Testspiele - Saison 1909/1910 - 4. Spieltag - Sonntag 27.02.1910  - 15:30 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

Alemannia Aachen: Laumen – M. Breuer, A. Wesché – Riechert, J. Wesché, Essers – Wolff, T. Boeven, H. Wollgarten, Münker, Rex

Tore

1:0 Münker, 2:0 Wesché, 3:0, 4:0, 5:0, 5:1, 5:2

Zuschauer:

(auf dem Sportplatz Tivoli)

Besondere Vorkommnisse:

2 weitere Tore durch Münker

27.2.1910: Alemannia Aachen - Maastrichse VV 5:2

Das Zusammentreffen obiger beiden Mannschaften gestaltete sich gewissermassen zu einem sportlichen Ereignis, hatte sich doch trotz des unfreundlichen Wetters eine ganz ansehnliche Zuschauermenge zu diesem Spiele eingefunden. Beide Mannschaften traten mit Ersatz an; Maastricht für einen Verteidiger, Alemannia für Roolf und J. Boeven. Leider bedingte der Ersatz bei Al. noch mehrere Umstellungen, sodass einzelne Leute auf den neuen, ungewohnten Posten zeitweise nicht an ihr gewöhnliches Können herankamen.

Kurz nach 1/2 4 nahm das Spiel seinen Anfang, und es zeigte sich anfänglich eine grosse Hülflosigkeit aller Spieler, da der Platz infolge der vorhergegangenen Regentage gerade keinen guten Eindruck machte und das Spiel in der unangenehmsten Weise beeinflusste. Man war sich bald klar, dass ein direktes Abnehmen und Abgeben der Bälle ein ganz unsicheres Spiel ergab. Die Bälle werden meistens gestoppt und durch schnelles und gewandtes Vorbeispielen dem Gegner unerreichbar gemacht. So entwickelte sich allmählich ein etwas erfreulicheres Bild, ein Kampf zweier gutgeschulter Mannschaften. Bald war M., bald Al. im Vorteil. M. wird oft unter Führung seines Halbrechten Al. Tor gefährlich, die Verteidigung zeigt sich jedoch jeder Situation gewachsen. Die Bälle kommen immer in sicherem Zuspiel wieder zu den Stürmern, die ihrerseits, nicht alle mit dem gleichen Verständnis, das exakte Zuspiel bis zu dem feindlichen Tore fortsetzen. Leider zeigte sich vor dem Tore eine unbegreifliche Unentschlossenheit. Wollgarten hatte verschiedene Male Gelegenheit, durch forscheres und entschlosseneres Spiel erfolgreich zu werden. Die übrigen Stürmer schiessen mit mehr oder weniger Geschickt oft daneben, manchmal aber rettet der Torwächter M. in brillanter Weise. Eben kann er noch einen scharfen Schuss schwach abwehren, als schon der flinke Münker den Ball unter wohlverdientem Beifalle unhaltbar einsendet. Al. sitzt nun eine Zeit lang vor des Gegners Tor, noch 1 Minute ist es bis zur Pause, da gibt Joe einen schönen Schuss aufs Tor. Der Torwächter hält, lässt jedoch den Ball aus seinen Händen ins Tor gleiten und verhilft so Al. zu ihrem zweiten Treffer. Mit diesem Resultate geht es in die Pause.

Hatte sich in der ersten Hälfte Al. schon etwas besser als M. gezeigt, so war nach der Pause eine direkte Ueberlegenheit Al. zu konstatieren. In etwa gleichen Abständen erzielt Al. noch 4 Tore, von denen eines, von Wolff sehr schön getreten, wegen Abseitsstellung Tonis nicht gelten konnte. Schon scheint es, als ob M. nicht mehr aus seiner Umklammerung herauskäme. Die Verteidiger Al. sind schon bis zur Mitte des Platzes aufgerückt. Plötzlich erhält der stets auf der Lauer stehende Halbrechte Ms. den Ball, entläuft in rasendem Tempo der Verteidigung und schiesst aus nicht allzugrosser Entfernung, dicht neben der Stange unhaltbar das erste Tor. Man hätte annehmen dürfen, dieser Durchbruch bedeutete eine Warnung für Breuer und Wesche; doch leider war dem nicht so. M. gelingt es noch einmal auf ähnliche Weise, für Laumen wieder unhaltbar, ein zweites und letztes Tor zu treten. Noch einige Minuten und das in einzelnen Phasen ganz interesannte Spiel hatte sein Ende erreicht.

Die holl. Mannschaft fiel durch äusserst faires Spiel in der angenehmsten Weise auf; sie hat mehrere sehr gut veranlagte Spieler. Kombinationsspiel fehlt aber fast ganz und gar. Der Torwächter war ihr bester Mann.

Al. lieferte, besonders wenn man die obwaltenden Umstände (schlechter Boden, Ersatz und Umstellungen) berücksichtigt, ein befriedigendes Spiel, obwohl meines Erachtens ein höheres Resultat hätte erzielt werden müssen.

Laumen im Tor hatte nicht viel Gelegenheit sein Können zu zeigen. Breuer gefiel mir durch sein zielbewusstes und ruhiges Spiel. A. Wesche bolzte feste und sicher, ich glaube aber oft ohne Ziel; er muss mehr zuspielen. J. Wesche zeigte sich als umsichtiger Mittelläufer, der neben exaktem Zuspiel sicheren und starken Schuss besitzt. Sind das nicht Eigentschaften eines vollkommenen Mittelstürmers? Joes verdient besonders erwähnt zu werden. Riechert war in der ersten Hälfte bei dem schlüpfrigen Boden infolge seines Körpergewichtes etwas unbeholfen, zeigte dafür in der zweiten Hälfte, dass er auch auf ungewohntem Posten seinen Mann stellen kann. Essers fühlte sich manchmal nicht wohl als Läufer und fungierte dann und wann als sechster Stürmer bei seinen Kameraden. Rex war dadurch beinahe überflüssig. Nun zur Stürmerreihe. Ich erlaube mir den Helden des Tages, Münker, an erster Stelle zu erwähnen. Von ihm können seine Nebenleute noch manches lernen. Wieviel er durch sein forsches Vorgehen erreichte, beweisen am besten seine 3 Erfolge. Er war der einzige, der unermüdlich auf das Tor strebte und den Torwächter angriff, und es blühte ihm auf diese Art beinahe ein weiterer Erfolg, wären nicht unglücklicher Weise seine Hände dem Balle zu nahe gekommen. Rex ist ein äusserst talentierter und vor allem junger Spieler. Die Zukunft hat er bestimmt für sich. Leider war er oft kalt gestellt. Diese Unterlassungssünde hat zum grossen Teile Wollgarten auf dem Gewissen. Er hatte wohl oft schöne Momente, musste aber als Mittelstürmer auch die Seele des Angriffs sein, im Felde die Bälle gleichmässig auf die Flügel verteilen und vor dem Tore grössere Energie, Entschlossenheit und vor allem uneigennütziges, rasches Ballabgeben. Sollte es wirklich Egoismus von W. sein, wenn er oft vor dem Tore unnütz umher dribbelt? Toni fehlt noch die nötige Routine und besonders mehr Energie. Dem Komb.-Spiel passte er sich sehr gut an und zeigte zuweilen ganz netten Schuss. Wolff hatte einen guten Tag; er kam mit dem Balle immer schön durch und gab gut zur Mitte. Der Schiedsrichter gab sich redlich Mühe, sein Amt in einwandfreier und zufriedenstellender Weise zu versehen.

(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 6 / 16. März 1910)

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