Alemannia Aachen: Riechert – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf, K. Baurmann – Geilenkirchen, T. Boeven, J. Wesché, Rex, Essers
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Die Fahrt unserer ersten Mannschaft nach Luxemburg wäre eines eingehenderen u. besseren Berichtes würdig als ich ihn jetzt, fern ab vom Schuss und im letzten Augenblick vor Redaktionsschluss liefern kann; es war ein getreues Abbild im Kleinen unserer grossen Festreisen. Schon Samstag Mittag fand sich die Mannschaft, in der Laumen, Wollgarten und Wolff fehlten, zur fröhlichen Fahrt durch die Eifel, reichlich mit Munition und frischem Humor versehen, am Hauptbahnhof ein. Ein, von unseren beiden Spielführern zusammengestelltes Programm, das ausser den üblichen Zahlen eine Beschreibung Luxemburgs und einige hübsche Lieder enthielt, gab uns die Richtlinie unserer Reise an. Ebenso glücklich war die Mannschaft zusammengestellt; sie harmonierte wieder einmal ausgezeichnet. Die Fahrt in St. Vith und Ulflingen angenehm unterbrochen, verlief in so froher Stimmung, dass die Stunden wie im Fluge vergingen und uns die späte Ankunftszeit, 8 1/2 Uhr, garnicht aunangenehm auffiel. In Luxemburg erwartete uns Riechert, der von Köln kommend früher eingetroffen war und schon Quartier gemacht hatte. – Von den Herren des Sportingclubs freundlich empfangen, verbrachten wir in angenehmer Gesellschaft einige angeregte Stunden, wobei gelegentlich nicht schlecht Komment geritten wurde. Dass unsere kräftigen fröhlichen Kneipenlieder wieder nicht den Eindruck verfehlten, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. – Nachher erlebten die so oft mit grossem Erfolg aufgeführten Hotelszenen eine neue originelle Auflage. – Der Spaziergang durch Luxemburg am andern Morgen zwang unserer gewiss ziemlich verwöhnten reiselustigen Elf staunende Bewunderung ab und bereicherte unsere Phantasie mit malerisch reizenden Bildern. – Nach vorsichtig eingenommenem Mittagsmahl gings zu dem schön gelegenen, flachen, allerdings noch etwas holperigen Spielplatz, der durch unser Spiel eingeweiht werden sollte. Trotzdem das Spiel erst vor wenigen Jahren in Luxemburg eingeführt worden ist, kann man über mangelndes Interesse von Seiten des Publikums nicht klagen; etwa 1200 Zuschauer verfolgten das Spiel mit Spannung aber ohne besonders merkbare äussere Anteilnahme. Auf unserer Seite traten an: [...]
Schon nach wenigen Minuten merkte man, dass die gegnerische Mannschaft, obschon flink und mit Aufopferung spielend, uns technisch durchaus nicht gewachsen war. Von uns gab sich jeder Mühe, ein fein durchdachtes Zusammenspiel zustande zu bringen, was auch bis kurz vor dem gegnerischen Tore immer gelang. Dann aber blieb der tatsächliche Erfolg meist aus, da man sich über den Schuss nicht einigen konnte, und der Torwart sich hohen Bällen gegenüber durchaus ablehnend verhielt. Nach und nach läpperten sich bis zur Pause doch noch 4 Tore zusammen. Nachher beeinflussten die steigende Hitze, die etwas ausgedehnte Pause und das vorläufige Fehlen J. Wesches unser Spiel nach der schlechten Seite hin, und Luxemburg kam etwas mehr auf. Doch gaben wir nie das Heft aus der Hand, und brachten schliesslich in gutem Zusammenspiel das Ergebnis auf die annehmbare Höhe von 8:0. Dass in unserer Mannschaft niemand versagte, und auch Geilenkirchen trotz mangelnder Übung ein durchaus befriedigendes Spiel bot, darf selbst bei dem leichten Gegner, bei dem nur die Verteidigung Annehmbares bot, nicht unerwähnt bleiben.
Nur ungern schieden wir von dem freundlichen Städtchen und seinen liebenswürdigen Bewohnern; wir traten die Rückreise an, mit dem angenehmen Bewusstsein, dem Rufe Alemannias ein neues Gebiet erschlossen und in der Geschichte unseres Vereins ein bescheidenes aber angenehmes Erinnerungsblatt geschaffen zu haben.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 9 / 1. Mai 1910)
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