Testspiele - Saison 1907/1908 - 1. Spieltag - Sonntag 01.09.1907  - 16:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Laumen – M. Breuer, Emunds – Commer, Roolf, Essers – N. Creutz, Leussler, H. Wollgarten, J. Wesché, A. Wesché

FC Dordrecht: Beeuwkes – A. Kleyn, Goedhart – Hoen, Bischop, Koopman – van der Pol, Koopman, Sundermann, C. Kleyn, Spaan

Tore

0:1 Sundermann, 0:2 Spaan, 1:2 Wollgarten

Schiedsrichter:

Müller (Köln)

Zuschauer:

1.200 (auf dem Sportplatz Siegel)

1.9.1907: Alemannia Aachen - Dordrechter FC 1:2

Ik hoop dat D.F.C. zoo spoedig mogelijk een tegenbezoek aan Aken zal brengen, schrieb uns lieber Sim Vanderkloet, als unsere Leute Ostern das gastfreundliche "Dord" verlassen hatten. Seine Hoffnung hat ihn nicht getäuscht: am 31. August, dem Geburtstage der Königin Wilhelmina, nachmittags 2 1/2 Uhr entstiegen unsere Gäste dem Zuge, bewillkommnet von etwa 20 Alemannen, die es sich nicht nehmen lassen wollten, während des Nachmittages die Bärenführer abzugeben. Und nun entwickelte sich die ganze Sache programmässig: Imbiss im Berliner Hof, Wagenfahrt durch den Wald über Siegel, wo der Kaffee eingenommen wurde, bis Vaals und von dort zum Elisenbrunnen, von wo sich der Schwarm verlief aber natürlich, um nach Hause zu gehen. Am nächsten Vormittage folgte ein gemeinsamer Besuch der Schwimmanstalt, dann ging es an die Besichtigung der Stadt, was sich bis gegen Mittag ausdehnte. Nach dem gemeinsamen Mittagsmahl fuhren wir dann nach Siegel zum Wettspiel, dessen Schilderung ich einer berufeneren Feder überlasse:

Das Spiel beginnt unter Leitung des Herrn Müller vom Kölner F.C. 99 kurz nach 4 h. mit Alemannias Anstoss. Dordrecht bemächtigt sich des Balles und eilt in schnellster und exaktester Kombination unserm Tore zu. Ganz unerwartet schiesst Sundermann aus 25 m. Der Ball geht über Kurt ins Netz. Tableau!

Die Gäste bleiben weiter im Angriff. In der 8. Minute stoppt Laumen, um einen Eckstoss zu verhüten, den ausgehenden Ball; er zögert einen Augenblick, der dem schnellen Spaan genügte, zur Stelle zu sein und aus kurzer Entfernung einzusenden. 2:0 für Holland.

Die Unsrigen zeigen immer noch keine Besserung; alles spricht für eine schwere Niederlage. Die Halves wollen absolut nicht funktionieren, am wenigsten Roolf. Auch die Stürmer spielen vorläufig ungenau und zerfahren. Kreutz leistet sozusagen nichts. Aber allmählich kommt doch Schwung in die Sache. Es bessert sich allenthalben. Breuer giebt das beste Beispiel. Essers und Emunds fangen an, verständig zusammen zu arbeiten. 20 Minuten nach Beginn kann man das Spiel bereits ein offenes nennen, ohne allerdings den Gästen für die ganze 1. Halbzeit eine gewisse Überlegenheit absprechen zu wollen. Bei uns leidet das Spiel hinten etwas dadurch, dass man bezüglich Kurt nicht sicher ist und durchaus nichts aufs Tor kommen lassen will. Zwei hierdurch verwirkte Eckstösse bringt Kurt sehr gut weg. In der Stürmerreihe giebt man sich die ordentlichste Mühe, aber viel Unglück und teilweise auch Unsicherheit verhindern jeden Erfolg. J. Wesché und Wollgarten schiessen je einmal scharf gegen die Stange. Dann verpasst letzterer eine totsichere Sache; Leussler machts ebenso. Beeuwkes spielt zudem ganz verblüffend, so sicher und gut, dass man nicht mehr unterscheiden kann wo die Geschicklichkeit aufhört und das Glück anfängt. So kam die Pause, ohne dass uns ein zählbarer Erfolg beschieden war. Nach dem Wechseln haben wir die wenigstens für den Sturm bessere weil gewohntere Seite. Alemannia spielt unverkennbar besser als vorher und bleibt fast durchweg im Angriff. Einige kritische Situationen wehrt Beeuwkes, der übrigens für Holland repräsentativ ist, gradezu glänzend ab. Endlich findet ein Ball Wollgartens seinen Weg.

Ungestüm drängen die Unsrigen weiter; man will absolut gleichziehen. Aber der Tag ist unglücklich und das Trio Beeuwkes  Goedhart  Kleyn hervorragend. Der Rest der Spielzeit verläuft torlos und beim Schlusspfiff haben wir unverdient 2:1 verloren. Das Spiel war im grossen und ganzen offen; in der 1. Hälfte waren die Gäste, in der 2. wir, vielleicht in etwas stärkerm Masse, überlegen. Die Mannschaft des Siegers spielte vor allem sehr fair und mit vornehmer Ruhe. Enzelleistungen traten im Felde kaum bei ihnen zu Tage. Schnelles, flaches Zusammenspiel und gutes rechtzeitiges Schiessen zeichnete die Stürmer aus. Ich bin überzeugt dass, als ihr Mittelstürmer das 1. Tor schoss, bei uns erst das "eigentliche Dreiinnenspiel" eingesetzt hätte. Die Läufer waren unermüdlich und ebenso besorgt für Verteidigung wie Angriff. Die Backs und besonders der Torwächter waren, wie gesagt, ausgezeichnet. Nebenbei bemerkt fiel diese famose Elf durch grosse Verschiedenheit in der Körpergrösse auf.

Alemannia konnte mit ihrer Mannschaft unter den obwaltenden Umständen wohl zufrieden sein. Kurt rechtfertigte das Vertrauen, das man in ihn gesetzt hatte. Seine Begabung ist unbestreitbar. Im Verhältnis zu seinen andern Leistungen ist sein Tritt mangelhaft zu nennen. Das 1. Tor kam zu überraschend, unhaltbar war es nicht. Das 2. Tor ist darauf zurückzuführen. Nachdem er das Lampenfieber überwunden hatte, erledigte er sich recht annehmbar seiner Aufgabe. Ausser den beiden erwähnten Eckbällen bekam er direkt schwierige Sachen nicht in die Hände. Breuer war bereits in grosser Form. Er spielte zeitweise so überlegen, dass er sich meilenweite Spaziergänge mit dem Ball erlauben durfte. Emunds braucht erfahrungsgemäss immer einige Zeit um in Kondition zu kommen. Seine Abstösse waren besser als die seines Nebenmannes. Die Halves spielten nicht grade erhebend. Essers ist der taktisch beste von ihnen und auch am meisten auf den Angriff bedacht. Roolf besserte sich zwar erheblich gegen Schluss, aber der Einfluss seiner Militärzeit ist unverkennbar. Commer hat früher stets besser gespielt; vermutlich hatte er seinen schlechten Tag. Die Aussenstürmer markierten den schwachen Punkt der Mannschaft. Kreutz hat an Energie und Balltechnik verloren. Bei A. Wesché habe ich immer das Gefühl gehabt, dass er linksaussen nur in Vertretung arbeitet. Seine Centerbälle sind noch das beste an ihm. Er sowohl wie Kreutz spielen eine schlechte Rolle neben dem Dreigestirn, bei dem natürlich vorläufig noch längst nicht alles klappt. Wollgarten hält den Ball immer noch zu lange; sein rechter Nebenmann muss ihn ständig mahnen. Dieser hat etwas wenig Schussvermögen; seine sonstigen Eigenschaften verdienen höchste Anerkennung. J. Wesché kam mir etwas langsam vor. Im allgemeinen aber machte unsere "Erste" einen frischen, schneidigen Eindruck. Bei besser besetzten Aussenstürmerposten kann man auf ein befriedigendes Abschneiden in der kommenden Meisterschaftssaison berechtigte Hoffnungen hegen.

Nach dem Spiele folgte selbstredend eine kurze Kaffeerast. Dann in hellen Haufen singend und jauchzend zur Stadt in das Domhôtel. Hier wartete unser ein Abendessen, an das sich dann eine kleine Kneipe anschloss die recht fidel verlief. Unsere Gäste konnten nicht genug unserer Kommerslieder hören. Immer und immer wieder hiess es: Lassen Sie noch eins singen. Aber schliesslich verlangt auch an solchem Tage Morpheus seinen Tribut.

Am Montag erfolgte die Abreise. Einige der Herren fuhren schon um 7 Uhr fort, das Gros folgte mittags. Noch einmal ein während der beiden Tage so oft gehörtes Hip, Hip Hurrah und unsere Gäste hatten die alte Kaiserstadt verlassen.

Noch nie haben wir Gäste in unseren Mauern gehabt, die so mit uns harmonierten. Die natürliche Folge war, dass man sich allgemein gehörig anbiederte und sich amüsierte. Ich denke, dass die Dordrechter gerne an die Tage in Aachen zurückdenken werden, und dass wir noch häufig Gelegenheit haben werden, sie bei uns zu begrüssen. Jedenfalls haben sie uns auf das herzlichste zu sich eingeladen.

Ich möchte nicht schliessen, ohne noch einige Bemerkungen hieran zu knüpfen: meines Erachtens war das Gebotene zuviel. So sehr ich danken anerkenne, dass wir, d.h. unsere I., in Dord überaus gastfreundlich empfangen worden sind, so sehr muss ich aber auch vor Übertreibungen warnen. Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist bekanntlich nur ein Schritt und ich habe das Gefühl, als ob wir bei der gesamten Veranstaltung nur ganz wenig von diesem Schritt entfernt waren. Durch die Opferwilligkeit unserer Mitglieder und durch die Gunst des Wetters ist es uns gelungen, uns verhältnismässig gut aus der Affäre zu ziehen. Wie aber würde die Sache bei ungünstiger Witterung ausgesehen haben? Wie tief haben unsere Mitglieder, die sich das Opfer der Teilnahme auferlegten, in ihren Säckel greifen müssen? Man wird mir entgegnen: Einmal ist keinmal. Ich behaupte das Gegenteil: Haben wir a gesagt, müssen wir auch b sagen. Wie stellen Sie sich die Sache vor, wenn wir nach "Dord" gefahren sind, die Dordrechter Herren haben sich für das Übermass des Gebotenen in noch höherem Masse erkenntlich gezeigt und kommen nach Aachen zum Rückspiel? Was dann?

Aber ich habe das Zutrauen zu unseren Dordrechter Freunden, dass sie vernünftiger sind als wir und uns in unserer Grossmannssucht nicht folgen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 10 / 1. Oktober 1907)

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