Alemannia Aachen: Segnitz – M. Breuer, H. Breuer – Commer, Roolf, K.? Baurmann – Cornely, J. Wesché, F.? Spennrath, Emunds, A. Wesché
US Verviétoise: u.a. Lacroix
1:0 Spennrath, 1:1, 2:1 Wesché, 3:1 Wesché, 4:1 Emunds, 5:1 Wesché
Schröder (Mönchengladbach)
"erfreulich starker Besuch" (auf dem Waldspielplatz)
Die Union Sportive Verviétoise, das Produkt dreier Vervierser Vereine, die wir früher schon einzeln mit unserer II. Elf schlugen, war der stärkste Gegner, den Belgien uns in den letzten Jahren nach hier schickte. Die Aussenhalves waren Duchschnittsspieler, die Backs und der Zenterhalf wirklich gut, und was dem Torwächter an Geschick fehlte, ersetzte er durch sog. Dusel. Die Stürmerreihe mit gut kombinierenden Innen- und schnellen Aussenstürmern hätte uns oft verhängsnisvoll werden können, wenn unsere Verteidigung, zumal M. Breuer, Commer und Segnitz, nicht so scharf auf der Hut gewesen wäre. Unser Sturm dagegen liess wiederum manches zu wünschen übrig. A, Wesché ist trotz seiner drei Tore und einer Menge knapp vorbeigehender Bombenschüsse, statt welcher er meistens vorteilhafter gezentert hätte, eben kein Stürmer (Anmerkung der Redaktion: d.h. eben kein vollendeter Stürmer). Von Emunds gilt dasselbe. Seine Bälle zur Flanke sind meistens unbrauchbar. Ausserdem kann ich nicht einsehen, wie er bei jedem gegnerischen Vorstoss unser einziges Heil darin sieht, dass er ständig zurückgeht. In der Stürmerreihe gähnt dann jedesmal ein grosses Loch, und die Hinterleute kommen durch die unvorhergesehene Mitarbeit leicht aus dem Konzept. Spennrath und Joe waren im Feld unsere besten Stürmer, doch giebt ersterer ungenau ab und Joe braucht zum Schuss eine kleine Ewigkeit. Bei Cornely fällt die mangelhafte Ballbehandlung sehr auf. Zudem stellt er sich meistens sehr unglücklich. Er muss seine Spielweise völlig anders und nebenbei seinen Eifer verdreifachen, es wäre sonst zu schade um das prächtige Laufen.
Das Spiel beginnt mit dem Anstoss der Belgier. Nach dem im Anfang üblichen Wolkenkratzen geht bald ein flaches und ziemlich schnelles Spiel über den Platz. Zuerst ist von einer Überlegenheit einer Partei nichts zu sehen. Dann aber wird das Zusammenspiel der gegnerischen Innenstürmer zeitweilig etwas nervös, da Roolf den gefährlichen Lacroix tatkräftig bewacht. In der 20. Min. zwängt sich Spennrath durch die Backs und giebt aus kurzer Entfernung ein. Die Belgier legen sich nun mächtig ins Zeug; das Tempo ist bisweilen sehr schnell und unsere Deckung hat alle Hände voll zu tun. Der gegnersiche Rechtsinnen, den Roolf zu decken vergass, erhält aus einem Einwurf den Ball und schiesst scharf gegen die Stange, von der der Ball ins Netz prallt. 1:1. Trotz aller beiderseitigen Anstrengungen ändert sich bis zur Pause nichts an diesem Stande. Segnitz hält, von Lacroix bedrängt, einige leidliche Schüsse der Gäste, aber auch unser Sturm ist erfolglos, da er unvollständig, ohne Emunds, aufziehen muss. Die zweite Hälfte zeigt zuerst dasselbe Bild. Die beiderseitigen Verteidigungen kommen über einige kritische Momente glücklich hinweg. Dann aber klappen die Gäste, die sich zu früh ausgegeben haben, sichtlich zusammen. Kurz hinter einander schiesst A. Wesché je einmal in die linke und rechte Ecke und Emunds knallt 5 Min. später einen dritten Ball unter die Stange. Die Belgier raffen sich noch einmal auf und Segnitz kann zweimal das Leder noch eben um den Pfosten bringen. Aber bald ist auch dieser letzte Kraftfond verpufft und Alemannia hält bis zum Schlusspfiff das Heft in Händen. Einen hohen Zenterball Cornelys führt A. Wesché dem Orte seiner Bestimmung entgegen. Einige totsichere Chancen wurden virtuos verpasst. Trotzdem kann man mit dem Resultate zufrieden sein, denn es drückte das Stärkeverhältnis für uns vielleicht etwas zu günstig aus. Das Spiel dagegen, wenn es auch gegen die vorhergehenden eine kleine Besserung zeigte, liess einen durchweg unbefriedigt. Herr P. Schröder M.-Gladbach leitete das Spiel zur allgemeinen Zufriedenheit. Das böswillige Abseitsrufen der Belgier fiel auch diesmal unangenehm auf. Der Besuch war nach der zweimonatlichen unfreiwilligen Pause erfreulich stark.
(Nachrichtenblatt d. F.C. Alemannia, No. 6 / 1. Juni 1906)
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