Rheingauliga - Saison 1921/1922 - 14. Spieltag - Sonntag 08.01.1922  - 14:15 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, E.? Laumen – Hager, Walchenbach, Altenkamp – Junggeburth, F.? Fincke, F. Schmitz, Pelzer, Schumacher

Kölner BC 1901: Wynperle – Dahmen, Bolg – Kriescher, Bergmann, Flink – Lang, Schulze, Binder, Behr, Sanner

Tore

1:0 Fincke (33.), 1:1 Behr (62.), 1:2 Behr (67.)

Schiedsrichter:

Klomp (Kleve)

Zuschauer:

"etliche Tausend" (auf dem Sportplatz Tivoli)

8.1.1922: Alemannia Aachen - Kölner BC 1901 1:2

Alemannia musste leider wieder mit Ersatz antreten, zeigte aber in der ersten Halbzeit ein solch eifriges und ausgeglichenes Spiel, dass Köln sehr stark in Bedrängnis geriert und sich der Angriffe mit Aufgebot aller Kraft erwehren musste. Hätte unsere Mannschaft in allen Spielen einen solchen Eifer und ein derartig uneigennütziges Verstehen gezeigt, so wäre uns mancher Minuspunkt erspart geblieben. Kölns Towächter hielt verschiedene scharfe Schüsse mit Mühe und auch mit Glück, musste es sich aber gefallen lassen, dass eine Flanke Schumachers von Fincke unhaltbar eingesandt wurde. Bereits vorher hatte Schumacher verschiedene Bälle über und neben das Tor geschossen, die er besser dem Innensturm vorgelegt hätte. Nach Halbzeit drehte sich das Bild. Strömender Regen hatte den schneebedeckten Boden völlig vereist. Alemannia spielte bergan und gegen den Sturm. Zeitweilig kam der Ball nicht mehr bis zu den Stürmern vor. Köln nutzte eine kurze Schwächezeit Aachens geschickt aus und zog durch den Linksinnen gleich. Drei Minuten später war bereits das siegbringende Tor erzielt. Mit dem Mute der Verzweiflung raffte sich nun aber der Alemannensturm auf, um aufzuholen. Vergebens war die Liebesmüh. Köln verteidigte seinen Vorsprung energisch, zeitweise sogar etwas hart. Auf und ab wogte der Angriff und gab beiden Hütern Gelegenheit, ihre Kunst zu zeigen, tatkräftig unterstützt von den Verteidigern und den gleichwertigen Läuferreihen. Der Schlusspfiff ertönte, und Alemannia hatte unverdient verloren. Wäre Fortuna Aachen etwas hold gewesen, hätte das Resultat unbedingt unentschieden, wenn nicht noch günstiger gelautet. Köln wird froh sein, dieses Spiel auf dem Rücken und die Punkte in der Tasche zu haben; haben die Alemannen ihm das Leben doch reichlich schwer gemacht.

Um nicht stets die gleichen Lehren verzapfen zu müssen, lasse ich die Kritik eines Nichtmitgliedes, die mir freundlichst zur Verfügung gestellt wurde, folgen, damit die Spieler einmal sehen, wie ihre Leistungen von Vereinsfremden gewertet werden.

Dieser Fussballanhänger schreibt:

"Als ich Sonntag zum Alemanniaplatze hinauswanderte, bildete ich mir ein, dass ich dies nur deshalb tue, um einmal die Kunst der Kölner zu sehen, und mich dadurch für die Enttäuschungen, die mit die 'Spielerfolge' der Alemannen in der letzten Zeit bereitet hatten, zu entschädigen. Aber diese meine eingebildete Ansicht war nur ein Vorwand, mit dem ich mich selbst belog. Ich wollte das Spiel sehen, ... nun, eingestehen wollte ich es mir selbst nicht, ... weil ich doch wohl im stillen hoffte, dass Alemannia sich nicht so ohne weiteres dem Spitzenreiter ergeben würde.

Die beiden Mannschaften betreten den Platz. Ich hatte einmal gehört, dass Alemannia einen neuen Rechtsaussen eingestellt hatte. Ich suchte vergebens nach ihm. Auch vermisste ich Korffmacher. Also wieder einmal mit Ersatz. Kann Alemannia denn nicht einmal für das schwerste Spiel eine vollständige Mannschaft herausbringen?

Der eingestellte Ersatz war recht annehmbar, wenn er Technik und taktisches Verständnis auch mehr durch Eifer ersetzte. Schumacher liess es als Aussen diesmal sehr an taktischem Gefühl fehlen. Er verliebte sich mit seinen Torschüssen so sehr in die Aufgaben eines Mittelstürmers, dass er von der Erfüllung seiner eigentlichen Pflicht, dem Innensturm die Bälle schussgerecht vorzulegen, gänzlich absag und bis auf wenige Male das Flanken völlig vergass. Der Dreh- und Angelpunkt des Sturmes war heute Fincke, der wohl der beste Mann auf dem Platze war. Seine Taktik hielt diesmal seinem hervorragenden technischen Können völlig die Wage. Ein weniger langes Halten des Balles und ein noch rechtzeitigeres Abgeben würden einem flüssigen Zusammenspiel nicht schaden. Dass der Rieseneifer von Schmitz bei dem schlüpfrigen Boden und seinem Schwergewicht nicht zur Geltung kam, war für den Spielverlauf, der sonst ein wesentlich anderes Bild gezeigt hätte, recht bedauerlich. Pelzer scheint als Linksinnen den Posten gefunden zu haben, der der Entfaltung seiner Fähigkeiten am meisten dienlich ist. Auch er darf sich die Bemerkung über Halten und Abgeben des Balles einprägen. Die Läuferreihe machte der Mannschaft alle Ehre. Ich erinnere mich nicht, von Altenkamp in seiner "besten" Zeit glänzendere Vorlagen gesehen zu haben als gegen Köln. Warum also immer von 'Landsturmkanonen' sprechen! Walchenbach fiel weder nach der schlechteren noch nach der besseren Seite auf, was bei einer so guten Gesamtleistung der Mannschaft des Lobes genug ist. Hager zeigte, dass das Einfühlen in die taktischen Notwendigkeiten durch ein wühlendes Zerstörungsspiel nicht unbedingt unterbunden werden muss. Zumal gegen Schluss des Spieles bewies er, dass er sich langsam darauf besinnt, dass der Sturm nur gute Vorlagen und keine himmelhochjauchzend gebolzten Bälle verwerten kann. Hoffentlich ist diese Götterdämmerung von Bestand. Schaps war vollständig bei der Sache. Wie ich diesen rührigen, stets kampfbereiten Angriffsverteidiger gegen Binder, Schultz und Genossen wieder bei der Arbeit sah, verschwanden vor meinen Augen auch die letzten Schleier eines Bildes, das einst den Ball mit einem Rechtsaussen spielen sah. Laumen hatte seine Pflaumendüte zu Hause gelassen. Ich war ihm darob nicht böse. Seine Leistungen wurden durch diese Vergesslichkeit nicht im geringsten getrübt. Er scheint sich wieder auf sein altes Können zu besinnen. Hennes machte seiner vielgerühmten Schwimmkunst alle Ehre. Das ist wenigstens ein Torhüter, der noch lachen kann, wenn auch schon die Sintflut über ihn herein bricht, und er unentgeldlich Gelegenheit zu Moorbädern findet. Dass sein Gegenüber besser sein soll, muss erst noch bewiesen werden. Der Ruf der 'ausländischen Marke' tut es allein auch nicht. Ein schussfreudiger Sturm könnte auch diesem Herrn mal 'mores' beibringen. Der Aachener Linienrichter schien sich in seiner Rolle nicht zu gefallen. Das dürfte bei einem so alten Spieler wirklich nicht vorkommen, wenn er auch mal nicht mit dem Pfeiferkönig einig geht."

Soweit der Fremdling. – Ich hoffe nun nicht, dass die für dieses Spiel wirklich verdienten Lobgesänge einzelnen in den Kopf steigen. Hätte die Mannschaft sich in früheren Spielen solcher Hymnen würdig erwiesen, so stünde K.B.C., trotz seiner gerühmten Kanonen, nicht so hoch über Alemannia in der Tabelle.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 2; Februar 1922)

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