Konzentration auf die eigene Leistung
Die letzte Auswärtsfahrt der Saison steht an, doch für die Alemannia ist am Sonntag, 17. Mai, nicht nur das Geschehen in der Allianz Arena von Interesse. Gewinnen Mainz (in Fürth) und Nürnberg (in Rostock) ihre Auswärtsspiele, sind die Top 3 nicht mehr zu erreichen. Patzt nur einer der beiden Konkurrenten, könnten sich die Schwarz-Gelben mit einem Sieg in München einen Platz im Herzschlagfinale am 34. Spieltag sichern.
Aber Jürgen Seeberger ist kein Mann für Eventualitäten. Der Trainer strahlt im Endspurt der Liga die nötige Ruhe aus. „Wir müssen jetzt nur noch auf uns selber schauen“, gibt der Coach vor der Partie beim TSV 1860 München aus. Diese Parole gilt gleich doppelt. Denn zum einen ist die Alemannia auf Patzer der Konkurrenz an der Tabellenspitze angewiesen, zum anderen sind alle Beobachtungen des Gegners seit Mittwochnachmittag praktisch wertlos. „Die können wir in die Tonne treten“, sagt Seeberger. Nach dem Unentschieden bei Wehen Wiesbaden am Dienstag hatten sich die Sechziger von Interimstrainer Uwe Wolf getrennt und stellten nur einen Tag später mit Ewald Lienen einen neuen Coach vor, der auch über das Saisonende hinaus die Mannschaft trainieren soll. „Die Spieler werden sich jetzt extrem reinhängen, um sich bei ihrem neuen Chef auch für die kommende Saison anzubieten“, vermutet Seeberger.
Nach dem letzten Trainerwechsel von Marco Kurz zu Wolf konnten die Löwen drei Siege in Folge einfahren und das Thema Abstieg schien erst einmal in weite Ferne gerückt. Doch nach acht Spielen ohne Dreier müssen die Münchner nun doch noch einmal zittern. Zwar belegen sie momentan den 12. Tabellenplatz, doch beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz nur drei Zähler. Und so benötigt das Team von Ewald Lienen am Wochenende drei Punkte um auch rechnerisch auf der sicheren Seite zu sein.
Ganz anders die Bilanz der Tivoli-Kicker: Die Alemannia konnte sechs der letzten acht Begegnungen für sich entscheiden und bewegt sich deshalb in ganz anderen Tabellenregionen. Und genau auf diese Tatsache möchte Seeberger am Sonntag aufbauen. „Wenn wir so spielen wie in den letzten Spielen, die wir gewonnen haben, dann gibt es nur einen Sieger - und das sind wir“, ist der Coach zuversichtlich. Auf die Ergebnisse der Mitkonkurrenten möchte Seeberger wie erwähnt nicht schauen. „Es wäre natürlich ein Highlight, wenn es beim letzten Pflichtspiel auf dem Tivoli auch in Sachen Aufstieg noch um etwas gehen würde. Aber jeder weiß, dass wir das nicht mehr alleine in der Hand haben und dass wir viel Glück benötigen.“
Personell kann Seeberger in München beinahe aus dem Vollen schöpfen. Neben den Langzeitverletzten steht lediglich Seyi Olajengbesi aufgrund seiner Roten Karte aus dem Osnabrück-Spiel nicht zur Verfügung. Szilárd Nemeth hat nach seiner Zerrung wieder mit der Mannschaft trainiert, nur Daniel Brinkmann hat noch mit den Folgen seines Nasenbruchs zu kämpfen. Ob Abdul Özgen und Manuel Junglas, die beide in Zukunft dem Profi-Kader angehören werden, mit nach München reisen, wollte Seeberger noch nicht verraten.
Der Ticketverkauf für das Spiel ist in Aachen bereits abgeschlossen. Rund 1.200 Fans werden die Schwarz-Gelben nach München begleiten. Restkarten sind noch an den Tageskassen erhältlich.
Die Partie wird geleitet von Robert Kempter. Ihm assistieren Robert Kampka und Thomas Münch.
TSV 1860 München: Tschauner – Rukavina, Thorandt, T. Hoffmann, Baumgartlinger – Holebas, Beda, Ledgerwood, Johnson (86. Gulan) – Lauth (76. Rösler), Schäffler (90+4. Mlapa) / Trainer: Ewald Lienen
Alemannia Aachen: Stuckmann – Polenz, Szukala, Casper, Achenbach – Müller (31. Junglas), Lehmann, Fiel (73. Oussalé), Milchraum (62. Daun) – Holtby, Auer / Trainer: Jürgen Seeberger
1:0 Lauth (33.), 1:1 Auer (83.)
Thorandt (40.), Casper (47.), Rösler (82.), Junglas (85.), Holtby (87.), Schäffler (90.)
Robert Kempter (Sauldorf) – Robert Kampka, Thomas Münch
33.600 (davon ca. 1.200 aus Aachen)
Sonnen, 25 Grad
"Nach oben ist es jetzt vorbei." Ein wenig Enttäuschung klang in den Worten von Coach Jürgen Seeberger nach dem 1:1 in München schon mit. Nur ein Sieg hätte die Alemannia im Aufstiegsrennen gehalten, und der wurde eben verfehlt. "Bis auf den ausgebliebenen Sieg kann ich der Mannschaft heute nichts vorwerfen", so Seeberger: "Wir haben den Aufstieg sicher nicht heute verpasst." Viel ließ die Alemannia in der Defensive nicht zu, geriet aber trotzdem in Rückstand. "Eigentlich haben wir es genau richtig gemacht", fand Mirko Casper, der beim Gegentor unglücklich im Rasen hängen blieb. Benny Auer hätte sich schon vor der Pause mehr Druck nach vorne gewünscht. "Nach der Halbzeit hat man dann gesehen, wie verunsichert 1860 war, als wir sie unter Druck gesetzt haben", meinte der Torjäger, der seinen 15. Saisontreffer erzielte. "Für uns wäre heute mehr drin gewesen, deshalb bin ich schon enttäuscht", so Auer. "Aber wenn wir am Ende Vierter werden, dann haben wir wirklich eine gute Saison gespielt. Uns hat eben das Quäntchen Klasse gefehlt." Diesen Blick auf die Dinge hatte auch Lewis Holtby, der wegen der 5. Gelben Karte den Abschied auf dem Tivoli verpassen wird. "Vor ein paar Wochen sind wir noch im Mittelfeld rumgedümpelt, jetzt können wir Vierter werden. Natürlich haben wir uns hier mehr vorgenommen. Ich hätte den Ausgleich köpfen müssen, aber ich bin leider nicht Benny Auer", scherzte der 18-Jährige. Jürgen Seeberger gab sofort neue Ziele aus: "Wir wollen den vierten Platz verteidigen und dem Tivoli einen würdigen Abschied verschaffen."