Testspiele - Saison 1920/1921 - 9. Spieltag - Sonntag 13.03.1921  - 15:30 Uhr
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13.3.1921: Alemannia Aachen - Bonner FV 5:4

Nach längerer Zeit wieder einmal vollständig, stellte sich folgende Elf den Bonnern, die Ersatz für Schümmelfelder, Franken und Coenen mitgebracht hatten: [...]

Mit der Wahl hat Joe bei Gesellschaftsspielen entschieden Glück, auch heute fällt sie ihm zu. Er wählt Sonne und Wind im Rücken und überlässt seinen gegnerischen Freunden den Anstoss, der gut vorgetragen durch Drüberhauen von Schaps beinahe zu einem Tor geführt hätte. Soeben noch gehts gut, Joe erhält den Ball, geht durch, schiesst, doch Rütt im Bonner Tor wehrt liegend zur Ecke ab. Eine zweite Ecke verwandelt Joe zum ersten Tore. Wir führen 1:0. Anstoss, forscher Eingriff Bonns, Flankenlauf des Rechtsaussen, wieder fehlt Schaps, und Zumkley (halblinks) verwandelt prächtig 1:1. Verteiltes, sehr schnelles Spiel mit guten Einzelleistungen. Rütt rettet mehrmals mit Bravour. 2 Strafstösse wehren wir ab, unsere Verteidigung ist dem schnellen Stürmerspiel Bonns nicht gewachsen. 2 ihrer Fehler führen zu 2 von Zumkley verwandelten Toren und geben den Gästen mit 3:1 die Führung. Wir spielen überlegen, dank der durchdachten Abwehr unserer Läufer, erzwingen eine 3., 4. und 5. Ecke, die alle nichts einbringen. Rütt hat seinen Glanztag. Endlich ein Erfolg: Fincke bricht durch, umspielt, schiesst unheimlich scharf gegen den linken Innenpfosten, von wo der Ball hinter Rütt ins Tor saust. Weiter sind wir mehr im Angriff, trotz wiederholter Ausreissversuche Erdmanns. Schmitz schiesst zweimal, Joe einmal gegen die Latte. Die 6. Ecke wird daneben geköpft. Gutes Zusammenspiel krönt ein Schuss von Joe in die rechte Torecke. 3:3. Erneuter guter Angriff Bonns verpufft, eine 7. Ecke bringt uns nichts ein, dann ist Halbzeit.

Trotz der schlechten Seite sind wir vorerst mehr im Angriff. Rütt ist des öfteren der Retter in höchster Not. Bonn erzielt seine erste Ecke, die ins Aus geht. Doch Schmitz und Fincke tragen unseren Angriff vor und erzwingen weitere 2 erfolglose Ecken. Ein erneuter Durchbruch Fincke's wird von Nettersheim unfair unterbunden, der gegebene Elfer von Schmitz verwandelt. Wenig später flankt Joe, Goblet erhält freistehend den Ball zugeschoben, und elegant sitzt er im Kasten. 5:3. Damit ist die Kunst unserer Stürmer vorbei, der Tragödie letzter Teil beginnt, wenig ehrenvoll für einige unserer Leute. Schmitz und Fincke ergeben sich in lauten Vorwürfen (weshalb, ich weiss es nicht). Fincke macht zeitweise nicht mehr mit, bis Schmitz den Platz verlässt. Ist das, ihr Herren aus der ersten Mannschaft, das richtige Beispiel, das ihr unseren Jugendlichen geben sollt? Wollt ihr deren Vorbilder sein?

Durch das Ausscheiden von Schmitz verliert der Sturm seinen Zusammenhang, Bonn nimmt das Heft meist in die Hand und behält es bis zum Schluss. Dank der guten, aufopfernden Abwehrarbeit unserer Hintermannschaft holt der Gast nur ein Tor auf, sodass wir heilfroh sind, als der Schlusspfiff uns mit 5:4 als Sieger sieht. – Das schöne Spiel endete mit argem Missklang. Dass wir zu spielen verstehen, das zeigten wir in der ersten und zu Beginn der zweiten Halbzeit. Wenn unsere I. will, kann sie spielen und braucht keinen Gegner zu scheuen. Im Sturm besitzen wir in Fincke und Schmitz 2 erfolgreiche Stürmer, Goblet nicht so durchschlagskräftig, macht vieles durch Ueberlegung und Technik gut. Schwächer sind die Aussenstürmer. Wesche spielte trotz seiner starken Figur zu pomadisch und Korffmacher nimmt im gegebenen Augenblick nicht die richtige Stellung ein. Die Ballannahme ist bei Wesche besser.

In der Läuferreihe überragt Altenkamp durch technisch und taktisch bestehendes Spiel. Auch heute leistete er Riesenarbeit, die noch erfolgreicher wäre, wenn er nicht durch mancherlei Zurufe seine Mitspieler ihre eigentliche Tätigkeit minutenweise vergessen machte. Auch diese Zurufe sind verwerflich und müssen verschwinden.

Walchenbach, unser neu gebackener Mittelläufer, leistet stets durch forsche Angriffsart gute Arbeit. Seine Ballverteilung ist gut, das Kopfspiel muss er mehr verwerten.

Hager, zwar unermüdlich tätig, muss genaues und schnelles Zupassen üben, ich empfehlte ihm als Uebung die Pfahlmethode.

Schwach, besonders in der ersten Hälfte war unser Verteidigerpaar Schaps–Laumen. Hier haperte heute manches, vor allem fehlt die Beständigkeit.

Hennes, unser grosser, hielt nicht, was zu halten war; auch er ist nicht unfehlbar. – Unser Gegner stellte eine flinke Elf ins Feld, Rütt, Zumkley und Erdmann sind seine Besten.

Herr Jaentges von 05 als Leiter aufmerksam, jedoch klebt er zuviel an der Aussenseite.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 4; April 1921)

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