Stadtauswahl Lüttich: –
Alemannia Aachen: Hennes – Schroeder, Emunds – X. Baurmann, J. Wesché, Janser – Vogeno, Cl. Baurmann, H. Wollgarten, Altenkamp, Motz
0:1 Altenkamp, 1:1 Bougnet, 1:2 Altenkamp, 2:2, 2:3, 3:3 Emunds (Eigentor)
(auf dem Standard-Platz)
Acht Jahre trennen uns nun schon von unseren letzteren Zusammentreffen mit Standard. 6:1 in Aachen und 0:4 in Lüttich endeten die damaligen Spiele, die von der jetzigen Mannschaft nur Emunds mitgemacht hat. Damals zweitklassig hat Standard Club Liégois inzwischen seinen viel älteren Lokalrivalen, den Football-Club Liégois überflügelt und spielt seit 4 Jahren in der belgischen ersten Klasse, in der er die mittlere Spielstärme vorstellt. Es ist eigentlich merkwürdig, dass sich in dem langen Zeitraum von acht Jahren keine Gelegenheit gefunden hat, mit dem nur 2 Stunden entfernt wohnenden Gegner aneinander zu kommen. An Versuchen unsererseits hat es ja nicht gefehlt, wir haben aber drüben wenig Gegenliebe gefunden. Ich kann mir das nur damit erklären, dass man in Belgien von den rheinischen Vereinen eine sehr geringe Meinung hat oder wenigstens bis vor kurzem gehabt hat. Auch diesmal ging die Anregung zu einem neuerlichen Zusammentreffen von uns aus. So fuhren dann am 25. April [...] nach Lüttich und waren am Bahnhof nicht grade angenehm überrascht von der Neuigkeit, dass sie nicht gegen Standard sondern gegen eine Equipe Liégoise zu spielen hätten.
Mit wenig Siegeshoffnungen, dafür aber mit dem nötigen Ernst, beginnen wir auf dem guten Standard-Platz das Spiel. Unser Angriff zeigt von der ersten Minute an ein ganz vorzügliches Zusammenspielen. Ein genauer Angriff folgt dem anderen und die belgische Verteidigunghat in der ersten halben Stunde alle Mühe, Erfolg unsererseits zu verhindern. Wenn wir auch nur etwas besser geschossen hätten, so hätten wir bis dahin glatt mit wenigstens 4 Toren führen müssen. Altenkamp bricht endlich den Bann und schiesst Nr, 1. Inzwischen haben sich auch die Belgier zusammengefunden und verschaffen unserer Verteidigung durch gute Flankenangriffe Arbeit. Einen Freistoss tritt unser alter Spieler P. Bougnet, für Hennes unhaltbar, – weil er sich die Aussicht verdecken liess – in die Ecke. Nach einem weiteren Tor von Altenkamp kommt die Pause. In der zweiten Hälfte ist das Spiel ausgeglichen. Ein Prachtschuss des Lütticher Halbrechten gibt Hennes ken kans. Kurz darauf bringt uns ein Elfmeterstoss wieder die Führung, die wir bis kurz vor Schluss, wo Emunds durch ein Eigentor dem Gegner den unverdienten Ausgleich verschafft, behalten. In den letzten Minuten drängen die Belgier von den Zuschauern heftig angefeuert, aber es bleibt beim Stande 3:3. In unserer Elf lieferten die Stürmer das unstreitig beste Spiel der ganzen Saison, trotzdem die Innenstürmer die Schießstiefel zu Hause gelassen hatten. Hinter ihnen war Wesche wieder ganz hervorragend. Es wäre schade, wenn ihm in seiner jetzigen Form nicht einmal die Gelegenheit geboten würde, in einer repräsentativen Mannschaft als Mittelläufer zu spielen. Ich bin überzeugt, dass er dabei glänzend abschneiden würde. Schröder macht als Verteidiger den Fehler, zu viel Bälle mit dem Kopf zu nehmen. Die Mehrzahl davon fällt den feindlichen Stürmern oder Läufern wieder in die Füsse. Vom Gegner sind die Aussenstürmer, der Mittelläufer und der rechte Verteidiger Bougnet hervorzuheben.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 6/7; Juni/Juli 1912)
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