herausragende Atmosphäre auf dem Tivoli. Bislang sind für das letzte Saisonspiel 26.900 Tickets verkauft, etwa 28.000 werden schlussendlich erwartet. Für alle Nicht-Anwesenden schaffen der Alemannia-Liveticker, der Audiostream von 100,5 – DAS HITRADIO und der Videostream von SPORTTOTAL Abhilfe. Die Bilanz gegen die SSVg Velbert aus fünf Duellen ist derweil ausgeglichen: Zweimal gewann jedes Team, einmal gab es ein Unentschieden.

Das sechste Aufeinandertreffen wird geleitet von Lars Aarts aus Goch. Ihm stehen Tim Flores und Sven Heinrichs zur Seite.

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Johnen – Winter (60. Heister), Hanraths (75. Uzelac), Rumpf, Strujic (75. Afamefuna) – Baum (60. Müller) – Schwermann, Scepanik – Heinz, Töpken, Bapoh (67. Marquet) / Trainer: Heiner Backhaus

SSVg Velbert 02: Lenz – Schiebener, Duschke, Gabriel, Herzenbruch – Machtemes, Hemcke (65. Remmo) – Diallo Diallo (65. Erwig-Drüppel), Mehlich (65. Abdel Hamid), Kaya – Buzolli (59. Hilger) / Trainer: Dietrich Claus

Tore

1:0 Töpken (3.), 2:0 Töpken (58.)

Verwarnungen

  Buzolli (30.),   (35.),   Kaya (45.),   Hanraths (45.),   Müller (45.),   Strujic (66.),   Abdel Hamid (74.)

Ecken

5 / 1

Schiedsrichter:

Lars Aarts (Goch) – Tim Flores, Sven Heinrichs

Zuschauer:

27.900 (davon ca. 150 aus Velbert)

Wetter:

18 Grad, teilweise bewölkt

Besondere Vorkommnisse:

Gelbe Karte für Co-Trainer Adomat (35.)

Marquet-Comeback veredelt Abschlusssieg gegen Velbert

Doppelpacker Töpken sichert 2:0-Erfolg im letzten Ligaspiel

Für die vergangene Woche rehabilitiert und die Meister-Saison mit einem Sieg abgeschlossen: Die Alemannia gewann am Samstag durch zwei Tore von Thilo Töpken (3./58.) mit 2:0 (1:0) gegen die SSVg Velbert. Das Duell des 34. Spieltags sahen 27.900 Fans auf dem Tivoli.

Sascha Marquet kannte während dieses ganzen letzten Spieltages der Regionalliga-West-Saison 2023/24 nur ein einziges Gefühl: Gänsehaut. „Die werde ich heute nicht so schnell wieder los“, war er sich nach Abpfiff sicher. Für knapp 25 Minuten durfte der Stürmer, der die gesamte Spielzeit mit Achillessehnenproblemen ausgefallen war, ausgerechnet im finalen Ligaspiel ran und konnte durch den 2:0-Sieg gegen Velbert auch erstmals als Spieler mit seinem Teamkollegen auf dem Platz und nicht auf der Tribüne feiern. „Nach dieser auf gut Deutsch gesagt Scheiß-Zeit ist dieses Gefühl kaum zu beschreiben“, rang der 34-Jährige um Worte.

Ähnlich schwer beschreiben ließ sich wieder einmal die Atmosphäre, die die knapp 28.000 Zuschauer für den vorerst letzten Auftritt der Schwarz-Gelben in der 4. Liga kreierten: Eine sich über das halbe Stadion erstreckende Choreografie anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Ultra-Gruppe „Yellow Connection“ machte den Anfang, es folgte über die anschließenden 90 Minuten wieder einmal bundesligareifer Support. Und dieser schien die elf Alemannen – Keeper Marcel Johnen und Freddy Baum waren neu in der Startelf – auf dem Platz zu Beginn der Partie direkt einmal zu beflügeln: Nach bereits drei Minuten schickte Sasa Strujic auf der linken Seite Uli Bapoh auf die Reise. Dieser bediente Töpken mustergültig im Strafraum, sodass es für den Mittelstürmer keine große Sache mehr war, Velbert-Keeper Marcel Lenz zu überwinden – 1:0. Ein wichtiges, frühes Signal nach der empfindlichen 1:4-Niederlage in Düren. „Wir wollten zeigen, dass wir uns hier zu Hause nicht die Butter vom Brot nehmen lassen“, zahlte der später eingewechselte Bastian Müller drei Euro ins Phrasenschwein.

Doch auch der Gast aus dem Bergischen Land, der mit einem Sieg auf dem Tivoli noch minimale Resthoffnungen auf den Klassenerhalt wahren wollte, meldete sich im Spiel an. Schon vor dem Aachener Führungstreffer feuerte Yasin Kaya einen ersten Schuss auf das Johnen-Gehäuse ab (2.), später musste Baum im letzten Moment per Grätsche den nächsten Versuch des Velberter Offensivmannes entschärfen (8.). Den Ton auf dem Platz gaben aber die Hausherren an, die durch Nils Winter auf Bapoh-Vorlage (19.) und Bapoh selbst nach toller Einzelaktion (21.) höher hätten stellen können. Die Elf von Trainer Heiner Backhaus hatte sich die Kritik nach der Pleite in der Westkampfbahn zu Herzen genommen und präsentierte sich wieder mit ihrer gewohnten Galligkeit in den Zweikämpfen.

Velberts Kaya fliegt mit Rot

Die wenigen Gelegenheiten, die sich ihnen ergaben, spielten die von Andre Adomat trainierten Gäste dann zu nachlässig aus: Felix Herzenbruch bediente Manuel Schiebener im Strafraum, der zu zentral auf Johnen zielte (28.). Auf der anderen Seite ein Diagonalschlag von Lukas Scepanik auf 20-Tore-Mann Anton Heinz, in dessen Schuss sich aber Tristan Duschke entscheidend hineinwarf (39.). Es folgte eine hässliche Szene an der Grundlinie direkt vor der Werner-Fuchs-Tribüne: Kaya riss Strujic nach einem Zweikampf per Griff an den Hals zu Boden und ließ sich anschließend zu einem Wortgefecht mit den Auswechselspielern der Alemannia hinreißen. Das Ergebnis: Schiedsrichter Lars Aarts zog glatt Rot (45.). Zum Abschluss der ersten Halbzeit vergab Töpken das 2:0, nachdem er frei vor Lenz an selbigem scheiterte (45.+2).

Der zweite Durchgang zwischen elf Aachenern und zehn Velbertern gestaltete sich – zumindest sportlich – etwas höhepunktarmer. Heinz verpasste sein Tor Nummer 21, als er mit seinem Schuss nach einer kurzen Ecke die Latte streifte (55.). Den Status als Torschützenkönig dieser Saison kann ihm dennoch niemand mehr streitig machen – Glückwunsch! Der Treffer zum 2:0 war dann ein kleines Déjà-vu des ersten Tores: Diesmal war es Strujic, der den Ball auf der linken Seite bekam, kurz zögerte und dann Töpken völlig freistehend in der Mitte stark in Szene setzte. Letzterer musste wieder nur noch einschieben (58.). Es folgte der Moment, in dem sich das Stadion von den Sitzen erhob: Marquet wurde nach 67 Minuten für Bapoh eingewechselt und feierte sein Comeback nach über einjähriger Leidenszeit. Auf dem Platz wurde er dann immer wieder von den Kollegen in Szene gesetzt, ein eigenes Tor hätte diesen Tag wohl vergoldet. „Perfekt war es dennoch“, lachte der Stürmer.

Die letzte nennenswerte Aktion kurz vor Schluss war wieder auf Töpken zurückzuführen, der den freistehenden Heinz mit einer Sahneflanke bediente – Lenz hielt erneut stark gegen den Angreifer der Schwarz-Gelben (89.). Am Ende stand die Zwei auf der einen und die Null auf der anderen Seite, Velbert muss damit endgültig zurück in die Oberliga Niederrhein. Und kurz nachdem Alemannia-Kapitän Mika Hanraths und Müller nach der Partie gemeinsam die heiß ersehnte Meisterschale in die Höhe reckten, war Trainer Backhaus plötzlich verschwunden. Wo er abgeblieben war? „Ich bin zu unseren Fans auf die Tribüne gegangen. Weil am Ende machen wir das alles für sie. Was hier jede Woche für Emotionen im Spiel waren, das ist unbeschreiblich“, fand der Meistercoach die wohl treffendsten Schlussworte für dieses Fußballfest.

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