Testspiele - Saison 1907/1908 - 16. Spieltag - Sonntag 07.06.1908  - 16:30 Uhr
0
(0)
3
(3)

Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, Emunds – J. Boeven, Roolf, Essers – Wolff, Leussler, Sowden, H. Wollgarten, J. Wesché

Bradford City: Spendiff – Campbell, MacLean – Robinson, Millar, Hanger – Bartlett, Smith, O'Rourke, MacDonald, Handley

Tore

0:1 (7.), 0:2 (15.), 0:3 (40.)

Schiedsrichter:

Marum (Köln)

Zuschauer:

2.500 (auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

Bradford schießt Handelfmeter über das Tor (kurz nach Beginn) – Segnitz hält Foulelfmeter (2. Halbzeit)

7.6.1908: Alemannia Aachen - Bradford City 0:3

Ein solches Spiel hat auch eine Vorgeschichte, in diesem Falle eine sehr seltsame. Bradford, der Meister der II. Ligaklasse, gewährte seinen Spielern als Belohnung eine Auslandsreise und fragt bei der hiesigen Polizeibehörde an, welches der beste Aachener Verein sei: Infolgedessen langte bald darauf beim Schriftführer eine Anfrage an, ob wir ein Spiel annehmen würden. Nun sollte man meinen, dass die Versammlung bei der verhältnismässig geringen Entschädigungssumme mit beiden Händen zugegriffen hätte. Aber weit gefehlt. Denn bei der Abstimmung waren 12 Stimmen dafür und 12 Stimmen dagegen. Kurt Pfeiffer, damals noch Vorsitzender erwies dem Verein den letzten und nicht geringsten Dienst, indem er den Ausschlag zu Gunsten des Spiels gab.

Doch nun zum Spiele selbst. Die Aufstellung war folgende: [...]

Schon lange vor Beginn des Spieles umsäumten dichte Reihen den Platz, der sich in tadelloser Verfassung darbot. Das Wetter war wie bestellt, indem die übergrosse Hitze der letzten Woche durch die am Samstag und selbst Sonntag Vormittag noch niedergehenden Regenschauern gemildert war. So konnte sich ein Spiel entfalten, wie es Aachen noch nie gesehen hat. Herr Marum vom Kölner F.C. 99 leitete das Spiel in beide Parteien befriedigender Weise.

Sofort vom Anstoss ab unternahm Alemannia einen schönen Angriff und vermochte das Spiel noch etwa 5 Minuten offen zu halten. Dann aber hatten die Gäste sich zusammengefunden und zeigten alles, was man erwartet hatte, brillantes Einzelspiel, feines Kopfspiel und vor allem eine verblüffende Kombination. Während bei unseren Leuten der Ball, wenn er auf eine Flanke gekommen ist, dort verbleibt, bis man ihn an die feindliche Torlinie gebracht oder verloren hat, wandert er bei den Engländern während eines Angriffes bei vollständig flachem Zusammenspiel von einer Seite auf die andere. Fortwährend befinden sich alle Spieler in einer solchen Stellung, dass mit Leichtigkeit die Stürmer zu den Läufern, die Läufer zu den Verteidigern zurückspielen können. Selbst innerhalb der 16 m Linie, wo Alemannias Stürmer prinzipiell den Ball nicht mehr abgeben, stossen die Innenstürmer ihn noch den Aussenstürmern zu, die ihn dann totsicher vor's Tor senden. Nur in einer Hinsicht enttäuschten sie mich angenehm, nämlich in Bezug auf die Torzahl. Die Tore fielen nicht durch ungeheure Schüsse à la H. Wollgarten, sondern es waren nur kleine, unscheinbare Tore, aber desto unhaltbarer. Bald nach Beginn schlug Essers den Ball aus der Torecke fort. Der Elfmeter wurde drüber getreten. In der zweiten Hälfte wurde eine wegen Rempelns gegebener Elfmeter Segnitz auf den Leib getreten. Ob absichtlich? Von den oben erwähnten Törchen wurden in der ersten Hälfte 3 getreten. Unsere Stürmerreihe, die in der zweiten Hälfte mit Wollgarten Linksaussen und Wesché Linksinnen besser spielte, als in der ersten Hälfte, wurde dem gegnerischen Tore kaum gefährlich. Sowden und die rechte Flanke waren gut. Von den Läufern machte nur Essers den Engländern ernstliche Schwierigkeiten. Unsere Hintermannschaft war gut. Besonders Segnitz hatte einen glänzenden Tag.

Bei den Gästen fielen vor allen die Hinterleute, die Läuferreihe und die Stürmer auf.

Wie gut es übrigens ist, wenn, wie in Deutschland üblich, auch an der Torlinie Linienrichter stehen, zeigte ein Vorfall, wo Bradford einen von Segnitz abgewehrten Ball als Tor reklamierte. Aber Herr Marum war glücklicherweise nahe dabei. Später vereinigte der Schweitzersaal des Berliner Hofes beide Parteien, sowie die abends ankommenden Karlsruher zu gemütlicher Stunde, wobei uns Herr Segnitz durch einen englischen speech aus der Verlegenheit half.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 12 / 16. Juni 1908)

Verwendung von Cookies

Diese Seite nutzt Cookies für Google-Analytics. Sie können Cookies akzeptieren oder ablehnen und Ihre Entscheidung jederzeit ändern.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren

Einstellungen

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Ablehnen Akzeptieren
Cookie Einstellungen Historie

Historie

alles löschen Schließen