Kölner BC 1901: ? – Dahmen, Bolg – Sündgen, Niessen, Groß ? – ?, Lang, Schultz, Behr, ?
Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, E.? Laumen – Hager, Walchenbach, F. Esser – Dürr, F.? Fincke, Sauerbier, F. Schmitz, Schumacher
1:0 Neesen, 1:1 Sauerbier, 2:1 Neesen, 3:1 Schultz, 4:1 Schultz, 5:1
Themanns (M'gladbach)
"mehrere Tausend" (im Klettenberger Park)
In aller Frühe, morgens um 6 1/2 Uhr schon, sammelten sich nach und nach die Kämpen, die dem Spitzenreiter in Köln entgegentreten sollten. Von Mund zu Mund ging's: Altenkamp hat abgesagt, weil...?, Korffmacher hat sogar schon Samstags nachmittags abgesagt, weil...?, Wesche kommt nicht, da ihm durch ein Missverständnis kein Fahrrad für den Weg Brand–Aachen H.B. zur Verfügung gestellt werden konnte. Dies lasse ich gelten, aber die beiden anderen? Wenn das am grünen Holze geschieht,...! Wenn nicht zuletzt noch F. Esser erschienen wäre, um als Schlachtenbummler mitzugondeln, wäre Alemannia zum schwersten Spiele mit 10 Mann angetreten, zumal der aufgestellte Ersatzmann sich an der Mosel am Mosel gütlich tat. Esser saust also nach Hause und kommt mit dem Bummelzuge nach.
Es entwickelt sich anfangs ein etwas aufgeregtes Spiel, das aber von beiden Parteien offen gehalten wird. Nach 4 Minuten fängt Schaps mit beiden Händen einen Ball, den der K. Linksaussen von ausserhalb des Spielfeldes zur Mitte gegeben hatte. Elfmeter: genau plaziert, hängt. 4 Minuten später gleicht Sauerbier in schöner Weise aus. Das Spiel ist weiterhin offen, Alemannia sogar ein Geringes überlegen. Wenig vor Halbzeit ein weiterer Elfmeter. Walchenbach steht auf der 16 m Linie, ein Gegner vor ihm, und zwischen beiden der Ball, den beide mit der Brust festhalten. Dabei rutscht der Ball zur Seite und berührt Walchenbachs Arm. Eine mir unverständliche Auslegung der Regeln.
Kurz nach Halbzeit erzielt Köln durch einen Fehler Laumens das entscheidende Tor. Nun ging in der Mannschaft jeder Zusammenhang verloren. Esser baute ab. Die Verteidigung wurde hierdurch immer stärker belastet und auch immer unsicherer. In der Stürmerlinie wurde nichts mehr geleistet. 2 weitere Tore: unser Schicksal war besiegelt. Nur Walchenbach und Hager wühlten nach Kräften. Letztgenannter vergass nur zu sehr, dass es seine Pflicht ist, den Aussen zu decken. Fincke spielte nach der langen Pause ganz annehmbar, entschliesst sich nur stets etwas zu spät, den Ball abzugeben. Bei energischen und schnellen Verteidigern wird er auf diese Art nie Erfolg erzielen. Schmitz war sehr aufgeregt, so dass ihm nur wenig gelang. Dürrs Leistungen waren genügend. Geradezu lächerlich wirkt jedoch sein Kopfspiel. Mit dem Kopf gegen den Ball laufen, und nicht stets unter den Ball, mein lieber Dürr! Sauerbier war diesmal sehr eifrig, sein Abgeben nur zu ungenau. Schumacher gefiel. Technik und Kopfspiel gut, Ueberlegung in jeder Lage, nur noch etwas mehr Schnelligkeit und Ausdauer. Ich rate überhaupt sämtlichen Spielern an, jeden Abend 1–2 km zu laufen, der Erfolg dieser Übung wird sich schnell bemerkbar machen. In der zweiten Halbzeit fehlt es stets allen Spielern an der unbedingt notwendigen Ausdauer. Weiterhin dürfte es auch verfehlt sein, wenn die Spieler, zumal die jüngeren, Samstags abends vor einem Meisterschaftsspiel bis in die Nacht hinein zechen, karten oder sonstigen Abenteuern nachgehen. Das sportliche Ehrgefühl scheint manchem Spieler noch stark abzugehen, sonst würde Alemannia nicht jetzt, zum ersten Male seit Bestehen, nach 7 Spielen den Schwanz der Tabelle zieren. Hoffentlich besinnen sich alle noch darauf, was für den Verein auf dem Spiele steht, und stellen für die kommenden Spiele private Interessen hinter Vereinsinteressen zurück.
(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 12; Dezember 1921)
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