Alemannia Aachen: Hennes – Schnieber, Walchenbach – Laumen, J. Wesché, Schroeder – Vogeno, Büsges, H. Wollgarten, Altenkamp, Hoffmann
1:0 Büsges, 2:0 Büsges
J. Wollgarten (Alemannia)
(auf dem Sportplatz Tivoli)
H. Wollgarten schießt Foulelfmeter neben das Tor (1. Halbzeit) – Elberfeld verschießt Foulelfmeter (nach dem 1:0)
Unsere Mannschaft spielt zunächst gegen den starken Wind. Einige Zeit beherrscht sie das Spiel, bis sich Elberfeld zurechtfindet und den Kampf offener hält, jedoch werden seine Angriffe nur selten gefährlich. Die Schüsse gehen meist zu hoch oder daneben. Bei einem Gedränge macht ein Elberfelder Verteidiger Hand im Strafraum. Den Elfmeter tritt Wollgarten absichtlich daneben, was bei den Zuschauern lebhafte Zustimmung findet. Einige gute Schüsse verfehlen wegen des heftigen Windes knapp ihr Ziel. Was sonst aufs Elberfelder Tor kommt, hält der kleine Ersatztorwart sicher. Er erntet mehrfach Beifall, der auch Hennes zuteil wird, als er einige brenzliche Sachen an unserem Tor in bekannter Manier unschädlich macht. Im Elberfelder Angriff fällt namentlich er Halblinke durch schöne Schüsse auf. Beide Verteidigungen halten wacker stand und so endet nach verteiltem Spiel die erste Hälfte torlos.
Nach Wiederbeginn setzt unsere Mannschaft mit Unterstützung des Windes Dampf auf und drängt Elberfeld allmählich in seine Hälfte zurück. Jedoch arbeitet seine Verteidigung sehr sicher. Schliesslich gelang es aber Büsges, einen ihm schön zugespielten Ball an einem Verteidiger vorbei zu bringen und ihn, für den Torwächter unhaltbar, in die rechte Torecke zu schiessen. Nach Anstoss dasselbe Bild. Elberfeld kommt nur selten zu einem Durchbruch, der aber jedesmal von unseren Verteidiger zurückgewiesen wird. Unsere Läufer füttern den Sturm unausgesetzt mit Bällen; Wollgarten kann einige schöne Schüsse anbringen, die aber der Torwächter sehr gut hält. Nach einem Eckstoss am Elberfelder Tor kommt der Ball bis in unseren Strafraum, wo Walchenbach einen Stürmer regelwidrig hält. Aber auch Elberfeld nutzt in echt sportlicher Weise den gegebenen Elfmeter nicht aus. Gleich darauf sind unsere Stürmer wieder vor des Gegners Tor, und Hoffmann kann einen schönen Schuss anbringen, den der Torwächter nicht mehr erreicht. Das Tor wird wegen abseits nicht gegeben. Endlich kommt unsere Mannschaft noch zu einem Erfolge, als Büsges einen Ball nach einem Gedränge aus kürzester Entfernung einschieben kann. Bis zum Schlusse wird nichts mehr erzielt, trotzdem das Elberfelder Tor ständig belagert wird.
Elberfeld stellt eine ziemlich ausgeglichene mannschaft, die über ganz gute Technik verfügt, auch waren die Leute durchweg sehr schnell. Hervorzuheben sind neben dem Torwächter der Mittelläufer und der halblinke Stürmer. Alle Anerkennung verdient die durchaus faire Spielweise der Mannschaft.
Unsere Elf scheint allmählich wieder auf die berühmte Pfingstform zu kommen. Das Zusammenspiel der Stürmerreihe machte zeitweise einen bestechenden Eindruck. Nur lähmte die Hitze scheinbar etwas den Spieleifer. Hoffmann zeigte gute Anlagen, konnte sich jedoch mit seinem Nebenmann schlecht zusammenfinden, erhielt aber auch viel zu wenig Bälle. Seine Flanken waren verschiedentlich sehr schön. Ich habe die Ueberzeugung, dass er auf seinem Posten noch Tüchtiges leisten wird, wenn er erst eingespielt ist. Altenkamp hatte die Schießstiefel vergessen, von seinen gefürchteten Schüssen war wenig zu sehen, einige Vorlagen verhaute er ganz gewaltig. Wollgarten verdient ein volles Lob, sowohl sein Zusammenspiel als auch sein Schuss zeigen stete Verbesserung. Auch Büsges bewährte sich gut, er war, wie immer, die Seele des Angriffs. Vogeno spielte zufriedenstellend, nur scheint er keine Eckstösse machen zu können. Die Läuferreihe spielte in bekannter Weise. Wesche wie immer mit Feuereifer, der auch bei Laumen festzustellen war. Schröder hielt seinen Flügel gut; seine Versuche, aus weiter Entfernung einen Torschuss anzubringen, wurden nur zu häufig, als er einmal damit den Beifall der Zuschauer gefunden hatte. Die Verteidigung war vorzüglich, namentlich Schnieber war schnell am Ball und sicher. Bei Walchenbach sah ich auch die sosnt so sehr vermissten befreienden Stösse.
J. Wollgarten als Schiedsrichter erfüllte sein Amt zur vollsten Zufriedenheit beider Parteien. Seine Entscheidungen traf er stets ruhig und sicher. Das Spiel hatte anscheinend die zahlreichen Zuschauer hoch befriedigt, nur entspricht das Resultat nicht dem Spielverlauf, 5:1 wäre wohl richtiger gewesen.
Für die Freunde eines fairen Kampfes war das Spiel ein Hochgenuss, es stach vorteilhaft von manchem Ligatreffen der vergangenen Spielzeit. Hoffen wir, dass es nicht das letzte Mal war, dass die sympathische Mannschaft aus Elberfeld hier ein Spiel geliefert hat.
(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, Aachen e.V. / No. 7; Juli 1914)
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