Alemannia Aachen: Hennes – Walchenbach, X. Baurmann – Laumen, J. Wesché, Schroeder – Vogeno, Büsges, H. Wollgarten, Altenkamp, Cl. Baurmann
Wacker München: u.a. Kieferl (Tor)
1:0 Wollgarten, 2:0 Baurmann, 2:1, 3:1 Wollgarten
1.500 (auf dem Sportplatz Tivoli)
Das prachtvolle Frühlingswetter und die Aussicht, unsere in Formverbesserung befindliche Mannschaft gegen einen guten süddeutschen Gegner kämpfen zu sehen, hatte etwa anderthalb Tausend Zuschauer am Ostersonntag in Tivoli versammelt.
Dass die sogenannte schlechtere Seite für unsere Stürmer die vorteilhaftere ist, zeigt sich bald. Die Münchener Verteidigung bekommt ziemlich viel Arbeit, zeigt sich aber jeder Lage gewachsen. Drüben geht Walchenbach mächtig dazwischen, und Hennes fängt ab, was zu ihm kommt. Wesches Kopfstösse machen jeden gegnerischen Abstoss unwirksam; einmal gibt er flach zur Mitte, der Ball wird zu Altenkamp hinübergehoben, der ihn mit prächtigem Kopfstoss Wollgarten vorlegt: ein Augenblick grösster r Spannung; dann schiesst Wollgarten blitzschnell scharf neben der Stange ein. Das Spiel bleibt zunächst ziemlich gleich verteilt; Wackers Mittelstürmer holt nach gutem Angriff zum ausgleichenden Schuss aus; da drängt ihn Walchenbach (m. E. zu scharf) vom Ball ab, und die Gefahr ist beseitigt. Wurde hier den Münchenern eine berechtigte Hoffnung genommen, so wandte sich bald nachher das glück wiederum gegen sie, als ihr rechter Läufer – wohl aus Aufregung – im Strafraum den Ball mit der Hand zu Boden schlug. Den Elfmeter sandte Cl. Baurmann unhaltbar in die Ecke. Die Aachener bleiben dann bis zum Wechseln etwas mehr im Angriff; doch kann Hennes einmal nur durch grossartiges Hinwerfen retten. Cl. Baurmann kommt verschiedentlich gut durch; aber seine Flanken gehen zu weit zurück. Einige Eckstösse Vogenos misslingen, einen bringt er schön vor's Tor; aber der Torwächter faustet in schwieriger Stellung und weiss auch ferner bis zur Pause sein Netz rein zu halten.
Für die zweite Hälfte scheint sich Wacker allerhand vorgenommen zu haben; seine wuchtigen Angriffe machen unserer Hintermannschaft viel zu schaffen. In höchster Not läuft Hennes aus dem Tor; der Ball prallt zum Münchener Linksinnen; dieser gibt nach rechts, wo sein Nebenmann knapp abseits steht; das schön gewonnene Tor kann daher leider nicht gegeben werden. Trotz des hartnäckigen Pechs ist München immer noch mehr im Angriff, da einzelne Alemannen bedenklich nachlassen. Endlich sitzt denn auch ein scharfer, überraschender Ball des Mittelstürmers, aus etwa 16 m, unter die Latte. Kurz darauf lenkt X. Baurmann dem schussbereiten Rechtsinnen Wackers den Ball vom Fuss zur Ecke ab, und Schroeders Kopf greift ebenfalls rechtzeitig ein. Danach aber bringt ein guter Angriff der rechten Aachener Flanke, der mit einem feinen Schuss Wollgartens endet, die Entscheidung.
Die Münchener Mannschaft war gut und der unsrigen durchaus ebenbürtig. Man darf nicht vergessen, dass sie schon ihr zweites Spiel lieferte, während die Unsrigen noch frisch waren. Um so mehr ist anzuerkennen, dass ihr Spiel gerade in der zweiten Hälfte an Kraft gewann und dem Vereinsnamen alle Ehre machte. Hervorragend war der Torwächter und ein Verteidiger.
Unserer Mannschaft scheinen in letzter Zeit Gesellschaftsspiele besser zu liegen als Ligaspiele. Das Spiel gegen Bonn (9:3) soll ja noch besser gewesen sein; aber was man diesmal in der ersten Hälfte sah, war auch nicht ohne. Die Verteidigung war gut. In der Läuferreihe zeigte Schroeder, wie nach den Berichten zu erwarten war, ein feines Spiel; Wesche war der alte, wirksame Spieler, während Laumen sich verbessert hat. Vogeno und Cl. Baurmann boten das gewohnte Spiel; der Innensturm, in dem ich Büsges als kräftig spielenden Rechtsinnen zum ersten Male sah, hat mir gut gefallen. – Ich kenne die heutigen Gegner in den Ligaspielen nicht mehr so genau; aber ich meine, wenn unsere Mannschaft immer so gespielt hätte wie Ostersonntag, hätte mein Neujahrswunsch sich erfüllen können.
(Nachrichtenblatt des F.C. Alemannia, Aachen e.V. / No. 5; Mai 1914)
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