2. Bundesliga - Saison 2004/2005 - 33. Spieltag - Sonntag 15.05.2005  - 15:00 Uhr
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„Haben uns in München unter Wert verkauft“

Vor dem Auswärtsspiel in Burghausen verlangt Trainer Dieter Hecking Wiedergutmachung von seinen Spielern. „Wir haben uns gegen 1860 München eindeutig unter Wert verkauft. Der Gegner hat uns mit uns mit unseren eigenen Mitteln geschlagen“, so der Coach. „Wir hatten vor aggressiv und mit Pressing zu spielen. Nur hat München es besser umgesetzt, so wie wir es eigentlich vorhatten“, analysierte Hecking.

Die Forderung an die Mannschaft ist eindeutig: „Zunächst ist es wichtig, dass sie mit der Niederlage umgeht. Außerdem steht sie in der Pflicht eine bessere Leistung zeigen“, sagte Hecking. Der 40-Jährige ließ allerdings keine allgemeine Kritik am Auftreten seiner Mannschaft zu. „Der Wille der Mannschaft war da, ich denke das konnte man sehen“, erläuterte er. Auch wäre es falsch, eine Person für das schlechte Abschneiden bei den Bayern verantwortlich zu machen. Der Trainer spricht damit konkret Jan Schlaudraff an. Der Mittelfeld-Spieler sah bei den beiden letzten Gegentoren nicht besonders gut aus. „Natürlich hat Jan zwei Fehler gemacht, aber ich bin weit davon entfernt, ihn allein für die Niederlage verantwortlich zu machen. Insgesamt kam von allen Spielern zu wenig“, befand der Trainer. Jetzt komme es für Schlaudraff darauf an, wie er mit dieser Situation umgehen wird. „Es wird sich zeigen, ob er spielt. Wenn ja, hoffe ich auf eine Trotzreaktion. Dann hätte er den nächsten Schritt in seiner Entwicklung getan“, so der Fußball-Lehrer.

Hecking räumt seinem Schützling allerdings alle Zeit ein, denn der Mittelfeld-Spieler ist einer der Jüngsten im Team. „Auch so ein junger Spieler muss diese Erfahrungen machen, die ein Erik Meijer schon hundert Mal erlebt hat“, sagte der Coach. „Wahrscheinlich wird es für Jan das Beste sein am Sonntag wieder auf dem Acker zu stehen“, mutmaßte Hecking.

Personell wird sich im Vergleich zum letzten Spiel nicht viel ändern. Die Verletzten Stephan Straub, Thomas Hengen, Sergio Pinto und auch Willi Landgraf können am Sonntag nicht auflaufen. Mit Pinto wurde am Freitag Einigung über den Verbleib des Stürmers am Tivoli erzielt. Der bisher von Schalke 04 ausgeliehene Offensivmann bleibt für zwei weitere Jahre an der Krefelder Straße. Alexander Klitzpera wird in Burghausen vermutlich wieder von Beginn an auf dem Platz stehen. „Er wird wieder in die Mannschaft rutschen. Für uns wird es gut sein, ihn auf dem Platz dabei zu haben, denn er kann uns als Führungsspieler helfen.“ In München wurde der Defensivmann zunächst nur eingewechselt, denn nach seiner Schambein-Verletzung war er noch nicht ganz fit. Für die restliche Aufstellung will sich der Coach noch nicht festlegen.

Da die Chancen aufzusteigen fast nur noch theoretisch sind, will sich der Trainer nicht mit den anderen Spielen aufhalten. „Wir werden nicht auf die anderen Plätze blicken. Die sieben Wochen vor dem Spiel in München sind wir ganz gut damit gefahren, nur auf uns zu schauen.“ Dennoch ist noch ein kleiner Funke Hoffnung da, am letzten Spieltag doch noch das Wunder zu schaffen. „Wir wollen uns eine gute Ausgangssituation schaffen, damit wir alle am letzten Spieltag gebannt auf die Anzeigetafel schauen können. Es wird schwer werden, denn gleich drei Mannschaften müssen vor uns patzen.“ Voraussetzung für alle Rechenexempel ist aber ein Aachener Sieg in Burghausen.

Die Vermutung, dass die Spieler auf der Zielgeraden einer Saison mit unglaublich vielen Partien dafür zu ausgepowert sein könnten, sieht der Trainer nicht. „Natürlich wird der Akku im roten Bereich sein, aber erst nach unserem letzten Spiel am 23. Mai.“ Hecking hofft in den letzten beiden Begegnungen auf eine Fortsetzung der schwarz-gelben Achterbahnfahrt durch die Saison. „So etwas habe ich auch als Spieler nicht erlebt. Zu unserem ständigen Auf und Ab würde das Szenario glänzend passen, noch am letzten Spieltag um den Aufstieg zu spielen“, gestand der Coach. Und gewiss würde dieses Szenario nicht nur dem Trainer in den Kram passen.

Spieldaten

Aufstellung

SV Wacker Burghausen: Drescher, Fink, Geißler, Gospodarek, Hertl, Herzig, Kazior, Krejci, Schmidt, Wiesinger, Younga-Mouhani / Trainer: Markus Schupp

Alemannia Aachen: Fiel, Gomez, Klitzpera, Nicht, Noll, Plaßhenrich, Rolfes, Scharping, Schlaudraff, Sichone, Stehle / Trainer: Dieter Hecking

Tore

0:1 Moses Sichone (41.), 0:2 Thomas Stehle (56.), 1:2 Marek Krejci (59.), 2:2 Macchambes Younga-Mouhani (67.), 2:3 Florian Bruns (90.)

Verwarnungen

  Moses Sichone (27.),   Emil Noll (29.),   Tom Geißler (32.),   Cristian Fiel (62.),   Thomas Stehle (87.)

Ecken

7 / 4

Abseits

1 / 1

Schiedsrichter:

Seemann Marc, Borsch, Fischer Christian

Zuschauer:

4.000 (davon ca. 250 Fans aus Aachen)

Wetter:

heiter bis wolkig, 15°

„Haben uns in München unter Wert verkauft“

Denn zwei der drei Bedingungen, die an diesem Spieltag hätten eintreffen müssen, wurden am Ende nicht zur Realität. Eintracht Frankfurt gewann bei Energie Cottbus und 1860 München setzte sich in Fürth durch. Schon die Einblendungen der Frankfurter Treffer auf der Anzeigetafel ließen erahnen, dass der Traum vom Aufstieg wohl ausgeträumt war. „Natürlich sind wir jetzt enttäuscht“, erklärte Trainer Dieter Hecking, „wenngleich die Enttäuschung vergangenen Sonntag nach der Niederlage in München noch viel größer war.“ Zumindest erledigten die Schwarz-Gelben ihren Job bei Wacker Burghausen - wenn auch erst in allerletzter Sekunde. Zum ersten Mal tauchte der Name Florian Bruns im Jahr 2005 im Kader von Dieter Hecking auf. Nach seiner langen Rückenverletzung war schon das ein erster Erfolg für den ehemaligen Freiburger. Eine Viertelstunde vor Schluss brachte Dieter Hecking den Linksfuß dann für Jan Schlaudraff ins Spiel. Einige gefährliche Flanken schlug Bruns von der linken Seite, bis in Minute 92 sein großer Auftritt folgte. Wacker-Keeper Uwe Gospodarek hatte die Alemannen mit sensationellen Reflexen fast zur Verzweiflung getrieben. Bis Florian Bruns in der Nachspielzeit die Lücke zwischen den Beinen des Torwarts fand und mit der ultimativ letzten Aktion des Spiels das 3:2 erzielte. „Für Florian freut es mich besonders. Er hat sich das mit seiner großen Geduld während seiner Verletzung redlich verdient“, sagte Hecking nach dem Abpfiff. „Ein geiles Gefühl“, kommentierte Bruns selbst seinen Treffer.

Nach 56 Minuten hatte es überhaupt nicht nach einem Herzschlag-Finale ausgesehen. Da hatte Rechtsverteidiger Thomas Stehle gerade das 2:0 geköpft. Das Tor entstand ebenso nach einem Eckball wie die Führung durch Moses Sichone in der 41. Minute - einmal mehr bewiesen die Aachener ihre Stärke bei Standardsituationen. An Freund und Feind vorbei trudelte der Ball nach dem Eckball von Jens Scharping, der den am Oberschenkel verletzten Erik Meijer vertrat, zunächst vorbei. Am langen Pfosten lauerte aber Sichone, der die Kugel unter die Latte zimmerte. Im Laufe der ersten Halbzeit hatte der famos haltende Gospodarek seine Vorderleute bereits gegen Scharping, Plaßhenrich und Fiel vor dem Rückstand bewahrt. Dem stand Kristian Nicht allerdings in nichts nach. Der lange Alemannia-Keeper entschärfte die Versuche von Krejci, Wiesinger und Geißler. Nach dem 2:0 von Stehle verlor die Alemannia allerdings etwas die Linie. „Vielleicht hat die Nachricht vom 2:0 der Frankfurter die Jungs ein bisschen aus dem Tritt gebracht“, vermutete Hecking. Jedenfalls durften die Burghausener recht unbedrängt einen Angriff über die rechte Seite vortragen, den Krejci mit einem Rechtsschuss abschloss. Ein unglaublicher Reflex von Kristian Nicht nach einem Kopfball von Herzig reichte einige Minuten später nicht aus, denn der Ball prallte von der Latte vor die Füße von Younga-Mouhani, der zum Ausgleich abstaubte.

Von da an erlebten die rund 5000 Zuschauer einen offenen Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Für die Aachener rettete noch einmal der Pfosten, auf der anderen Seite raubte Gospodarek bei einem Schuss von Reghecampf aus kurzer Distanz den Gästen fast den Nerv. „Die Leistungen beider Torhüter waren überragend“, bekannte Wacker-Coach Markus Schupp. „Ich denke, wir haben heute ein hoch attraktives Zweitligaspiel gesehen“, bilanzierte Hecking den Auftritt in Bayern. Nach Auftritten bei 1860 und Burghausen komplettiert die Alemannia die bayrischen Wochen am Sonntag zum Saisonfinale gegen Greuther Fürth. Comebacker Florian Bruns hat dann sogar Chancen von Anfang an aufzulaufen. Linksverteidiger Emil Noll holte sich nämlich ebenso wie Thomas Stehle die fünfte Gelbe Karte ab. „Florian hat im Training schon linker Verteidiger gespielt. Er ist eine wahrscheinliche Alternative“, kündigte Hecking an. Auch wenn es am Sonntag nicht mehr um den Aufstieg geht, hofft der Coach auf ein Fest mit den Fans. „Wir wollen uns auf dem ausverkauften Tivoli gebührend verabschieden und auf jeden Fall als Mannschaft mit den meisten geschossenen Toren die Saison beenden.“ Diese Ankündigung und die geplanten Aktionen des Vereins machen Lust auf einen 22. Mai auf dem Tivoli - auch wenn das große Zittern um den Aufstieg in diesem Jahr ausfällt.

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