Rheingauliga - Saison 1921/1922 - 3. Spieltag - Sonntag 18.09.1921
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Spieldaten

Aufstellung

SC / 1894 M.Gladbach: Ungricht – Besancon, Schopen – Velling, Kamper, Buchen – Bohnen, Hilgers, Hönigs, Bongartz, Harren

Alemannia Aachen: Hennes – Walchenbach, E.? Laumen – Hager, Altenkamp, A. Goblet – Dürr, F.? Fincke, F. Schmitz, Korffmacher

Tore

1:0 Bongartz (64.), 1:1 Dürr (82.)

Schiedsrichter:

Bauwens (Köln) ?

Zuschauer:

"Massenbesuch"

18.9.1921: SC München-Gladbach - Alemannia Aachen 1:1

Leider konnte Schaps zu diesem wichtigen Spiel nicht mitfahren, so dass diesmal [...] unsere Farben zu vertreten hatten.

Sportklub findet sich schneller und hat in den ersten 10 Minuten mehr vom Spiel. Hennes sowie Walchenbach und Laumen halten jedoch reine Bahn. Durch weite Schläge, meistens bis über die Mittellinie, wirft ersterer die ungestümen Gladbacher-Angriffe zurück und gibt unseren Stürmern Gelegenheit vorzugehen. Doch nur langsam kommen die Unseren in Schwung. Einmal ist es der ausgezeichnete Mittelläufer, und dann die beiden äusserst sicheren Verteidiger Gladbachs, die alle Versuche, nach vorne zu kommen, unterbinden und im Keime ersticken. Fincke fällt oft. Trotz der tadellosen Grasnarbe ist der Boden zu weich und bietet beim plötzlichen Wenden nicht genug Halt. Altenkamp müht sich mit seinem Gegenüber ab, er behält den Ball, schiebt zu Schmitz und dieser zu Korffmacher, der blitzschnell knapp drüber haut. Das war schon etwas. Angespornt und weit ruhiger, sind nunmehr die Unseren gleichwertig. Goblet kann nicht anders; in seinem Lampenfieber macht er Böcke. Doch ist das nicht so schlimm wie das Versagen Finckes. Bereits nach den ersten 20 Minuten ist dieser müde. Kein Schuss kommt aufs Tor, trotzdem die 16m Linie längst überschritten ist. Tatsächlich haben wir nun bis zur Pause mehr vom Spiel und 50 Prozent von früher hätten genügt, um erfolgreich zu sein. Pause 0:0. Mein aufrichtiger Stosseufzer zum Himmel war: "Lieber Herr lass es so zu Ende sein". Ich verschwinde dann unter Menschen und stelle mich wieder hinter das Gladbacher Tor auf. Unterwegs höre ich: "Ein Tor hatten die Oecher doch verdient". Dann: "Hennes muss wieder ins Westdeutsche Tor". Dann eine Wehklage. "Alemannia hat schon 3 Spiele und nur 1 Punkt, das geht aber nicht" usw.

Nach Wiederbeginn drängt wiederum Gladbach, den leichten Wind im Rücken. Hennes arbeitet wie nie zuvor. In alter Manier hebt er die hohen Bälle über die Latte und fischt die niedrigen durch weites Hinschmeissen aus dem Gewühle heraus. Der Mittelstürmer köpft aus 3m Entfernung eine schussartige Flanke direkt aufs Tor. Doch jetzt auch noch nicht. Wimmar ist dam und in weitem Bogen ist die Gefahr überwunden. Kurz darauf landet ein mageres Bällchen endlich im Kasten.

Jubel und Händedrücken.

Sollen wir denn wirklich erdrückt werden? Es sind noch 30 Minuten. Allerdings nach dem bisher Gezeigten konnte auch der grösste Optimist nicht mehr an einen Erfolg unsererseits glauben. Zum Überfluss unterbindet der gute Schiedsrichter Klomp Klemens Baurmann eine gute Gelegenheit durch unrichtigen Abseitspfiff. Entgegengesetzt aller Erwartungen ist jetzt das Spiel ausgeglichen. Unermüdlich greift Schmitz in Verbindung mit Korffmacher an und holt sich oft selbst hinten die Bälle. Dürr steht immer gut. Er kämpft mit seinem Läufer, überwindet den guten Verteidiger Schoopen und dreht mit Aufbietung aller Kräfte den Ball an dem zu früh herausgelaufenen Torwächter und dem zweiten verdutzten Verteidiger vorbei ins leere Tor. Noch 10 Minuten. Motorgeknatter der bereits abfahrenden Schlachtenbummler kündet laut hörbar den nahen Spielschluss an. Gladbach wird nicht mehr gefährlich, dagegen werden unsererseits noch einige Angriffe eingeleitet, die aber auch zu nichts führen.

Hennes hat durch seine heutige Arbeit bewiesen, was Wille und Tatkraft zu leisten vermag. Auch in der grössten Not gab er sein Letztes her. Sein Beispiel war überwältigend. Lauter Beifall und Anerkennung belohnte seine Unermüdlichkeit und die Sachlichkeit, mit der er einzelne Bravourleistungen vollbrachte. Walchenbach und Laumen verdienen auch beide, besonders erwähnt zu werden. Selten liessen sie die Gegner zum Schusse kommen und hielten bis zur letzten Minute aus. Im Verein mit Hager leisteten sie übergrosse Arbeit. Altenkamp brachte, wenn er den Ball hatte, diesen meistens gut an. Doch ist er bedeutend dankbarer auf seinem bisherigen Läuferposten. Goblet ist vorläufig zu schwach. Er hat aber die Zukunft für sich. Mit Ausnahme von Fincke, der in der letzten Zeit sich immer mehr die Sympathien auch seiner Getreuesten verscherzt, waren die übrigen Stürmer eifrig, ohne allerdings den richtigen Zusammenhang zu zeigen.

Gladbach stellte eine ausgeglichene Mannschaft ins Feld, aus der der Mittelläufer und die beiden Verteidiger hervorragten. So leicht wird diese Mannschaft in Zukunft nicht zu schlagen sein.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 11; November 1921)

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