Testspiele - Saison 1920/1921 - 19. Spieltag - Montag 16.05.1921  - 16:00 Uhr
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Spieldaten

Aufstellung

BC Augsburg: u.a. Lang

Alemannia Aachen: Hennes – Schaps, Walchenbach – Hager, Altenkamp, Korffmacher – Fürguth, F. Fincke, F. Schmitz, Goblet, Cl. Baurmann

Tore

0:1 Goblet, 0:2 Schmitz

16.5.1921: BC Augsburg - Alemannia Aachen 0:2

Pfingstmontag, 16.5.

Nach ausgedehntem Schlag gings um die Mittagsstunde zum Bahnhof; Hut und Mantel waren längst ausser Gebrauch; heiss glühte die Sonne vom Himmel und verbrannte Adam die Platte. Nach einstündiger Fahrt langte wir in Augsburg an; über das Spiel gegen den dortigen B.C. und die überaus herzliche Aufnahme durch seine Mitglieder will Herr Herff sich äussern; also:

In Augsburg wurden wir herzlichst empfangen, der offene, ehrliche Willkommensgruss tat uns gut. Um 4 Uhr begann das Spiel, nachdem beide Mannschaften vom Photographen festgehalten worden waren. Für uns traten an: [...]

Die Mannschaft lieferte ein Spiel, wie es das Augsburger Publikum – nach eigenen Aussagen – lange nicht mehr gesehen hat. Ballannehmen, Ballstoppen, Kopfspiel, Sichverstehen usw., sogar Mund halten, waren einzig. Die Augsb. Elf war fleissig fair, die Hauptarbeit leistete der internationale Mittelläufer Lang, mehrere sichere Tore rettete er in höchster Not. Hans Altenkamp zeigte heute ebenfalls – wie sein Gegenüber – Kanonenarbeit. Das 1. Tor fiel durch Goblet nach Flanke Fürguths. Der längst verdiente 2. Puffer war ein Durchbruch Schmitz'. Es blieb bei 2:0 für uns. Unsere besten Leute waren heute Altenkamp, Schaps und Hager. Vor allen Dingen verwertete letzterer die ihm vorher gegebene Mahnung, mehr mit seinem Aussen zu arbeiten, ausgezeichnet.

Alles weitere geht aus dem Spielbericht der "Deutschen Sportzeitung" vom 24.5. hervor:
Alemannia Aachen war am Sonnabend anlässlich des 10. Stiftungsfestes der MSV. Gast in München, am zweiten Feiertag stellte sie sich dem Augsburger Publikum vor. In München spielten die Rheinländer unentschieden 2:2 (2:2), in Augsburg gewannen sie dagegen gegen den BSC mit 2:0 (1:0). Trotz des ungewöhnlich warmen Maitages nahm das Augsburger Spiel einen recht scharfen, aber stets anständigen Verlauf. Die Aachener waren – neben sonstigen technischen Vorzügen – meist schneller am Ball als ihre Gegner, und übertrafen überhaupt die Erwartungen mancher Anspruchsvollen. Die sehr sympathische Mannschaft wies zwar keinen nenneswerten schwachen Punkt in ihren Reihen auf, soweit im Felde – aber vor dem gegnerischen Tore krankte auch sie an den bekannten Uebeln, daher ihre bescheidenen Torzahlen. BSC hat sich seit den Verbands-Spielen ohne Zweifel verbessert, und wäre der Mittelstürmer nicht so sehr abgefallen, wären Erfolge unausbleiblich gewesen.

Nach dem Spiel zeigte uns der liebenswürdige Herr Kuhn kurz die Sehenswürdigkeiten Augsburgs. Im Vereinslokale wurden freundl. Worte gewechselt, die Rede und Begrüssungsworte des I. Vorsitzenden gingen uns "Rheinländern" zu Herzen, sie zeugten von einer reinen Gesinnung unserer Freunde. Die Antwort unseres "Dicken" fand mächtigen Beifall; die überaus liebenswürdige Aufnahme musste, da wir umständehalber nach München zurück wollten, bereits um 10 Uhr unterbrochen werden. Der Abschied wurde uns nicht leicht gemacht. Auf dem Bahnhofe sollen sich vor dem Speisewagen herzerreissende Szenen abgespielt haben (???).

Dienstag, 17.5.

Der Tag ward eröffnet mit einer Autofahrt quer durch München: Isarbrücken, Maximilianaue, Siegessäule, Engl. Garten, Universität und Neue Pinakothek. Nach dem Essen gings mit dem gleichen Beförderungsmittel hinaus zum Zoo, wo Franz durch Steinwürfe die Adler zu Flug zu bewegen suchte und Max uns in überaus liebenswürdiger Weise zum Besuch seiner Behausung – Pavillon der Dickhäuter – einlud. Ausser wirklichen weissen Mäusen gabs hier u.a. auch ein Nilpferd, dessen Gestalt und Beschäftigung uns einen Vergleich mit "Nero auf dem Throne" nur allzu nahelegte. Den Abend verlebten wir im Variete "Petershof" am Marienplatz bei sehr schönem Programm.

Mittwoch, 18.5.

Schon früh raste der Unteroffizier vom Dienst durch Flur und Zimmer mit seinem markerschütternden Schrei: Aufstehen, Kaffeeholer heraus! Mussten wir doch schon vor 9 Uhr am Bahnhof sein, um uns in dem meist überfüllten Zuge nach Berchtesgaden ein Plätzchen sichern zu können. Ueber Rosenheim, Chiemsee und Reichenhall kamen wir gegen 2 Uhr in B. an und setzten uns gleich in Marsch der ca. 2 Stunden von hier entfernt liegenden Almbachklamm. Es war sehr lohnend. Gegen 8 trafen wir wieder in Berchtesgaden ein, um zu vernehmen, dass der Postautodienst nach Ramsau (8 km ab B.), unserer Unterkunft für die nächsten Tage, erst mit Juni eröffnet werde. Also Privatautos! In R. stiessen wir auf unsere Kameraden: Walchenbach, Baurmann, Korffmacher und Schaps, die bereits einen Tag vor uns München verlassen hatten und grade von der Erstürmung des Watzmanns (Hocheck) talwärts kamen. Alex war noch in tiefer Ergriffenheit über die "fabelhaften Klotzerl", die im Gebirge angetroffen hatte, und Schaps glich in der Tat einem "Madagassen".

Donnerstag, 19.5.

Um 8 Uhr schon trabten wir unter Führung von Hein in 2stündigem Marsch zum Königssee. Nur "Kochtöpfle" machte nicht mit, da ihm Wege über 1 km anscheinend ein Greuel sind; von seinem Gastzimmer "auf der Alm" winkte er uns, notdürftig bekleidet, ein frohes Wiedersehen zu. Er soll mit einem Wagen zum See nachgekommen und dort vor lauter Staunen über all die Naturschönheiten – eingeschlafen sein. Wir anderen aber machten eine Bootspartie quer über das Wasser bis zum Obersee und dann halbwegs zurück nach St. Bartholomae, von wir nach dem Mittagessen einen, wenn auch vielen mühsamen, so doch recht lohnenden Aufstieg zum Trichubelpass unternahmen. Dass Schwimm hierbei ohne Hose ging und vor uns begegnenden Vertretern des langhaarigen Geschlechts verschiedentlich flüchten musste, dass Casperle und Stierle auf Halbschuhen durch Geröll und ewigen Schnee zogen und Adam wahren Kolonnenstreicher auf "Kammer empfangen" zu haben schien, soll der Nachwelt nicht verborgen bleiben. Der Abstieg führte uns zwischen dem Felsmassiv des Watzmanns, der Teufelshörner und des Hochkalter hindurch ins Wimbachtal mit abschliessender Wimbachklamm; nach ca. 8stündiger Wanderung erreichten wir, Herr "Klotzerl" mit den Knieen nach der Heimat, unseren Ausgangspunkt Ramsau wieder, wo wir Maxle – oh' welche Seltenheit – beim Essen antrafen.

Freitag, 20.5.

Nach reichlichem Frühstück hiess es schon wieder Abschied nehmen von dem reizenden, ideal gelegenen Ramsau, da die Durchführung des Wochenprogramms es so verlangte. Die 1. Hälfte der Touristen verliess gegen 11 Uhr den Ort zu Fuss, die 2. folgte um 1 Uhr mit dem Wagen nach, – dieser war mal ausnahmsweise "klotzig" teuer – um sich vor dem Salzbergwerk in Berchtesgaden wieder zu vereinen. Dessen Besichtigung ging eine Metamorphose vorauf, d.h. wir zogen über unseren eine echte Bergmannsgarnitur, sogar mit dem bekannten Lederschurz hintendrauf. Und dann gings auf Schmalspurwägelchen ins Innere der hier wirklich recht salzigen Erde (bis 80%) hinein. Nach ca. 800 m Fahrt stiegen wir ab und vollführten nunmehr die Besichtigung der einzelnen Solen aufwärts durch Lift, abwärts auf verschiedenen Holzrutschbahnen, auf denen wir uns eng hintereinander halten mussten. Max vergass hierbei den eigentlichen Zweck des Lederschurzes, er glaubte infolgedessen beim Abschluss der Rutschpartie an einem gewissen Körperteile die hohe Temperatur von 40° Celsius feststellen zu müssen. Diese Fahrt auf der Rutschbahn ist übrigens, leider die einzige Type unserer ganzen Tour, im Bilde festgehalten worden; Interessenten werden sie demnächst im Schaufenster der Firma Prinz-Schefer sich ansehen können. Um 1/2 5 Uhr nahmen wir unter Blitz und Donner in Berchtesgaden von den Alpen Abschied, um gegen 1/2 10 Uhr wieder im lieben München anzukommen, woselbst die Freude über unsere Wiederkehr sowohl im "Augustiner-Bräu" als auch hernach bei Rosa eine sehr grosse war. Nur ein Mitbewohner unserer Etage, der einzig ungemütliche Bayer, den wir im ganzen Lande antrafen, schien für unsere späte Rückkehr, bezw. für die Karaffen Wassers, das vom Rücken unseres Dicken herab in sein Zimmer lief, kein Verständnis zu haben. Nach echter Bayernart wollte er Max mit seinem Taschenmesserchen (Klinge ca. 30 cm) ans "Leibchen". Den besänftigenden Worten Casperles gelang es jedoch, den Aufgeregten zu beruhigen. Wir hörten ihn später in einem kleinen Gemach, das gewöhnlich die Zahl unter 1 hat, dicke Balken sägen.

Samstag, 21.5.

Von den grossen Anstrengungen im Gebirge erholten wir uns durch langen Schlaf und ein nicht zu knappes Mittagessen. Ich möchte der Allgemeinheit nicht vorenthalten, was einer unserer Klique (wer? sagt die Redaktion!) hierbei vereinnahmte: 1. Vorspeise, 2. Leberspätzlesuppe, 3. Holsteiner Schnitzel mit gerösteten Kartoffeln, 4. Hammelbraten, 5. Pfannkuchen, 6. 2 Bismarckheringe mit Pellkartoffeln! – Kein Wunder, dass dem Betreffenden Schuhe und Weste nicht mehr passten. "Das Viecherl" legte sich dann auch hernach aufs Ohr, während wir anderen zum Sportplatz des F.C. Bayern fuhren, auf dem anlässlich des Bayrischen Fliegergedenktages ausser Flugvorführungen und leichtathletischen Veranstaltungen ein Wettspiel dieses Vereins gegen Blau-Weiss, Amsterdam stattfand. Unvergesslich wird uns allen wohl der Eindruck des Aufmarsches der Leichtathleten sein, den an die Tausend (Herren und Damen) aufführten und an den sich spannende Staffelkämpfe anschlossen. Ich selbst hatte nur das eine Gefühl: Armes Westdeutschland, wie weit hinkst Du doch in dieser Beziehung nach! – Das Fussballspiel, zu dem der Ball von einem Flugzeuge in geringer Höhe mitten aufs Feld geschleudert war, endete 2:0 zugunsten der Holländer, dank ihrer grösseren Entschlossenheit im Sturm. U.a. wohnte auch Ludendorff den Vorführungen bei. Den Abend verlebten wir im Deutschen Theater, dem grössten Variete Süddeutschlands. Wir kamen wirklich auf die Kosten. Noch immer höre ich das schallende Gelächter unseres lieben Felix.

(Vereinszeitung des Aachener Turn- u. Sportvereins Alemannia 1847 / Sondernummer; Juni 1921)

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