Zu Weihnachten hatten wir die Maastrichtsche Voetbal-Vereeniging I zu Gaste und unterlagen 0:3. Ich gebe dem Berichterstatter der Kampfbahn das Wort:

Der sonnige, überaus milde Wintertag hatte eine ungeheure Zuschauermenge herangelockt; denn in erster Linie galt es, den bedürftigen Kindern zu einer reichhaltigen Weihnachtsgabe zu verhelfen und ausserdem war der Ruf der sympathischen Gäste derart, dass man auf eine sportliche Delikatesse hoffen durfte. Diese Hoffnung wurde grausam dadurch zerstört, dass der überwiegende Teil der Ligaelf, sei es aus triftigen, sei es aus gesuchten Gründen, dem Treffen fernblieb, was im Interesse unseres Sports sehr zu bedauern ist und auch bei den Besuchern nicht gerade Zeichen von Anerkennung auslöste.

Man war also auf Aachens Seite gezwungen, zu den 4 Spielern der ersten Mannschaft möglichst passenden Ersatz beizuflechten, was zum Teil gelang, um anderseits glänzend zu versagen. Schon gleich zu Beginn des Kampfes tritt es offensichtlich zutage, dass man es auf Seiten Hollands mit einer sehr gut eingespielten Mannschaft zu tun hat, während bei den Alemannen der Sturm sich gar nicht zurechtfindet, trotzdem er von der Läuferreihe die ausgiebigste Unterstützung findet. Die Gäste hingegen verstehen es weit besser, dank ihres brillanten linken Aussenstürmers, vor Aachens Tor zu erscheinen, wo Wirtz an Stelle von Hennes vorerst nur leichte Abwehrarbeit zu leisten hat, da das heutige Verteidigerpaar Schaps–Laumen ale Angriffe zu unterbinden versteht. Vorstösse der Alemannen sind zu saft- und kraftlos, um zum Erfolg zu führen, ausserdem werden die wenigen Flanken von der ganz unbeholfenen Mitte gar nicht oder zu schlecht aufgenommen. So ist es nur der gute Aachener Verteidigung, einschl. Läuferreihe zu verdanken, dass die Halbzeit torlos für die Holländer abgepfiffen wurde.

Nach Wiederbeginn verschärfen die Gäste das Tempo ganz gewaltig, halten die Hiesigen zeitweise ganz in ihrer Spielhälfte fest und erzielen in kurzen Abständen drei schöne Tore, die für Wirtz nicht zu halten waren. Obwohl die Stürmerreihe der Alemannen mehrfach Gelegenheit hat, Erfolge zu erzielen, bleiben diese doch unausgenutzt, da der Mittelstürmer ganz kopflos neben den Ball tritt, was vom Publikum mehr mit Humor als mit Ärger aufgenommen wurde. Als Altenkamp in letzter Minute einen Ball mit Wucht gegen die Querlatte getreten, war der ungleiche Kampf zu Ende.

Die Gästeelf repräsentierte, ohne besondere Glanzleistungen oder Finessen zu zeigen, mittelmässige westdeutsche Ligaklasse, nur der linke Aussenstürmer ragte besonders darin hervor, er dürfte bald als "Internationaler" von sich reden machen. Das ruhige, vornehme Spiel der Holländer hinterliess den allerbesten Eindruck; ich hörte, dass auch bei ihnen einige Ersatzleute vertreten gewesen seien. Bei den Alemannen ragten Altenkamp und Korffmacher tumhohc in der Mannschaft heraus.

Des ersteren raffinierte Technik stempelt ihn zu einem Läuferspezialisten, wie wir ihn mit Ausnahme von Schümmelfeldert, an dessen Spielweise er erinnert, hier in Westdeutschland kaum besitzen dürften. An Schnelligkeit und Ausdauer dürfte er ihm noch über sein. Korffmacher steht ihm in keiner Weise nach, und Hager ersetzte die vorläufig noch mangelnde Routine durch Eifer und Aufopferung, er wird sich schon machen, hatte auch einen gefährlichen Flügel zu halten. Neben einem gewissen Pflegma fehlte im Sturm auch eine kleine Dosis Leichtsinn nicht, nur Hansen gab sich ab und zu redlich Mühe. Zusammenarbeit war kaum zu bemerken. Für die Leitung durch Herrn Frösch (M. Gladbach) kann man ohne Bedenken das Prädikat "Vorzüglich" ausstellen, nicht das mindeste und wurde Spielern und Zuschauern gerecht.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Nr. 1; Januar 1921)