Alemannia Aachen: Wirtz – Riechert, Engels – J. Boeven, M. Breuer, H. Wollgarten – A. Wesché, Baur, J. Wesché, Rex, Altenkamp
1:0 Wesché, 1:1, 1:2, 1:3 (48.)
"sehr mäßiger Besuch" (auf dem Sportplatz Tivoli)
Donnerstag, den 19. Mai sollte die Mannschaft aufgestellt werden, die dem Meister des V. Bezirkes die Ueberlegenheit der Ligavereine klar machen sollte. Abwesend aber waren der I. Spielführer und ein Spielausschussmitglied. Die Uebrigen brachten mit dem stellvertretenden Führer folgendes Mannschafts-Konglomerat auf die Beine: [...]
Auf dem Papier ist die Mannschaft gar nicht so schlecht, abgesehen von Baur, den ich längst aufgegeben habe.
In der Tat sind wir während der ersten Spielhälfte grösstenteils haushoch überlegen und erzielen schon in den ersten Minuten durch A. Wesche ein Tor.
"Aha, jetzt gehs los", sagten unsere Kenner und lächelten Hohn über den V. Bezirk. Aber dieser hatte einen famosen Torwächter und eine schnelle Verteidigung, unser Sturm dagegen viel Pech. Die Schüsse, sogar Breuer schoss, gingen meist gegen gegnerische Gebeine, Torpfosten oder drüber. Nach einer halben Stunde erzielt Solingen zwei Tore mittels Durchbrüchen.
Das war entmutigend, aber alles setzte seine Hoffnung auf die 2. Halbzeit, wo wir mit Sonne abwärts spielten. Breuer hatte mit J. Wesche gewechselt. Das Spiel in der 2. Hälfte aber gehört sicher zu den schlechtesten, die Alemannia je geliefert hat. Solingen erzielt nach 3 Minuten ein Unglückstor, indem ein Verteidiger einem Stürmer den Ball gegen den Leib tritt. Die Alemannen ärgert dies und sie fangen an, scharf zu spielen. Von der ganzen Mannschaft gefällt mir nur noch Wollgarten. Auf der rechten Flanke keine Spur von Kombination, auf der linken ab und zu ein kleiner Ansatz dazu. Breuer suchte sein Unvermögen, auf seinem Posten zu spieln, durch, gelinde gesagt, scharfes Draufgängertum zu ersetzen, womit er natürlich nichts erreichte, wohl aber bei einem weniger nachsichtsvollen Schiedsrichter manchen Strafstoss verwirkt hätte. Zwischen Läufer- und Stürmerreihe besteht kein Zusammenhang mehr. Engels wird wohl von dem Wahn geheilt sein, dass er gegen einen erstklassigen Sturm spielen könne.
So wurstelt sich das Spiel bis zum Schluss hin und Solingen verlässt mit dem Erfolg 3:1, hochbefriedigt vom ersten Sieg gegen eine Ligamannschaft. Weniger erfreut aber waren die Zuschauer, vor allem unsere Vereinsangehörigen, zu deren Mund ich mich wohl mache, wenn ich den Spielern zurufe: Wir verlangen nicht, dass unsere Mannschaften immer gewinnen; wohl aber dürfen wir erwarten, dass sie stets anständig, in doppeltem Sinne, spielen.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 11 / 1. Juni 1910)
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